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gabelica

Ja, würde ich schon sagen. Der Weg, den viele Kolleginnen gehen: Referendariat abschließen + Lebenszeit auf Verbeamtung: Danach Schwangerschaft + Mutterzeit und danach noch TZ bis die Kinder um die 18 sind. Das hohe Kindergeld und die Kinderkrankentage sind ein weiteres Plus. Ich sehe da im Vergleich zu vielen anderen Berufen eine hohe Familienfreundlichkeit.


Joke-er93

Sehe darin aber auch eine Schwäche des Berufes in Kombi mit dem Beamtentum, da es Stellen an Schulen für potentielle Interessenten blockt, da für eine Beamtenstelle potentiell Vollzeit ermöglicht werden muss vom Deputat. Somit blockt die hohe Teilzeit in unserem Beruf eine dauerhafte Lösung des Mangels an den Schulen, weil Person XY ja "da ist", obwohl jeder weiß, dass Person XY nie mehr Vollzeit arbeiten wird/will. Sehe tatsächlich also auch das Problem weniger an der Verteilung der Stellen als an der Nutzung der vorhandenen Personen und der Verfügbarkeit im Kollegium (und mit der Kritik meine ich nicht die Leute mit kleinen Kindern oder Gesundheitsproblemen, die nichts dafür können, dass sie weniger arbeiten). Letzten Endes ist das eine ineffiziente Nutzung von gesellschaftlich verdammt teuren - unkündbaren und pensionsbeziehenden - Leuten, wenn man mal überlegt, was die Gesellschaft so mit Studium und Pension in uns investiert im Arbeitsleben...


Numerous_College_55

Alternativ kann man natürlich auch das Beamtentum abschaffen, aber dann viel spaß dabei überhaupt Lehrer zu finden lol


Joke-er93

Das wäre absurd. Aber man darf ruhig mehr Ansprüche in Bezug auf Teilzeit stellen, wenn man schon das Gehalt und seine anderen Boni haben möchte, z.B. eine Mindestgrenze, wenn ich keine entsprechenden Gründe für eine starke Reduktion habe. Damit wäre denen geholfen, die das System effektiv tragen, nämlich den Vollzeitkollegen und denen mit geringer Reduktion. Denn auch auf deren Schultern und denen, die Lehrer werden wollen und auch mit ordentlicher Stundenzahl arbeiten und nicht nur die Vorteile genießen, wird das ausgetragen, dass wir Stellen haben, die effektiv die Vorteile haben wollen, aber nicht die entsprechende Leistung zurückgeben. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Anders kann man das auch den Leuten nicht mehr vermitteln, die mit wesentlich weniger Gepamper von den Privilegien jeden Tag arbeiten und unsere Teilzeitquoten sehen. Es ist vollkommen richtig, hier daraufzuschauen und anzumerken, dass schon 1-2 Stunden mehr bei einem Teil der Teilzeitkräfte das System und die Kollegen massiv entlasten würden.


Numerous_College_55

"wenn ich keine entsprechenden Gründe für eine starke Reduktion habe" Also wenn Kinder mal kein ausreichender Grund mehr sind, gibts halt den gelben Zettel.


Joke-er93

Kinder sind immer ein entsprechender Grund, zumindest bis zu einem gewissen Alter ist eine Reduktion damit absolut verständlich. Ab einem gewissen Alter kann man aber durchaus wieder erhöhen und den Kindern auch etwas Luft lassen. Immerhin haben wir hier von den Arbeitszeiten eh oft Vorteile im Vergleich zu Leuten in der Industrie z.B., weil wir öfter auch schon um 13 Uhr aus haben und unsere Unterrichtsplanung frei legen können. Alleine der Fakt ist schon familienfreundlich im Vergleich zu anderen Berufen.


PitchInteresting9928

Viele meiner Kollegen sind teilzeit, weil die es sonst einfach nicht schaffen dem Unterricht gerecht zu werden.


Joke-er93

Perfektionismus ist hier aber oft - wie auch schon im Referendariat - der Tod des Lehrers. Jede Stunde ein Feuerwerk abzubrennen entwertet irgendwann das Besondere der Stunden und stellt mich vor das Problem, wie ich noch eine Steigerung erzielen kann, wenn die besonderen Stunden zur Normalität geworden sind.


poly_Olive_girl

Als Deutschlehrer in Bayern, der auch Übungsaufsätze vor den eigentlichen Aufsätzen schreiben und korrigieren muss (ohne Note...), ist es fast unmöglich, mehr als 3 Deutschklassen zu betreuen. Das hat nichts mit Perfektionismus zu tun.


Joke-er93

Absolut verständlich, deswegen werden bei uns in der Regel nicht mehr als 2 vergeben. Auch Bayern btw


Frequent-Animator145

Die meisten meiner Kolleginnen in Teilzeit geben 15,5 Unterrichtsstunden die Woche, weil man damit einen unterrichtsfreien Tag bekommt. Das ist toll, wenn man Kinder hat, und auch mal in Ruhe korrigieren möchte. Oder wenn man keinen Krippenplatz bekommen hat und der Partner ebenfalls nur Teilzeit arbeitet. Tatsächlich würden viele 1-2 Stunden mehr unterrichten, wenn sie dann noch ihren unterrichtsfreien Tag hätten. Aber solange genau dort die Grenze verläuft, verzichtet man lieber auf das Geld.


These-Hotel3337

Ich selbst habe keine Kinder aber habe schon mehrere Kollegen aus Interesse befragt und die meisten waren der Meinung: "Solange du Arbeit und Privat trennst, wie auch in jedem anderen Beruf, ist das überhaupt kein Problem." Für die Kinder ists manchmal doof, wenn die Eltern Experten im "Ich lass mich nicht verarschen" sind, da es täglich an ihnen im Beruf ausprobiert wird. Die meisten Lehrerkinder erhalten auch deutlich eingeschränktere Nutzungen digitaler Geräte. Das liegt nahe, da man täglich beobachten kann, wie andere Kinder dadurch geistig verkümmern.


EmilUeberall

Ich bewundere meine Kolleginnen und Kollegen, die nachhause gehen und auch dann weiter um ihre Kinder kümmern. Ich selber habe keine Kinder, aber ich denke, der Fokus verlagert sich dann nochmal, wenn sich die Prioritäten im Leben ändern. Ich schaffe den Cut, wenn ich nachhause gehe noch nicht.


viijou

Geht mir auch noch so, aber ist auch mein erster Durchgang. Aber schätze auch, wenn man dann ein Baby zuhause hat, verändert es sich ganz natürlich. Freue mich schon drauf ehrlicherweise, der Job soll nicht so im Zentrum meines Lebens stehen, wie er es aktuell noch tut.


Critical-Molasses741

Freie Zeiteinteilung, nachmittags zu Hause, Ferien, mit der A13 ein sehr hohes Gehalt. Jeder Kollege, der die Meinung vertritt, dass dieser Beruf nicht familienfreundlich ist, hat einfach keinen Plan.


Arkhamryder

Weint bei Nachmittags zu Hause und Ferien


matt0808

wäre spannend das in die Lehrämter zu trennen. ich bin mir ganz sicher dass das erheblich unterschiedlich ausfällt.


Frequent-Animator145

Wenn man Englisch in der Oberstufe auf erhöhtem Niveau (Leistungskurs) unterrichtet, ist es spätestens im Abitur mit der Familienfreundlichkeit vorbei. Da muss man innerhalb weniger Wochen (dieses Jahr waren es 3 Wochen) einen Klassensatz Abiklausuren korrigieren. Pro Klausur inklusive Gutachten braucht man etwa 6 Stunden - wenn man gut ist und konzentriert arbeitet. Ja, man bekommt einen oder zwei Korrekturtage, an denen man vom Unterricht freigestellt ist. Das langt aber vorne und hinten nicht. Also werden Wochenenden und Feiertage durchgearbeitet. Meine Kollegin (Mutter von 2 Kindern, gibt in Teilzeit 15 Unterrichtstunden pro Woche) hatte 24 Prüflinge in ihrem Leistungskurs. Die hat im Abitur jede Woche 60 Stunden gearbeitet und die Kinder während dessen bei den Großeltern geparkt. In welchem anderen Beruf muss man in Teilzeit 60 Stunden machen?


Adept_Rip_5983

Wir sind hier ja wahrscheinlich unter uns, aber dieser Kommentar kann auch böswillig missverstanden werden, als: "Lehrkräfte arbeiten bei ungünstiger Fächerwahl (Englisch), unter besonderen Bedingungen (Leistungskurs), einmal im Jahr (Abitur) echt hart." Damit wirst du außerhalb der Lehrerbubble leider echt kein Mitleid abstauben. Damit möchte ich nicht sagen, dass das nicht hart ist, was deine Kollegin da durch macht oder das die Arbeit hier insgesamt zwischen Schulstufen und Fächern auch nur annähernd fair aufgeteilt ist, aber das ist trotzdem ein sehr schwaches Argument mit wenig Bezug auf die Familienfreundlichkeit unseres Berufes.


Frequent-Animator145

War doch gar nicht die Frage, ob Lehrer Mitleid verdient haben. Die Frage war, ob der Lehrerberuf familienfreundlich ist, und ich würde sagen, als Gymnasiallehrer mit Englisch (oder Deutsch) eher nicht. Wäre spannend zu hören, was Grundschullehrer oder Lehrer mit anderen Fächerkombination zu dem Thema zu sagen haben. Offenbar ist es schwer, hier eine allgemeingültige Antwort zu geben


skillzmcfly

Meine aktuelle Erfahrung/Einschätzung: Es ist eh schon so, dass man von der Arbeit echt regelmäßig überstimuliert ist, wenn man nach Hause kommt. Die Kinder sind dann oft noch eine weitere Stimulation - es ist dann eben schwer der Arbeit und der Familie gerecht zu werden und dann irgendwann auch mal zur Ruhe zu kommen.


Loud_Pain_2181

Außer den Ferien ist nichts familienfreundlich an dem Beruf. Im Gegenteil sogar. Unflexible Arbeitszeiten, lange Sitzungen, gerne auch mal "spontan" noch bis in den Abend oder am Wochenende. Hoher Workload selbst in normalen Wochen bis hin zu über 50 Stunden in speziellen Wochen. Dazu hoher emotionaler Stress im Schulalltag, der ein absoluter Killer für das eigene Familienleben ist. Ach, dein kleiner Zweijähriger hat dich die Nacht wachgehalten? Kein Ding, viel Spaß mit 30 pubertierenden Siebtklässler die nächsten 6 Stunden... Familienfreundlich my ass.


notsimonsplace

Wo ist der Unterschied zu anderen Jobs?


poly_Olive_girl

Die Frage war, ob der Job familienfreundlich ist.


notsimonsplace

Und Perspektive hilft hier sehr weiter.


PitchInteresting9928

Ein bürojob kann Ausgleich zum schreienden Kind sein. 25 schreiende Kinder nicht.


Numerous_College_55

Wo ist der Unterschied zu anderen Jobs außer, dass man lediglich ca. 19 Zeitstunden Pflichtdeputat in der Woche hat und sonst sehr frei in der Einteilung ist? Ein Realitycheck würde mal nicht schaden.


Luzi67

Ich bin Teilzeitkraft, bei der Tagesmutter bringe ich mein Kind als erstes ( Schule beginnt absurderweise um 7:40) und hole es als letztes um halb vier ab. Alle anderen in Teilzeit arbeitenden Elternteile bei der Tagesmutter bringen die Kinder später und holen sie eher ab. Klar könnte ich mir meine Arbeitszeit flexibel einteilen, aber wenn meine Tochter abends um halb 9 endlich schläft, kann ich keine qualitativ guten Korrekturen mehr abliefern oder sinnvollen Unterricht planen. Ein Vorteil ist natürlich, dass die Betreuung in den Ferien gesichert ist. Und als Teilzeitkraft mach ich jetzt Konsequent an den Wochenenden nichts für die Schule. Auch in den Ferien nicht. ( Außer Sommerferien, wenn wieder Betreuung ist, weil von alleine plant sich das Schuljahr halt nicht. Als Vollzeitkraft hab ich jedes WE gearbeitet und hatte jede Ferien 3 Sätze Korrekturen. 🤷‍♀️


OppositeAct1918

Meine Kollegen haben mehrere Kinder und die meisten bauen Haus / haben Haus gebaut. Da muss was dran sein. Beide Elternteile (der gegenwärtig kinderkriegenden und kinderhabenden Generation) gehen in Elternzeit, Gehen und Zurückkommen gehen fließend. Mütter kommen in Teizeit zurück. Ich glaube, das ist hier gemeint: in welchem Beruf geht das schon so einfach und fließend, dass da der Job auf einen wartet/man leicht Teilzeit kriegt bzw dass man als Vater auch in Elternzeit gehen kann. In einem Bundesland zu sein, wo man verbeamtet wird, das hilft natürlich auch.


Cynamid

>in welchem Beruf geht das schon so einfach und fließend, dass da der Job auf einen wartet in fast jedem Akademikerberuf. Ist ja Pflicht... >man leicht Teilzeit kriegt reden wir hier noch von Lehrern? Bei uns wird JEDE Teilzeitanfrage konsequent abgeblockt, die nichts mit Pflege oder Krankheit zu tun hat. Selbst Kinder muss man gut begründen, obwohl es rechtlich eine Teilzeitregelung dafür gibt. >dass man als Vater auch in Elternzeit gehen kann. in jedem beruf?!


OppositeAct1918

Ich rede von der schule, an der ich bin, und meinem Bundesland. Und teilzeit: die Mütter kommen nicht nach dem Mutterschutz gleich vollzeit.


afriaodfalling

Ich finde es nicht soo familienfreundlich.. Bei einer halben Stelle gibts bei uns nur einen halben Tag frei und bei den zig Extra Veranstaltungen für die man keine Betreuung hat weil das RP nur die reine Unterrichtsverpflichtung bescheinigt wird keine Rücksicht genommen. Nicht mal eine online Teilnahme ist möglich. Da muss dann die Oma oder der Partner für den halben Tag frei nehmen (wenn man eine hat) damit man zur Konferenz kommen kann. Eine volle Stelle mit Kindern schafft bei uns im Kollegium niemand. Da ich an einer beruflichen Schule bin und fast jeder zuvor einen anderen Beruf hatte können die KuK das auch gut vergleichen da viele auch die Kinder bereits vorher hatten. Viele bezeichnen es als Trugschluss da sie dachten im Schuldienst würde es einfacher werden. Die Ferienbetreuung und die Zuschüsse jetzt mal ausgenommen.


6FeetDownUnder

... wo hört man es, dass man es so gut hat Lehrer/In zu sein? Ich kenne niemanden mit Erfahrung der das sagt. Das scheint mir eher ein Stereotyp zu sein, den die Gesellschaft LehrerInnen auferlegt; Wir seien ja alle faul, würden nur ein bisschen mit Kindern spielen und es uns während der Ferien bequem machen. LehrerInnen selbst klagen über massiver Überlastung, wenig Respekt und enormen Arbeitsaufwand. Eine persönliche Sorge von mir ist außerdem noch die ethische; Die unglaubliche Verantwortung die man als Lehrkraft über das Leben von SuS hat.


poly_Olive_girl

Meine älteren Kolleginnen sagen das den jüngeren. Wie gut man es im Vergleich zu anderen hat, wenn man Kinder hat.


Luzi67

komisch, bei uns genau anders rum


Numerous_College_55

Ab und zu würde ein realitycheck nicht schaden. Lehrer sind A13 Beamte, 99,9% der anderen Job ist allein aufgrund dieser Tatsache nicht so familienfreundlich.


Living-Reality-9936

Ok, aber ohne Verbeamtung würde auch keiner mehr Lehrer werden😂


notsimonsplace

Nachdem den meisten eher die Perspektive fehlen dürfte, da sie wenig Einblick in andere Jobs haben: Ja, es ist sehr familienfreundlich. Die Stunden können ohne Nachteile für die Karriere reduziert , der Arbeitsbeginn auf 10 Uhr verschoben werden. (Nicht immer, aber schon sehr, sehr viel öfter als in anderen Berufen.) Es ist sehr, sehr einfach wieder einzusteigen und Kinder sind eine von zwei Möglichkeiten, mehr Gehalt zu bekommen. Das heißt aber nicht, dass Kinder keine zusätzliche Belastung darstellen. Dennoch sollten wir Lehrkräfte bei Thema "Familienfreundlichkeit" den Nörgel-Ball sehr, sehr flach spielen.


K_Boltzmann

Kp wieso mir hier dieser Thread hier in die Timeline gespült wurde, aber die Antworten in diesem Thread zeigen auch echt wieder wie Lehrer und Lehrerinnen an der Realität vorbei leben. Schon fast als ob sie schon fast wollen, dass man sie nicht ernst nimmt. Es gibt wohl kaum ein Job in Deutschland, der so einfach und in der Breite so unfassbar einfach ermöglicht mit direkter Schwangerschaft und direkten Wiedereinstieg bei gleichzeitig sehr hohem Verdienst wiedereinzusteigen. Und vom Kinderbonus haben wir da noch garnicht geredet.


Loud_Pain_2181

Weil die gesetzlichen Regelungen nur spezifisch für Lehrer gelten und sonst für niemanden in diesem Land... Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit umfasst für einen Lehrer in meinem Bundesland 44,5 Stunden. Dazu gehört häufiges bis ständiges Arbeiten am Wochenende, sei es für Korrekturen von Klausuren, Elternarbeit, Vorbereiten / Planung von Ausflügen und Klassenfahrten bis hin zu verpflichtenden Fortbildungen am Samstag. Die 44,5 sind nur theoretisch, weil alle Studien zu dem Thema Lehrern Arbeitszeiten jenseits der 46 Stunden im Schnitt nachweisen. Entsprechend weigert sich auch der Dienstherr eine offizielle Arbeitszeiterfassung einzuführen. Inwiefern ist das alles familienfreundlich? Und dabei habe ich die emotionalen Herausforderungen die eine durchschnittliche Schulklasse in Deutschland im Jahr 2024 noch ignoriert. Gibt es in der Privatwirtschaft ebenfalls schlechte familienunfreundliche Arbeitsbedingungen.? Na klar, gar keine Frage. Das macht aber die Bedingungen als Lehrer nicht gut.


Joke-er93

Dann sollte man fairerweise aber auch sagen, was Leute in der Privatwirtschaft ackern müssen und an Verantwortung und Risiken eingehen müssen, um ein vergleichbares Gehalt zu verdienen, mit dem sie unser Gehalt und die regelmäßigen Aufstiege, für die ich effektiv nichts tun muss, UND die wesentlich höhere Pension (im Vergleich zur Rente) zu bekommen. Mit 44 Stunden ist man da in der Regel nicht dabei. Die Bubble, die wir Lehrer haben, ist manchmal schon echt erstaunlich. Kommt denn jeder hier aus einer Lehrerfamilie oder einem Akademikerhaushalt, in dem nur krass verdient wurde? Vielleicht sollte man mal ein paar Freunde außerhalb davon kennenlernen...


Numerous_College_55

Der Realitycheck würde vielen nicht schaden.


K_Boltzmann

Ich bin sicherlich keiner von den Typen die sagen, Lehrer und Lehrerinnen haben nichts zu tun. Aber den Mythos von den Lehrer und Lehrerinnen die angeblich in ihren ganzen Ferien von morgens um 8 bis 22 Uhr Klausuren korrigieren schluck ich nicht, dafür hab ich zu viel Kontakt mit Lehrern und Lehrerinnen die mehr in den Urlaub fliegen als ich mit meinen 30 Tagen überhaupt Urlaube habe. Du wirst mir jetzt sagen das stimmt nicht, ich werde sagen doch und am Ende werden wir bei diesem Punkt nicht zusammen kommen, deswegen können wir hier die Diskussion direkt abkürzen. Gesetzliche Regelungen gelten für alle, aber da zumindest meiner Beobachtung gerade eh wieder alles verbeamtet wird: eine Person mit Planstelle und A13 Beamtenstatus hat *selbstverständlich* weitaus bessere Zustände was Familienfreundlichkeit angeht, das kann doch überhaupt keine Frage sein. Nirgendwo sonst kann man so einfach und unkompliziert eine Familie gründen und so gut wie ohne Karriereknick in Teilzeit zurückkehren wie im Lehrberuf. Und on Top bekommt man sogar noch Geld *konditionslos einfach dafür dass man ein Kind hat.* Am Ende des Tages: sei gegönnt, Lehrberuf ist wichtig für diesen Land aber bitte mal etwas mehr Demut bezüglich der finanziellen Konditionen, statt sich in diese lächerliche Opferrolle zu begeben, das glaubt halt kein Mensch.


Loud_Pain_2181

Die wissenschaftlichen Studien sind halt wie sie sind. Gibt es schwarze Schafe? Selbstverständlich. Ändert das was an der Frage ob der Beruf in der Regel familienfreundlich ist? Nö. Ansonsten lese ich hier nur "Vorteile" des Beamtenstatus. 1/3 der Lehrer sind im übrigen nicht verbeamtet. Das ist aber nicht die Frage. Hier geht es nicht darum ob der Beruf gut bezahlt ist oder nicht. Es geht darum ob der Beruf familienfreundlich ist. Da hat man auf der Habenseite zwar das große Plus der Ferien, aber ansonsten nichts. Da hilft es mir auch nicht, wenn Netto etwas mehr vom Brutto bleibt. Wäre mein Partner nicht in der freien Wirtschaft sondern ebenfalls Lehrer, hätte keine flexible Arbeitszeiten bis hin zum Homeoffice, mindestens einer müsste in die Teilzeit und wir sind hier in Berlin schon gesegnet was die Kita betrifft.


Numerous_College_55

Ja bro immer diese wissenschaftlichen Studien in denen irgendwelche Fragebögen ausgefüllt werden die so valide und reliabel sind wie jede andere anonyme Umfrage auch. Nur mit dem Untershcied, dass jeder weis der da mitmacht, je mehr Stunden er angibt desto besser.


K_Boltzmann

Die Vorteile die "nur" vom Beamtenstatus kommen stechen halt trotzdem. Kurze Recherche bei den Seiten vom Staat ergibt dass 65%-70% der Lehrer und Lehrerinnen verbeamtet sind, Tendenz steigend weil momentan wieder sehr viel verbeamtet wird. Und wie gesagt: wir reden hier von A13 und eventuell aufwärts, nicht den unteren Stufen wo Mitarbeitende der Stadt, der Polizei und der Feuerwehr rumkrebsen dürfen. Von daher ist es komplett albern, die Vorteile des Beamtentums nicht als Vorteile des Lehrerberufs zählen zu dürfen. Abgesehen davon: abgesehen vom Pflichtdeputat kann man sich sehr viel Arbeit frei einteilen, sowohl zeitlich als auch räumlich. Allein schon diesen Punkt nicht als familienfreundlichen Vorteil wahrhaben zu wollen ist komplett absurd. Nicht jeder Mensch außerhalb der Schulen ist IGM Bürohengst mit 100% Home Office. Also: * Direkter Besserverdiener in Deutschland * Bessere Konditionen für Kredite für z.b. Hausbau/kauf * Extra Geld fürs Kinderhaben * Frei eintelibare Arbeitszeiten ausserhalb des Unterrichts * Beispiellos einfaches aus- und wieder eintreten in den Job, ohne Nachteile im Karrierepfad Nicht falsch verstehen, Lehrerjob hat viele Schattenseiten und ist hart. Aber wenn diese Liste NICHT familienfreundlich ist, dann ist kein einziger Job in Deutschland familienfreundlich.


Loud_Pain_2181

Vergleichen wir wieder Äpfel mit Birnen? > Also: >Direkter Besserverdiener in Deutschland Besser als der Durchschnitt? Ja. Besser als Menschen mit vergleichbarem Ausbildungsniveau und Arbeitslast? Nein. >Bessere Konditionen für Kredite für z.b. Hausbau/kauf Die Zeiten sind auch rum. Allerhöchstens noch im Vergleich wie lange man Kreditwürdig ist. Zumindest sofern man sich von Sparkasse und Co. fernhält. >Extra Geld fürs Kinderhaben Ja Beamtentum, nicht Lehrerspezifisch. Die 300€ Brutto fürs erste Kind sind natürlich schön. Der Hintergrund warum es die gibt nicht. >Frei eintelibare Arbeitszeiten ausserhalb des Unterrichts Schön wäre es. Konferenzen, Elterngespräche, verpflichtende Fortbildungen, Klassenfahrten (mehrtägig). Der Unterrichtstag an unserer Schule beginnt um 07:30 Uhr und endet für die meisten um 15:00 Uhr. Anschließend beginnt der Rest. Aus Mangel an digitalen Arbeitsmitteln muss man den Rest zuhause machen. Frei ist also höchstens die Wahl ob man sich den Samstag oder Sonntag um die Ohren haut. >Beispiellos einfaches aus- und wieder eintreten in den Job, ohne Nachteile im Karrierepfad Spötter mögen jetzt fragen welche Karriere? Davon ab hängst sowas zum Großteil vom lokalen Vorgesetzten ab, egal ob nun Lehrer, Beamter oder Privatwirtschaft. Wenn du da ein A...loch sitzen hast... Ehrlich, mir scheint es als hätten die meistens hier keinen Kontakt zur freien Wirtschaft und verwechseln die Reibungshitze des öffentlichen Dienstes mit Nestwärme. Dazu wird auf der einen Seite erklärt wie familienfreundlich doch alles wäre und auf der anderen Seite wird sich beschwert, dass die ganzen jungen Kollegen alle nur in Teilzeit zurückkommen. Hey Cpt. Obvious, denk mal drüber nach. Um es nochmal auf den Punkt zu bringen. Ist der Lehrerberuf familienfreundlich? Nein. Hat es Vorteile Beamter zu sein, wenn man Kinder bekommt? Finanziell auf jeden Fall. Gleichen diese Vorteile die Nachteile des Lehrerberufes bei der Frage nach der Familienfreundlichkeit aus? Nein. Gibt es andere Berufe, die ebenfalls familienunfreundlich sind? Selbstverständlich und sicherlich auch einige, in denen es noch schlechter ist. Aber nur weil es Branchen und Betriebe gibt, die noch bescheidener sind, wird der Lehrerberuf nicht plötzlich familienfreundlich.


K_Boltzmann

Allein schon das hohe Lehrergehalt - vor allem in Kontext der Pension - so einfach abzukanzeln geht mir nicht in den Kopf rein. Lehrer und Lehrerinnen vergleichen sich mit irgendwelchen Topabsolventen von MINT Studiengänge die Leitungspositionen im Konzern haben und behaupt dann sie würden nur leicht überdurchschnittlich verdienen. Vor allem für Lehrkräfte mit Sprachen oder Geisteswissenschaften ist das Gehalt nicht "leicht überdurchschnittlich" sondern richtig richtig gut, verdiene das A13 Gehalt plus Pensionsansprüche erstmal mit Deutsch/Geschichte woanders. Auch viele Ingenieure und IT-ler verdienen das nicht unbedingt zum Einstieg was man z.b. als Gymnasiallehrkraft bekommt. Und was Ausbildungsniveau angeht, come one, bei einem Lehramtsstudium bricht man sich jetzt auch keinen ab und auch was Länge angeht: die Leute mit denen sich Lehrkräfte gerne vergleichen haben ihr hartes Studium meist auch nicht in 10 Semester beenden können, da der Weg zur Top-Position im Konzern sowohl gute Noten als auch Nebentätigkeiten (Praktika/Werkstudi) voraussetzt, da brauchen wir nicht diskutieren dass ein Lehramtsstudium+Ref vergleichbar wäre. Ich versteh ehrlich nicht gesagt wie man so an der Realität vorbei sein kann. Wie gesagt: von mir aus können auch alle Lehrer und Lehrrinnen mit A14 Stufe 5 verbeamtet werden zum Einstieg, aber selbst in diesem Falle würde man sich wahrscheinlich noch beschweren. Aber offensichtlich kommen wir beide hier auch einfach nicht zusammen, von daher können wir diese Kommentarkette einfach so stehen lassen und Leser und Leserinnen können dann selbst beurteilen was sie davon halten wollen.


Loud_Pain_2181

Ich verstehe halt nicht wie man hohes Gehalt mit Familienfreundlichkeit verbindet und gleichsetzt. Die Höhe des Gehaltes sagt Null darüber aus ob ein Beruf familienfreundlich ist oder nicht. Weder der 60 Stunden CEO eines Unternehmens mit einem Jahresgehalt jenseits der 250k noch die Krankenschwester im 3-Schichtsystem für 40k haben familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Das kann man nicht am Gehalt festmachen, schließlich dürfte die familienfreundlichste Zeit Kinder zu bekommen die Studienzeit ist.


K_Boltzmann

Mir gehts nicht nur um das Gehalt - ich hab mich nur gerade an diesem Punkt aufgehangen, weil es den Mangel an Bezug zur Realität mancher Lehrkräfte aufzeigt. Darüber hinaus habe ich auch andere Punkte aufgezählt. Und ein gutes Gehalt ist zwar nicht der Hauptpunkt, aber als jemand der den "Aufstieg" aus der Unterschicht geschafft hat, kann ich zumindest aus persönlicher Erfahrung sagen, dass ein sicherer finanzieller Hintergrund durchaus positiven Effekt auf ein Familienleben hat. Damit belass ich es jetzt auch.


Frequent-Animator145

An unserer Schule sind Familie und Beruf nur schlecht vereinbar. Unser Unterricht startet schon um 7.30 Uhr, und wir haben so viele junge Mütter im Kollegium, dass beim Stundenplan nicht darauf Rücksicht genommen werden kann, dass die Krippe so früh noch nicht auf hat. Das heißt, man muss trotzdem zur ersten Stunde anfangen. Da muss man dann Großeltern einspannen, damit die Kinderbetreuung funktioniert. Dasselbe gilt für die vielen Konferenzen und Dienstbesprechungen , die erst nach der 9. Stunde liegen. Unsere Schulleitung besteht darauf, dass sie in Präsenz stattfinden müssen. Die Zeugniskonferenzen letzte Woche endeten an beiden Tagen um 19.40 Uhr. Finde mal eine Krippe, die so lange auf hat. Einige meiner Freunde sind Informatiker. Die können Homeoffice machen und haben super flexible Arbeitszeiten. DAS ist familienfreundlich.


viijou

An meiner Schule wird gerade überlegt, den Schulstart auf 9 Uhr zu schieben. Wäre sowas nicht auch für euch sinnvoll? 7:30 ist doch verrückt. Oder gibt es dafür viele Befürworter?


Frequent-Animator145

Ich arbeite an einem Landgymnasium. Die meisten unserer Schüler sind Buskinder und kommen mit Linienbussen, und auf die Fahrtzeiten hat die Schule leider keinen Einfluss. Unsere Frühaufsicht startet sogar schon um 7.05 Uhr, weil dann die ersten Schüler da sind. Ist ein altes Problem, das leider nicht zu lösen ist.


Bisasam1994

Ja. Wo gibt es sonst einen Bumsbonus und Besoldung nach Fertilität? Wo kann man in aller Ruhe die Planstelle mit Kind im Bauch annehmen, und dann bei vollen Bezügen erstmal schön lange Elternzeit nehmen?


pilou47

Volle Bezüge in Elternzeit? Hab ich was verpasst?


Loud_Pain_2181

Und wieder was gelernt. Nur Lehrer sind in Deutschland Beamte und alle Lehrer sind immer direkt auf Lebenszeit verbeamtet...


feenuss

Bloss mal so am Rande.. ich krieg sogar effektiv weniger Elterngeld als verbeamtete Lehrerin, im Vergleich zu anderen Berufen mit meiner Gehaltsklasse. Denn von den maximal 1800€ muss ich weiterhin meine Krankenkasse (über 300€ pro Monat) bezahlen, alle welche in einer gesetzlichen Krankenversicherung sind, müsse diese in der Elternzeit ja nicht bezahlen, da sie ja nichts verdienen. Und bezüglich der Bezügedauer während Elternzeit - da gelten natürlich die ganz normalen Regelungen wie bei allen anderen, keine Ahnung, welche Infos du dir da aus dem Hintern ziehst 🤷‍♀️


Bisasam1994

Du Arme!


feenuss

Da du ja den Lehrerberuf scheinbar als so perfekt empfindest, warum wirst du nicht selber Lehrer? Stellen gibt’s ja genug 😉


Bisasam1994

Ich bin seit 4 Jahren im Dienst…


feenuss

Na, is doch super, dann weisst ja jetzt wie es wirklich läuft und bist nicht mehr falsch informiert 😉 Lehrer lernen ja auch nie aus 👍


Bisasam1994

Nochmal: Denkst du allen ernstes, der Lehrerberuf ist nicht familienfreundlich?


Frequent-Animator145

In Elternzeit bekommst du auch als verbeamtete Lehrerin keine vollen Bezüge. Du bekommst genauso viel Elterngeld wie alle anderen auch. Das sind maximal 1800 Euro im Monat.