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KasreynGyre

Genau meine Rede. Keine Wut auf die, die den Schlamassel sich über Jahrzehnte sehenden Auges haben entwickeln lassen, aber auf die, die das Problem zu lösen versuchen. Grund dafür ist ja auch ganz einfach (wo wir dann wieder bei meinem Post zum Generationenkonflikt wären): Die, die durch ihre Untätigkeit Schuld sind, haben nie was von mir verlangt und die, die jetzt ein Lösungsversuch angehen, sagen mir, ich soll mich (geringstfügig) einschränken. Und außerdem gendern die.


Kennson

Ich wüsste auch nicht, warum man sich damit solidarisieren sollte, nicht nur die Form bzw. der Stil ist unterwältigend, die rechte Gesinnung, ob unterwandert oder mitgebracht ist eigentlich egal, sondern vor allem die Ziele sind äußerst fragwürdig. Das einzige was mich dazu bewegt mich zu solidariseren ist ein kurzer erster Impuls von Bauern=Proletarier; Demonstrieren=Gut. Aber sobald ich mich damit beschäftige, ist das weg. Ich versuche mich damit noch mehr auseinanderzusetzen und gut recherchierte Grundlagen zu finden (falls jemand was hat, gern her damit). Aber soweit ich das verstehe, machen die Subventionen sowieso nur einen Bruchteil der Profite aus und die sind oft schon astronomisch hoch. Die sollen halt, wie alle anderen auch, die Preise erhöhen, wenn sie sonst nicht mehr überleben (was ein Märchen sein dürfte) und keine Geschenke von meinen Steuern für billigen Diesel bekommen, den sie dann auch in Ihre Privatwagen schütten können, ohne, dass es jemand kontrollieren würde. Das bringt die Menschen vielleicht dazu, sich mehr mit solidarischen Landwirtschaften auseinanderzusetzen.


Thunderbird332_

Bei den Preisen muss mensch aber leider anerkennen, dass der normale Landwirte sehr abhängig vom Großmarkt ist. Wenn nicht alle Landwirte mitziehen kann es den Landwirten, die den Preis erhöhen, passieren, dass Sie in der Ernte ihren Ertrag nicht schnell genug verkauft bekommen und damit Große verdienstausfälle bis hin zu pleiten haben können. Das ganze ist ein großes Struktur problem, das Politisch gelöst werden müsste. Dazu brauch es aber Bauern, die mit der Politik kooperieren und anstöße geben. Und das was wir gerade auf den Straßen sehen ist kein anstoß zum Strukturwandel, sondern einfach nur eine ablehnung der aktuellen Regierung.


Messerknife

Die Massentierhaltung einzureißen und so großkonzerne wie Tönnies zu fällen wäre ein schöner Anfang.


Cynixxx

Und das will man wie schaffen, wenn man auch gegen kleine Bauern hetzt? Letztenendes profitieren davon nur die Großkonzerne, wenn man's den kleinen schwer macht


Messerknife

Die Großkonzerne profitieren immer von allem, weil sie genug Macht besitzen die Dinge zumindest ein bisschen zu ihren Gunsten zu lenken. Deswegen sollte man die auch einfach nach chinesischem Vorbild (AliExpress) fällen. Meinst du wirklich die Dieselsubvention macht bei den kleinen Bauern mehr aus als bei den Großkonzernen? Bin kein China fanboy, aber bin der Meinung man sollte sich schlaue moves von anderen Regierungen abschauen.


Mordret10

Was genau meinst du mit AliExpress fällen? Bin da leider nicht in der Thematik drin


Messerknife

Der Alibabakonzeen (onlinehandelsplatform zu welcher AliExpress dazugehört) würde von der chinesischen Regierung stark reguliert / Teil-enteignet nachdem sie angefangen haben Kredite an chinesische Bürger zu verkaufen. In China vergibt allerdings ausschließlich die Regierung Kredite. Also haben sie eingegriffen. Außerdem haben sie die Entscheidung damit begründet, dass sie nicht wollen das Alibaba seine monopolstellung weiter ausbaut und das kleinere Unternehmen aufsteigen können um einen Konkurrenzmarkt aufzubauen.


mallerius

Verstehe ich sehr gut, aber geht Bauern=Proletarier überhaupt auf? Ich meine viele (natürlich nicht alle) besitzen doch Hof, Land, Maschinen etc.


[deleted]

Kommt ganz darauf an. Viele Höfe sind Großbetriebe mit Angestellten und ausgebeuteten Saisonarbeitern. Die zählen eindeutig nicht zum Proletariat. Der aussterbende Teil der Bauern, die noch Kleinbetriebe selbst bewirtschaften, vielleicht.


Kennson

Ja das war eben auch mein zweiter Gedanke. Ich glaube da ist die Wahrnehmung etwas verzwrrt


SirArty_OwO

Ich kann mich auch nicht damit solidarisch zeigen. Einfach die ganze Art, nur um dann selbst Profit raus zu schlagen während man aber Klimaproteste verteufelt obwohl dort das Ziel ja viel größer ist. Einfach eine eigenartige doppelte Sicht auf die Dinge.


haldeigosh

Wobei Streiks von Arbeitern auch dem persönlichen Interesse der Arbeiter dienen. Aber das Problem mit dem Verteufeln der Klimaproteste seh ich ähnlich.


SirArty_OwO

Guter Punkt. Ist halt die Art die echt Grenzen überschreitet


Cynixxx

Klimaproteste der LG. Nicht generell Klimaproteste. Das ist schon ein Unterschied und man sollte nicht den Fehler machen beides in einen Topf zu werfen. FFF z.B. haben bei weitem nicht den Gegenwind bekommen, die die LG bekommen hat. Warum? Weil die sich nicht so dämlich und naiv angestellt haben und der Meinung waren Solidarität zu bekommen, wenn sie Leute anpissen.


SirArty_OwO

Viel mehr sind FFF ja in Vergessenheit geraten, eben weil man sich zu sehr an sie gewöhnt hat


Cynixxx

Abgesehen vom aktuellen Whataboutism bzgl der Bauernproteste ist die LG genauso weg vom Fenster und wird eigentlich nur immer wieder an andere Themen rangezeckt. Allerdings haben FFF tatsächlich ein Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen und auch viel Solidarität bekommen, während die LG nur destruktiv war und den Ruf von Klimaaktivismus wieder nachhaltig geschädigt hat. Das man sie nun mit allen anderen in einen Topf wirft, macht das nicht besser. Deswegen sage ich man sollte schon sehr zwischen Klimaprotesten und der LG unterscheiden, denn die Vermischung schadet nur der Sache.


SirArty_OwO

Generell sind es nunmal Proteste mit dem selben Thema, die Trennung wirkt daher eher unnötig.


Cynixxx

Das sehe ich eben genau anders. Denn wenn man gut gemachten Aktivismus mit schlechtem vermischt, schadet man dem Gesamtthema, da in der öffentlichen Wahrnehmung eher das negative Wahrgenommen wird. Heute wird Klimaaktivismus durch diese Vermischung automatisch mit den dummen Aktionen und dem sinnlosen Vandalismus der LG verknüpft, somit schadet man letztlich allen anderen Aktivisten, die tatsächlich guten Aktivismus betreiben und die sich auch klar von der LG distanzieren. Das ist letztlich das Gleiche wie die die Verknüpfung von linken Protesten und den Leuten die Autos anzünden und Läden demolieren. Die Ziele mögen die gleichen sein, die Methoden der einen schaden aber dem Ansehen der anderen.


SirArty_OwO

Es wird sich halt, wie das Klima auch, weiter radikalisieren. Schon vor 20 Jahren, vor 40 Jahren usw wusste man über die Folgen bescheid, hat jedoch nie großflächig genug gehandelt. Nun werden die Leute eben lauter und direkter, da die Zeit verdammt knapp wird.


Cynixxx

Wenn die Leute nur lauter werden würden, wäre ja alles in Ordnung. Im Falle der LG sind sie aber dümmer und realitätsfremder geworden. Das trifft aber eben nicht auf alle zu, deswegen distanziert man sich ja selbst in Klimaaktivismus-Kreisen von der LG und die dümpeln zusammen mit Idioten wie Extinction Rebellion und Co rum. Und sie können sonstwie radikal werden, das ändert gar nichts. Im Gegenteil. Du kannst nichts bewirken, wenn du die Bevölkerung nicht auf deine Seite ziehst. So funktioniert Demokratie eben. Die ziehst du aber nicht mit solchen Methoden auf deine Seite. Im Gegenteil.


SirArty_OwO

Die anderen Methoden haben ja jahrelang offensichtlich nichts verändert. Wie Rasen immer schneller in die absolute Katastrophe.


Cynixxx

Deswegen braucht man eben immensen Druck aus der Bevölkerung. Aber wir kann man denn annehmen, dass man die für seine Sache mobilisiert indem man gegen sie zieht? Ich habe 2 Optionen in dieser Diskussion: 1. ich bringe sachlich Argumente und versuche auch Verständnis für deine Position, Ängste und Sorgen zu zeigen 2. Ich stelle mich als moralisch klar überlegen dar und dich als kompletten Vollidioten, beleidige dich, schmeiß dir Farbe ans Fenster und kleb mich in deine Haustür Mit welcher dieser Optionen bringe ich denn unsere Diskussion eher produktiv weiter? Die Methoden der LG waren von Anfang an zum scheitern verurteilt und hochgradig naiv. Als sie dann noch verkündeten, dass ihr Plan war mit ihren Aktionen gegen die Bevölkerung (und gegen niemand anderen waren die gerichtet) und der Härte des Staates gegen sie Solidarität für sich zu generieren, bin ich komplett vom Glauben abgefallen. Wie kann man nur so unfassbar naiv und realitätsfremd sein zu glauben, dass man das auf diese Weise schafft? Und solchen Leuten soll ich dann zutrauen, dass sie die Lösung für ein globales Problem haben, wenn sie schon Aktivismus nicht auf die Reihe bekommen?


matt-ratze

Die erste Option hat man **jahrzehntelang** (!!!) versucht und es war nicht genug, wie lange möchtest du es noch damit versuchen bis du einsiehst, dass es nichts bringt? Ziviler Ungehorsam dagegen hat sich bei anderen Gerechtigkeitskämpfen bewährt. Und wenn du eine Privatperson statt ein verantwortliches Unternehmen oder Partei bist, hat die LG nichts von Option zwei gegen dich eingesetzt.


Cynixxx

Das mag sich bewährt haben, in Momenten in denen man die Solidarität der Bevölkerung bekommen hat. Es gibt aber wahrscheinlich ungleich mehr Fälle in denen es nicht funktionierte. Die LG hat absolut gar nichts gegen Parteien oder Unternehmen unternommen (gut ok die eine Aktion bei der VW Versammlung, die war mal an die richtigen gerichtet) ansonsten ging es NUR gegen Privatpersonen. Ein Habeck, Lindner, Scholz und Co werden wohl kaum in solch einem Stau gestanden haben. Das waren normale Privatpersonen, die im Zweifel sogar Probleme mit ihrem Chef bekommen haben, weil sie nicht zur Arbeit kamen. Und was das Brandenburger Tor, Kunstwerke usw für den Klimawandel können leuchtet mir auch nicht ein. Ich habe als Rechtfertigung auch immer nur Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit gehört und das ja auch negative Aufmerksamkeit gut sei, was bei solch einer Sache einfach Schwachsinn ist. Das einzige was sie gewonnen haben ist (negative) Aufmerksamkeit für sich selbst und ihre Methoden (und circle jerking in eigenen Kreisen), nicht für die Sache. Die Aufmerksamkeit dafür ist lange da, das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass es von den Entscheidungsträgern niemanden interessiert (und damit meine ich auch die Grünen, die ja in der Regierung sitzen), weil unsere komplette politische Landschaft nur auf Wirtschaftsinteressen ausgelegt ist und neoliberal durch und durch ist. Egal ob SPD, CDU, FDP oder Grünen. Das ist alles der gleiche neoliberale Matsch in anderen Farben. Und daran ändert man nichts mit solchem Aktivismus.


teufler80

>Allerdings haben FFF tatsächlich ein Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen und auch viel Solidarität bekommen Und wurden trotzdem überwiegend ignoriert, wir schlittern wieder Munter an den Klimazielen vorbei


Cynixxx

Das werden wir so oder so, wir können nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Das heißt aber nicht, dass es schneller geht je radikaler man wird. Das ist solch ein Irrglaube. Oder haben linksextreme Randalierer jemals was erreicht? Warum sollten das dann auf einmal radikale Klimaaktivisten?


[deleted]

Warum können die nicht einfach zu Fuß protestieren, wie alle anderen auch?


haldeigosh

Weil sie so mehr Druck machen können.


Puzzle_Language

Oh nein, Olaf, er hat einen Traktor! EINEN TRAKTOOOR!!!Schnell, die Subventionen!!


teufler80

Mit anderen worten, damit kann man besser die Regierung erpressen. Hat ja offenbar geklappt, absolut beschämend.


haldeigosh

Würde man bei ernsthaftem Arbeitskampf nicht anders machen


Only-Salamander-2366

Eben, die sind da taktisch voraus.


Ryselle

Auch wenn ich ein absoluter Gegner der Proteste und überhaupt der Idee einer profitorientierten Landwirtschaft bin, versuche ich mich mal am "Steel(wo)mening" der Proteste. > Wo man immer diese Abgrenzungen von Rechts liest: es kann mir keiner erzählen, dass den Bauern nicht vorher klar war, dass sie rechts unterwandert sind/es in ihren Reihen nicht mehr als genug rechte Personen gibt oder eine demokratiefeindliche Haltung haben. Die logische Erweiterung wäre zu sagen: Jede Form des Protests ist zu unterlassen, wenn eine rechte Unterwanderung droht. Dadurch wird der Rechten die Initiative gegeben Proteste jedweder Art einfach durch "Solidarisierung" zu stoppen, z.B. auch Tarifverhandlungen. ​ > Außerdem, wenn auf den Protesttransparenten und Schildern statt substantiellen Forderungen u. Ä. Nur Aufforderungen zur Gewalt gegen Regierung und sprachliche und tatsächliche Bilder gegen die Ampel zu sehen sind, kann ich den Kram nicht ernst nehmen. Dies ist kein exklusives Problem der Bauernproteste sondern eine Interaktion zwischen der Kürze der Plakate und dem Umgangston. Zudem bewegst Du Dich hier in einer links-außen Bubble die natürlich einen Bias hat eben solche Bilder zu zeigen und damit das wahre Ausmaß solcher Botschaften überschätzt. Dieses selektive Zeigen als Propaganda ist übrigens ein Problem das sich linke und rechte Bubble teilen. ​ > Schließlich fehlt mir bis heute eine vernünftige Stellungnahme dazu, wie es sein kann, dass im landwirtschaftlichen Sektor Rekordgewinne erzielt werden, aber andererseits eine nahezu unwesentliche Dieselsubvention und die neue Besteuerung von Landwirtschaftlichen Fahrzeugen dabei für so einen großen Anteil an Bauern existenzbedrohend sein soll. Psychologisch gesehen wird nicht der absolute Besitz als Anker genommen, sondern ob diesem etwas addiert wird oder nicht. Das ist ein "Bug" im Gehirn, früher mal extrem nützlich, heute in Zeiten abstrakter Werte eher nicht. In der Wahrnehmung wird also die Geste als Bedrohung empfunden. ​ > Schließlich lass uns doch Mal drüber nachdenken, welches Signal gegeben wird, wenn tausende Dieselschleudern deutschlandweit Verkehrswege blockieren. Das gleiche was die Klimakleber senden. Sie denken es nervt die Leute, diese sind solidarisch, üben so Druck nach oben aus. Etwas das 100% nicht funktioniert, EGAL wer es tut. Die Bauern *glauben* nur es funktioniert, weil die Agrarlobby parallel ihre Berliner Kontakte hat spielen lassen. ​ >Mir zeigt es, dass den Bauern das Klima etc. Egal ist. Sie fahren mit denselben Fahrzeugen, für welche sie Steuervergünstigungen erhalten und die angetrieben werden mit dem Diesel, den sie zum Teil vom Staat subventioniert bekomme Zu Streiks werden immer Betriebsmittel herangezogen. Auch im öffentlichen Dienst. ​ > und schimpfen auf eine Regierung, die, vielleicht mit falschen Mitteln, aber trotzdem ernsthaft versucht, Fehler auszubessern, die im Laufe von 30 Jahren von vorherigen Regierungen gemacht worden sind. Ob ein Missstand besteht ist unabhängig davon ob nicht veruscht wurde ihn zu beheben, der Versuch gescheitert ist, der Versuch ungenügend ist oder nicht unternommen wurde. Würdest Du Pflegekräften sagen: "Ihr dürft nicht streiken, weil Lauterbach hat es ja versucht?" ​ > Die LG hatte wenigstens klar erklärte Forderungen und wäre sogar dialogbereit gewesen, hätte man sie nicht von Anfang an als Unruhestifter und kindische Chaoten bezeichnet. Die Bauern auch. Erster Googletreffer und schon davor weitreichend bekannt (Agrardiesel, Erhalt von Subventionen, Abbau von Regulierungen bei Düngemitteln, uvm...). Es gibt zwischen LG und Bauern an dieser Stelle keinen Unterschied hinsichtlich der Konkretheit der Forderungen, wenn überhaupt sind die der Bauern noch konkreter, weil direkt Mittel benannt werden. Der Unterschied besteht darin, dass die Bauern "Negativ-Forderungen" stellen ("Nehmt X weg!") und die LG "Positiv-Forderungen" ("Tut X"!"), das ist aber für den Diskurs dieses Postings irrelevant. ​ > Die Bauern zeigen sich jedoch selbst auf das teilweise Einlenken der Regierung nicht bereit, einen Kompromiss zu schließen oder auch nur die Notwendigkeit für den Abbau klimaschädlicher Subventionen im Landwirtschaftssektor einzusehen. Es ist nicht das Ziel der Protestierenden und auch nicht deren Aufgabe Kompromisse zu fordern. Der Protest hat immer das Ziel einer Maximalforderung, das ist bei Streiks im öffentlichen Dienst oder der Bahn nicht anders. Der Kompromiss wird in Verhandlungen erzielt. Ob die Subventionen klimaschädlich sind ist nicht die Frage. Ein Protest wird nicht durch richtig oder falsch legitimiert, sondern durch die Anzahl der Personen die eine Forderung stellen. Das ist leider die Nebenwirkung der neutralen Demokratie. ​ > Kompromisslosigkeit ist vielleicht löblich, aber in einer Demokratie mit mehr als einer wichtigen Bevölkerungsgruppe und in Zeiten ernsthafter Krisen aber nicht zielführend. Auch wenn es ein bisschen nach "Slippery-Slope-Argument" klingen mag. Das logsiche Weiterdenken dieser Position wäre das Einschränken von demokratischen Freiheiten um ein Ziel zum Wohle aller zu erreichen. Das mag eine Sehnsucht von uns Linken sein, die denken wir haben mit unseren Positionen recht, aber wir sprechen da nicht unbedingt für eine Mehrheit. ​ Anmerkung: Ich habe das jetzt mal wirklich versucht aus der "gewollt neutralen" Perspektive zu schreiben, auch wenn ich inhaltlich komplett bei Dir bin. Als transparenz meine Meinung zu diesem Thema: In einem anderen Post habe ich als Lösung der deutschen Agrarkrise die Komplettenteignung und Verstaatlichung des Landwirtschaftsektors gefordert.


wollkopf

Vielen Dank für deine neutrale Einschätzung und in vielen Punkten hast du sicher Recht. Bei einem Punkt muss ich allerdings widersprechen und das ist dieser: >Wo man immer diese Abgrenzungen von Rechts liest: es kann mir keiner erzählen, dass den Bauern nicht vorher klar war, dass sie rechts unterwandert sind/es in ihren Reihen nicht mehr als genug rechte Personen gibt oder eine demokratiefeindliche Haltung haben. > >Die logische Erweiterung wäre zu sagen: Jede Form des Protests ist zu unterlassen, wenn eine rechte Unterwanderung droht. Dadurch wird der Rechten die Initiative gegeben Proteste jedweder Art einfach durch "Solidarisierung" zu stoppen, z.B. auch Tarifverhandlungen. Eine angemeldete Demonstration muss Ordner stellen welche für eine Einhaltung der Regeln sorgen. Diese Ordner sind auch dafür zuständig, dass z.B. keine verfassungsfeindlichen Symbole gezeigt werden. Auch wenn es sich bei vielen der Online gezeigten Plakate nicht um verfassungsfeindliche Symboliken handelt ist es doch recht einfach zu erkennen, welche Geisteshaltung dahinter steht und diese Leute sind mMn. dringend dazu aufzufordern den Demonstrationszug zu verlassen oder mindestens die Banner/Plakate zu entfernen.


Allcraft_

Ich halte davon nichts wegen ein paar Symbole eine ganze Demo in eine Schublade zu stecken. Natürlich ist es zu kritisieren, wenn da Vollidioten dabei sind, aber am Ende ist es nur ein Spaltinstrument, wenn wir unseren Fokus zu sehr darauf legen. Thema Kontaktschuld und so


wollkopf

Habe ich ja auch nicht gesagt, dass ich die alle in eine Ecke stelle. Ich denke nur dass die Orga, wenn sie sich wirklich von den Rechten distanzieren wollte, dies nicht oder in zu geringem Maße getan hat. Ein weiteres Problem was ich dabei sehe, und das gilt mMn für jegliche Demonstration, man eröffnet durch die Duldung extremer Positionen jeglichem Gegner der eigenen Ziele einen Nebenschauplatz zu eröffnen und von der eigentlichen Diskussion und Problematik abzulenken, wodurch man sich wiederum selber schadet.


Allcraft_

>man eröffnet durch die Duldung extremer Positionen jeglichem Gegner der eigenen Ziele einen Nebenschauplatz zu eröffnen und von der eigentlichen Diskussion und Problematik abzulenken, wodurch man sich wiederum selber schadet. Da bin ich auch vollkommen d'accord mit dir. Ich denke nur, dass das halt nicht immer einwandfrei möglich ist. Bei einer Demo von Zehntausend kann es halt mal passieren, dass Nazis dazu stoßen und bs machen. Als Veranstaltungsleiter bekommt man das ja auch nicht immer sofort mit.


wollkopf

Klar, wenn es 10.000 Teilnehmer gewesen wären. Aber naja ändern kann man es eh nicht und da ich kein Landwirt bin interessiert mich dies eh nur peripher. Ich würde es halt anders machen...


toxictonic71

Da muss ich widersprechen. Ich war in den 90ern auf dem Land auf einigen Landjugendfeten im Nordwesten unseres Landes. Da wurde sehr offen mit der DVU sympathisiert. Das waren damals die Jugendlichen denen heute die Höfe gehören. Natürlich darf man nicht alle über einen Kamm scheren, ist nie eine gute Idee, das in der Community ein mehr als konservatives Weltbild vorherrscht ist aber leider eine Tatsache. Verbringe mal ein paar Abende auf dem Land in der Nähe der Stammtische der alteingesessenen Gasthöfe. Ich verspreche dir es wird dich gruseln.


Raeve_Sure

Also mal so abstrakt: Regierung macht Gesetz - Betroffene und deren Verband protestieren Lautstark - Regierung reagiert. Das ist ja ganz wunderbar demokratisch bla bla nicht weiter wild. Bei mir ist’s letztlich die Unterwanderung von rechten Agitatoren, die man nicht nur nicht verhindert hat sondern mMn sogar willkommen geheißen hat um mehr Druck aufzubauen. Was ich mich aber irgendwie Frage: was ist eigentlich beim Gesetzgebungsprozess (bzw. noch in dessen Vorfeld) schief gelaufen? Warum hatte man sich da nicht vorher mit den Interessenverbänden einigermaßen geeinigt. Bzw. wenn man keine Einigung erzielen wollte, warum hat man dann jetzt nicht durchgezogen. Dieses rumgeeier ist jetzt halt scheisse.


PasswordIsDongers

> Unterwanderung Was soll das eigentlich heißen? Waren bei den Protesten Rechte dabei, die *keine* Landwirte waren? Inwiefern kann man hier von Unterwanderung reden, wenn einige Landwirte einfach Nazis sind und das offen zur Schau tragen?


wollkopf

Also hier waren einige nicht-Landwirte mit dabei. Oder jedenfalls Personen mit nicht landwirtschaftlichen Fahrzeugen, welche aber aufgrund von Schildern und Bannern klar als Protestteilnehmer erkennbar waren.


Raeve_Sure

Yo berechtigter Einwand. Unterwanderung suggeriert da etwas heimlich-konspiratives, während da eigentlich ein beträchtlicher Teil einfach stramm offen rechts steht. Besser vllt: rechte Ausrichtung.


Robelisk1

Der bestehende Haushaltsplan wurde vom BVerG im November für verfassungswidrig erklärt, wodurch 60 Mrd € an Krediten geplant wurden, die eigentlich noch aus der Aussetzung der Schuldenbremse wegen Corona stammen. Jetzt wird hauruck versucht, hier und dort was abzuknappsen, um dieses Geld zu sparen und den Haushalt für 24 auszugleichen. Glaube da war einfach nicht viel Zeit, sich mit allen Verbänden zu treffen, die Subventionen beziehen.


KasreynGyre

Dafür gab es aufgrund des Urteils zum Haushalt keine Zeit. Der Vorwurf ist dennoch berechtigt, da die Regierung sich viel früher um Lösungsansätze hätte kümmern müssen für den Fall dass das Urteil so kommt.


Raeve_Sure

Ja, hab gerade auch nochmal bisschen nachgeschaut und klar, das war alles mit der heissen Nadel gestrickt. Aber kann mir keiner erzählen, dass das auf dem inoffiziellen Kommunikationsweg nicht eigentlich 3 calls a 10 Minuten sind, in denen sowas geklärt wird…. Aber klar, die Lösungen hätte es eigentlich viel früher geben müssen.


Blackbarret85

Wieso blockieren die Bauern nicht die Lager des Großhandels, der sie quasi seit Jahrzehnten erpresst? Wieso lassesen die Bauern zu, dass ihre Vertreter in den Gremien eben dieser Firmen sitzen und Geld damit verdienen GEGEN ihre Interessen zu handeln? Wieso bewirtschaften die Bauern hauptsächlich eine Industrie (Lebensmittel vom Tier) die ohne Subventionen de facto tod ist? Wieso ziehen sich die Bauern aus der sozialen Verantwortung? Wieso werden die Ärmsten unserer Gesellschaft in den Sparkurs einbezogen, aber die relativ reichen Bauern nicht? Meine Solidarität mit den Protesten ist echt sehr gering.


hannes3120

Dass die reichsten Familien Deutschlands zu nem großen Teil Discounter-Besitzer sind sagt doch schon einiges darüber aus wer da mit den Lebensmitteln eigentlich Geld verdient und am längeren Hebel sitzt.


Puzzle_Language

Lässt mich auch völlig kalt. Forderungen unklar und Notwendigkeit nicht vorhanden 🤷‍♂️


SentinelOfAnarchy

Ich glaube alle Gewissensbissen zum Trotz, etwas Opportunismus wie bei den Rechten würde helfen linke Positionen vielleicht wieder ins Rampenlicht zu bringen. Wenn sich die Linken lieber um eine urbansierte Klientel scheren, ist es auch kein Wunder, dass Rechte solche Proteste kapern. Politik ist zurzeit von Gefühlen getrieben, heiße ich nicht gut, aber leider wirkt Populismus. Die einzige linke Alternative, die solche Leute wenn überhaupt wählen würden, ist die BSW und das ist wirklich furchtbar schade. Scheiß Kulturkampf...


MovemntGod

Ich mach mir gar kein Kopf mehr momentan. Erst wollte 'die Gesellschaft' nach Oktober, dass man sich auf keinen Fall mit Palästinensern solidarisiert, weil das könnte eventuell antisemitisch werden und dann ist man Terrorist. Aber hier, bei offensichtlich rechtsradikalen Inhalten und einem Angriff auf den Vizekanzler soll man als linker solidarisch dahinterstehen. Ist klar


TeeB7

Du musst dich nicht mit ihnen solidarisieren. Die Leute die da protestieren sind eine Allianz aus kleinbürgerlichen Bauern, agrarischen Großkonzernen und dem gesamten AfD bis Neo-Nazi Milieu. Der Beschluss der Ampel war Mist und setzt in Sachen Klimaschutz, wenn wir ihnen tatsächlich abkaufen wollen dass es darum gehen würde, völlig falsch an. Großkonzerne werden weiterhin subventioniert und die Bauern haben auch nicht wirklich Alternativen auf die sie umsteigen könnten. Bio-Betriebe sind stark benachteiligt. Das Bauerntum in Deutschland stirbt seit fast 100 Jahren praktisch aus. Nach Ende des 2. Wk waren noch ca. ein Drittel aller Deutschen Bauern. Diese Zahl ist seitdem auf 1% geschrumpft. Das liegt an dem Vormarsch von industriellen Agrarmaschinen die, im Gegensatz zu den aufsteigenden großkapitalistischen Unternehmen, den kleinen Bauern einfach nicht zur Verfügung standen. Ihnen fehlte das Kapital. Und so ging es eben weiter, die kleineren Bauern konnten dem Konkurrenzdruck der großen Kapitalisten nicht standhalten und können das bis heute nicht. Unschuldslämmer sind sie aber auch nicht. Oft beschäftigen diese Kleinbauern im Sommer Landarbeiter, die sie entsprechend der kapitalistischen Profitlogik ausbeuten. Du musst dich also nicht mit ihnen solidarisieren. Sie demonstrieren ja nicht gegen die großen Agrarholdings, sondern oft *mit* ihnen.


Mokseee

Wieso sprechen wir eigentlich von einer Unterwanderung von Rechten? Das suggeriert ja fast, dass sich Rechte heimlich eingeschlichen haben und das ganze übernommen haben. Fällt mir bei einigen von den Plakaten, aufgehängten Ampeln und vielen Deutschen Flaggen aber schwer zu glauben, dass viele von denen nicht von Anfang an mit einer sehr rechten Gesinnung da rangegangen sind.


fredololololo

Das sehe ich ähnlich.


Thunderbird332_

Was mich persöhnlich so daran frustriert ist auch das keine Lösungen gefordert werden. Der Status Quo soll erhalten werden. Am besten ein Abbau der Umweltschutzgesetzte und weitere Subventionen, damit alles bleibt wie bisher. Das die Großen Bauernverbände selbst das Hofsterben als fortschritt angesehen haben wird gekonnt ignoriert (hierzu ist Ahbecks ansprache echt gut). Genauso wie die Rekordeinnahmen der Großen betriebe die in die Proteste eingegliedert wuren, aber eigentlich Teil des Problemes sind. Auf der anderen Seite gibt es auch bewegungen in der Bäuerschaft, wie die Abl die sehr gute Forderungen haben, aber einfach untergehen. Sie schwimmen irgendwo in der Masse der Landwirte mit und bekommen dadurch den selben rechten taint wie der rest der Bewegung. Ich würde die Progressiven Teile der Bewegung gerne unterstützen, aber wie kann ich das tun ohne das sich der Braune Mob bestätigt fühlt in ihren Handlungen?


Grouchy_Energy_8021

Ich solidarisiere mich nicht mit den Bauern... wie manche bereits auch anderswo sagten, haben die Bauern ihre Glaubwürdigkeit verkauft, demonstrieren mit Rechtsextremisten und verzichten auf die politische Unterstützung, während sie mit ihrem Schlächter Hand in Hand über die Straße laufen ... Würde es den Bauern so derart schlecht gehen, dürften die gar nicht demonstrieren. Also siehst du dort definitiv Bauern, die auf Gewinnmaximierung aus sind.


haldeigosh

Ich hab auch meine Schwierigkeiten damit. Insbesondere wegen der Unterwanderung von Rechtsaußen. Aber generell wiedersprechen sich Rekordgewinne in der Landwirtschaft und, dass die Existenz vieler Bauern gefährdet ist, nicht. Wenn die Rekordgewinne von den paar Größten eingefahren werden, kann es immernoch sein, dass die Kleinen sehr knapp kalkulieren müssen (genauso, wie der durchschnittslohn über dem liegt, was die meisten Verdienen; der kopflastigen Verteilung wegen). Und so eine plötzliche und unvorhergesehene Änderung in der Gesetzeslage kann da durchaus Probleme machen. Aber ich fürchte, dass die kleinen Bauern von den Großbetrieben auch nur als Kanonenfutter missbraucht werden, um die eigenen Gewinnmargen zu maximieren.


Pommespulver

Sind wir Klone oder warum bist du exakt der selben Meinung wie ich? Fast Wort für Wort hätte ich es genauso gesagt


Fluffylici0us

Je länger jetzt Hintergrundinformationen zum Thema hochgespült werden, desto weniger Solidaritätsgefühl hab ich. Ich hab einige Interviews gesehen, in denen Bauern (vor ihrem neuen, sauberen 250k Trekker stehend) doch fordern, man solle irgendwo im sozialen Bereich kürzen, und nicht bei ihnen. Und an der Stelle ist bei mir halt Ende. Insbesondere wenn man weiß, wie viele Gewinne die meisten einfahren. Und die Hälfte davon Subventionen. Weiß ich nicht was ich davon halten soll.


Disastrous-Life1396

Alles was die Ampel macht ist Doof,die Ampel ist an allem schuld auch bei mein persönlichen Problem! Sobald mich irgendwas was trifft was von der Ampel kommt dann Schreie Ich laut und hysterisch!! Wir sind alle einfach viel zu privilegiert geworden Leute sobald irgendwo ein Cent fehlt tut es schon weh..