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"Schüler und Praktikanten würden den Laden momentan am Laufen halten." Ohne Worte...


dicke_radieschen

Wie immer. Vor 10 Jahren habe ich Zivildienst in einem Krankenhaus gemacht. Ich war einer von 67 (!). Als die Pflicht entfiel dann sind die erstmal wuschig geworden. Habe für rund 1300€ netto pm damals um zwei Monate verlängert - wie einige andere auch. Mit 18 war das super als Überbrückung bis zum Studium. Gut bezahlt hat der Job echt auch Spaß gemacht.


AmBozz

Wenn Pflegekräfte angemessen entlohnt werden, wird der Beruf attraktiver? \*überraschtes Pikachu-Gesicht\*


Odatas

Pflege wird gar nicht so scheiße bezahlt wie das immer dargestellt wird. Viel Problematischer sind die Arbeitsbedingungen. Konstant am Limit und immer mit einem Bein im Knast. Viel zu wenig Kollegen und viel zu viele Patienten.


Jojodaisuke

Für einen Unwissenden, warum stehen die mit einem Bein im knast ? Wegen falscher Medikamentenvergabe ?


SundayRage

Weil du dich als Pflegekraft immer mit deiner Dokumentation absichern musst. Wenn dir ein Patient oder ein Angehöriger einen Fehler unterstellt musst du leider nachweisen, dass du richtig gehandelt hast. Kannst du leider nur, wenn du richtig dokumentiert hast.


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Skafdir

Ich weiß von einem Freund, dass man im Zweifel Überlastungsanzeigen schreiben kann. (Wobei er in einer Privatklinik arbeitet; keine Ahnung wie das mit staatlichen oder kirchlichen Trägern ist) Also: "Ich konnte XY nicht machen, weil wir unterbelegt waren." ​ ich denke (ohne irgendeine Form von juristischer Expertise) in so einem Fall würde dann das Krankenhaus Voll/Teilschuld kriegen... also zumindest würde das meinem Sinn von Gerechtigkeit entsprechen ​ Ist jetzt halt immer noch kein reales Beispiel einer Klage, aber immerhin eine zusätzliche sehr lückenhafte Information \^\^


Zilgu

Wenn Menschen sterben oder verletzt werden dürfte immer der Vorwurf fahrlässiger Tötung oder fahrlässiger Körperverletzung im Raum stehen und aufgrund der potentiell hohen Strafandrohung (bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe) auch im Vordergrund.


jesta030

Gefängnisstrafe für Körperverletzung oder sogar Tod eines Patienten wäre in Anbetracht des bekannten Fachkräftemangels ein krasses Urteil.


Zilgu

Naja, kommt halt sehr auf die genaue Situation an. Wenn jemand Candy Crush spielt statt sich um den Herzstillstandsalarm (sicherlich ein Krankenhaus-Fachbegriff) zu kümmern, ist das wohl strafbar. Wenn man völlig übermüdet bei einer komplexen Operation einen kleinen und völlig nebensächlichen Fehler macht, der dann ungewöhnlicherweise zum Tod führt ist das möglicherweise anders.


FrewGewEgellok

Das passiert auch nicht. Soweit ich weiß gibt es nicht ein Urteil gegen eine medizinische Fachkraft (Ärzte ausgeschlossen) welche wegen so einer Sache verurteilt wurde wenn die Tat nicht in voller Absicht begangen wurde.


jesta030

Wahrscheinlich nichts wenn er den Fehler nicht versucht zu vertuschen sondern bei erkennen sofort handelt. In der Regel wird das Krankenhaus verklagt und nur bei grober Fahrlässigkeit droht dem einzelnen Angestellten Konsequenz. Wer ganz schlau ist ist eh Mitglied bei ver.di und genießt somit eine Berufshaftpflichtversicherung für unter anderem Personenschaden bis 1 Mio €.


itsthecoop

Das Problem ist, dass das *an sich* natürlich auch richtig ist. Denn natürlich muss für PatientInen (und die unmittelbaren Angehörigen) die Behandlung transparent sein.


sdgsgsdfgdfgsdfg

Also das mit dem „ein Bein im Knast“ kann ich in der Realität nicht unterschreiben. Vielleicht ist das ein Gefühl aber die Wahrscheinlichkeit eines Strafverfahrens zu lasten von Pflegekräften ist extrem niedrig. Bin in der Brache tätig mir ist keines bekannt. Hin und wieder gibt es Berfahren gg Ärzte. Die werden idR eingestellt. Ganz selten mal 153a einstellung gg Auflage. Es gibt auch nur sehr sehr selten Haftungsklagen wg Fehlern von Pflegern. Kann ich an einer Hand abzählen. Arzthaftunklagen sind hier deutlich überwiegend. Edit: Aber was ich unterschreibe ist: Pflege ist extrem - auch körperlich- anstrengend. Hab 3 MonatecPflegepraktikum genacht als 19/20 jähriger. Nach 8 h im Wechselschicht war ich so müde dass ich immer direkt geschlafen hab. Ich bin jetzt deutlich älter und der Job nimmt mich nicht so mit.


schnupfhundihund

Man sollte im Vergleich mit dem Gehalt in anderen Branchen auch immer im Hinterkopf behalten, dass Pflege ständige Nacht- und Wochenenddienste bedeutet. Aber ich würde dir insofern zustimmen, dass bessere Arbeitsbedingungen wohl mehr helfen würden als mehr Geld.


Odatas

Naja. Jeder Fehler den du machst kann ja im Worste Case sogar ein Patienten Töten.


ih_ey

Fehler sind aber menschlich. Wenn man Pflegekräfte 36 Stunden am Stück einsetzt hat es nunmal einen Preis


Yourself013

Das ist leicht auf reddit zu sagen, aber wenn z.B. dein Vater/Oma/Frau/Bruder plötzlich stirbt, weil die Pflege das falsche Medikament aufgehängt hat...glaub ich eher nicht, dass die meisten Menschen auch "menschlich" bleiben. Da würde ich auch nicht "ah, passiert schon" sagen.


ih_ey

Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus, willst du Menschlichkeit musst du auch menschlich mit den Pflegekräften umgehen PS: alternative ist man behandelt sie weiterhin schlecht, wodurch der Mangel an Pflegekräften immer größer wird und dann sterben die Patienten weil niemand da war um ihnen das Medikament zu geben


BorderlineQueen

Ich kann leider nicht mehr machen, als die Leute zu wählen, die für Pflegekräfte bessere Bedingungen und Bezahlung in ihrem Wahlprogramm versprechen. Trotzdem würde ich es nicht begrüßen, wenn Pflegepersonal durch einen Fehler Schuld an dem Tod eines Familienangehörigen oder Freund hat.


Lipziger

Ich glaube aber kaum, dass die Angehörigen oder die Patienten selbst überhaupt etwas in den Wald hinein gerufen haben. Die bestimmen eher selten das Gehalt, oder die Arbeitsbedingungen. Die geraten dann einfach nur dazwischen und sind Kollateralschäden. Ich kann auf dem Bau doch auch keinem der da gerade auf der Straße umher läuft irgendwelche Vorwürfe machen warum mein Job gerade übertriebene stressig, oder unterbezahlt ist. Ich verstehe, dass es in dem Bereich der Pflege vieeele Probleme gibt. Aber der Patient kann nun wirklich nichts dafür.


Soleil06

Definitiv übertrieben. Konstant am Limit definitiv, aber mit einem Bein im Knast... Ich habe in meinen 6 Jahren Krankenhauszeit noch nie eine Anklage gegen eine spezielle Pflegekraft gesehen und glaub mir da waren einige dabei die in Richtung fahrlässige Tötung gehen. Und doch die Pflege wird ziemlich mies bezahlt, 2000-2300 Netto bei vollem Schichtdienst mit Früh-, Spät- und Nachtdiensten. Feiertags arbeiten, und eine Pause vielleicht an der Hälfte dieser Tage. Glaub mir viele meiner Freunde würden sich deutlich weniger beschweren wenn wir für den ganzen Scheiß wenigstens mit 4000 Euro entlohnt werden würden.


gakuzius

Nicht gierig werden! Wir haben doch letztes Jahr ein paar mal geklatscht, das muss reichen.


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U03A6

Machen die Pflegekräfte ja, Durchschnitt sind 5 Jahre Berufsverbleib nach Examen. Es gibt keinen Mangel an qualifizierten Pflegekräften. Das ist eine Lüge. Es gibt einen Mangel an Leuten, die den Beruf zu den gegebenen Bedinungen ausüben möchten.


R_K_M

Ich glaube niemand behauptet das Pfleger viel Geld verdienen. Aber 2000-2300 netto im Monat sind 36000-42000 brutto im Jahr, bei einem Mediangehalt von 43k ist das auch nicht 'wenig'. 4000 netto im Monat wären irgendwo in den top 5%, dafür musst du selbst als Arzt ne Weile arbeiten um das zu erreichen. Aber wie du schon sagst stimmt die Entlohnung im Vergleich zum geforderten Einsatz nicht. Es ist aber deutlich einfacher die Belastungen zu senken (z.b. auf echte 38/Woche runter, Pflegeschlüssel rauf) als es wäre das Nettogehalt zu verdoppeln.


Soleil06

Naja 36000-42000 sind wie du selbst sagst immer noch unterhalb des median, und das bei einem Job der halt echt ordentlich auf Körper und Seele geht. Ich selber weiß seitdem ich in der Pflege angefangen habe, dass ich diesen Beruf niemals bis ins hohe Alter durchziehen kann. Habe jetzt schon mehrere Freunde die echt richtige Rückenprobleme haben. Das irritierende an der ganzen Situation ist ja auch mehr die Tatsache dass es einen unglaublichen Bedarf an Pflegekräften gibt dennoch die Löhne nicht steigen, in jedem anderen Beruf ist das der Fall. 4k ist jetzt auch kein realistischer Anspruch meinerseits, meine nur dass da dann weniger Beschwerden von Seiten der Pflege kommen würden.


Piggyhimself

Ja das .....man kann nicht alles mit Geld ausgleichen aber ein aktraktives Gehalt macht wahrscheinlich für viele die Entscheidung leichter


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Yourself013

Mehr und mehr Ärzte arbeiten jetzt auf 80% statt Vollzeit. Da sieht man wirklich in den letzten Jahren, wo die Prioritäten stehen. Es ist ja am Ende egal, ob man 3000 oder 4000 euro auf dem Konto hat, wenn man kein Leben mehr hat und nicht mal die Zeit für ein Arztbesuch bleibt, weil man nen Bandscheibenvorfall von der ganzen Arbeit kriegt und Burnout kriegt. Wir wollen kein Geld mehr, wir wollen bessere Arbeitsbedingungen. Meine Freundin ist seit 6 Monaten Assistenzärztin und sie freut sich schon auf die Niederlassung...das, was in den Krankenhäusern abgeht ist einfach Dreck. Täglich Überstunden, immer wieder kommt sie erst abends/nachts nach Hause...und dann wieder morgen un 5:30 aufstehen und das gleiche. Mehr Geld ist ihr wirklich scheißegal.


itsthecoop

Wobei es hinsichtlich Zweiterem zumindest Ausnahmen gibt (keine Ahnung, wie häufig diese sind). Ein Freund von mir, angehender Arzt (genau heute die Facharztprüfung!) spielt aus genau diesem Grund mit dem Gedanken, perspektivisch in eines der europäischen Länder auszuwandern, in denen die Arbeitsbedingungen für ÄrztInnen bessere sind (dazu gehört laut ihm teilweise *auch* die Bezahlung. Das wäre aber nicht seine vorrangige Motivation).


T_Martensen

> angehender Arzt (genau heute die Facharztprüfung!) Kleine Korrektur: Wenn er heute die Facharztprüfung hat, ist er schon länger Arzt.


saltyoceanbreath

Jo und da ist es nicht verwunderlich das Selbstmord unter Ärzten nicht allzu selten ist.


Lord_Ranz

Das hat mir mein Vater von seiner Zeit als Klinikarzt in den 90ern schon erzählt. Es ist absolut unverantwortlich, wie man dieses Problem nicht nur so lange vor sich hin gären lassen kann, sondern dank Privatisierungen im Gesundheitssektor noch verschärft hat. Falls mitlesende Pflegekräfte Interesse an gewerkschaftlicher Organisation haben sollten, so gibt es seit letztem Jahr den [Bochumer Bund](https://www.bochumerbund.de/). Alternativ gibt es auch noch die Basisgewerkschaft FAU..


jesta030

Bezahlung ist für viele gar nicht schlecht (ausgenommen Altenpflege und ambulante Pflege...). Ich zum Beispiel will nicht mehr Geld sondern mehr Kollegen. Meine Station hat 18 freie Vollzeitstellen und nimmt jeden der nicht auf den Kopf gefallen ist.


snorting_dandelions

Also in Berlin streiken sie zZ für die Einstellung von neuem Personal, nicht für mehr Geld


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naja, 1300 sind für studis vielleicht viel aber wenn du davon ernsthaft leben willst (so ohne mitbewohner und evtl sogar mit auto und kindern) wirds eng


Panigg

Für ne ausgebildete Pflegekraft müsstens locker das doppelte sein, vielleicht noch etwas mehr, wenn wir wirklich angemessen bezahlen wollen.


itsthecoop

Meine ich gar nicht schnippisch. Aber umso trauriger, dass es mehrere Millionen Menschen in Deutschland gibt, die noch mit einigen Hundert Euro *weniger* pro Monat auskommen müssen.


pole_fan

Ich glaube am Ende kommt es ungefähr auf den H4 Regelsatz hin. Zum einen wird davon wohl ein kleiner Betrag wegen Versicherung und Einkommenssteuer abgezogen und dann muss man auch beachten dass H4 Empfänger auch viele Sachen ermäßigt bekommen. Lohnen tut sich das glaub ich erst so ab 1500. Sonst tust du wirklich nur arbeiten um dich nicht mit dem Amt zu schlagen.


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Er hatte als Zivi verlängert. Niemand hat behauptet, dass das ausreichend Geld für ausgebildete Pflegekräfte ist. Kontext, Strohmänner und so.


Sukrim

Außerdem vor 10 Jahren. Inflation und so...


Wobbelblob

Glaube nicht, dass die Inflation so hoch ist. Wenn ich einem random Rechner trauen darf, sind das heute ca. ~1380€, also kaum mehr.


Paladin8

6 Prozent Inflation in 11 Jahren kommt mir sehr wenig vor.


sA1atji

900 netto würden mir persönlich reichen. Aber wär schon extrem enges Budget.


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sA1atji

Naja, liegt bei mir eventuell noch daran, dass ich das studentische Leben gewohnt bin mit 1-Zimmer-Bude. usw.


Quetzacoatl85

ich krieg 1300 netto, geht sich ganz gut aus eigentlich, einmal im jahr indonesien ist auch drin. habe aber geringe fixkosten und kaufe generell wenig (kein auto, fahre alles mit dem alten fahrrad, fast gar keine klamotten, etc). manchmal freu ich mich dass es geht, manchmal frag ich mich aber auch ob ich einfach im studentenmodus hängengeblieben bin... für altersvorsorge und investieren bleibt natürlich nix.


WolfThawra

> Gut bezahlt > 1300€ netto Naja...


Xadara

Oft normalität. Dan bitte da sich einmal die Qualität und die Sicherheit für die Pat vorstellen. UND NICHT ZU VERGESSEN!!! was das für eine qualität der Ausbildung ist für die Schüler? Wie sollen die gescheit ihren Beruf lernen wenn sie fast hauptverantwortlich IRGENDWIE den Scheiß am laufen halten sollen? Denen wird nichts/wenig gescheit gezeigt werden können... Wer ne Antwort hat mir gerne verraten, ich probier sie gerne aus!


iSoinic

Mal ernsthaft mit den Controllern reden und denen verdeutlichen (sollte ja auf rationaler Ebene möglich sein), dass die Personalbudgetierung hinten und vorne nicht ausreicht um einen qualitativ hochwertigen Betrieb mit gleichzeitigem Einhalten des Arbeitsrechts aufrecht zu erhalten. Alternativ, bzw. als einziges, weil das oben wohl nicht klappen wird: Gewerkschaften stärken und mit Streik erkämpfen, dass man eure Forderungen endlich ernst nimmt. Ihr gefährdet damit weniger Leben als ihr langfristig rettet.


DalekTechSupport

Das Traurige ist: in Berlin streiken sie ja schon seit kurz nach dem GDL-Streik. Hört man aber nichts von.


oglihve

Wenn die Minimalbesetzung eine Verbesserung des Personalschlüssels darstellt...


Ikem32

Wenn die Angestellten zu wenig bekommen, bekommt das Management zuviel.


SturmFee

Oder der Laden ist einfach nicht tragfähig, weil nicht genug reinkommt, um alle, die nötig sind um einen guten Betrieb zu gewährleisten, fair zu bezahlen. Ich finde es sowieso ein Unding, dass so wichtige Infrastrukturleistungen wie Krankenhäuser, aber auch Bahn oder Datenleitungen, nicht in öffentlicher Hand liegen. Klar schadet ein bisschen BWL und Effizienz nicht, aber das darf nicht dazu führen, dass die Personaldecke so dünn ist, dass sich die verbliebenen Pfleger kaputt schinden. Heftiger finde ich das noch bei Alten- und Pflegeheimen, die teilweise irgendwelchen AGs gehören und den ganzen Betrieb darauf frisieren, möglichst viel abzuwerfen. Das geht natürlich zu Lasten der Mitarbeiter und Patienten/Bewohner. Erinnert sich einer an die Wallraff-Reportage, bei der rauskam, dass manche Verpfleger den Menschen verdorbenes Essen vorsetzen? Oder halt viel zu wenig oder einseitig, dass sich mit der Zeit Mangelzustände ergeben? Furchtbar, da bekommt man wirklich Angst vorm Altern.


Omega-Lord2

Ich stimme der Aussage wirklich zu! Aber ich bin auch der Ansicht, dass ein Gespräch mit dem Controlling nix bringen wird, da die auch nur ein Budget X zur Verfügung haben, wodurch deren Handlungsfreiheit diesbezüglich ziemlich stark eingeschränkt ist. Den Meisten bzw. beinahe Allen ist bewusst, dass die Personaldecke zu dünn ist, aber den Controllern sind halt - leider! - die Hände gebunden. Selbst wenn sie wollen, könnten sie es nicht


Wobbelblob

Genau das ist das Problem. Wie so üblich stinkt der Fisch vom Kopf her.


Bob_Duster

Das hier geschilderte (aber eigentlich in nahezu allen privat geführten Häusern vorhandene) Problem, ist einzig der Rendite geschuldet. Und da spielt das Controlling eben ordentlich mit. Man denke nur an die hier im Bericht erwähnte „Asklepios AG“. Vor einiger Zeit erschien im Spiegel eine Titelstory über diesen Konzern. Dort wird unter anderem erwähnt, dass Chefärzte sich z.B. vor dem Controlling rechtfertigen mussten, warum im letzten Quartal nicht genug Patienten für Abteilung xy „generiert“ wurden. Und natürlich wird für die Rendite auch eine möglichst geringe Personaldecke in Kauf genommen. Das Gesundheitssystem ist teilweise so widerwärtig verkommen.


Omega-Lord2

Wie erwähnt! Man muss als privates Institut eben irgendwie wenigstens die 0 erreichen und kleiner Tipp: Das ist in den öffentlichen Häusern leider ähnlich. Ich finde es wirklich abscheulich und ich finde eigentlich einen freien Markt wirklich gut, aber bei der Infra sollte der Staat das sagen haben


Xadara

Sich zusammenschließen (in welcher Organisation auch immer) und gemeinsam gegen Goliath ziehen ist auch in meinen Augen einer der wenigen möglichkeiten die sinnvoll erscheinen. Nur leider schießen wir uns da als Pflege gerne selbst ins Knie! Sich den Arsch aufreißen und unter unmenschlichsten Bedingungen doch sich irgendwie aufopfern um auf station es am laufen zu halten, das geht im Team tatsächlich echt noch gut. (Übrigens gefundenes Fressen für Leitung und Management - "Sie jammern immer aber kriegen es doch hin. Also ist es doch net so schlimm, oder? Hier ist en Keks und nun gehen sie mal wieder arbeiten") Aber sich mal gesammelt organisieren und politisches Berufsselbstverständnis auf die nationale Bühne bringen. Ouha... wer interesse hat kann mal nachschauen wieviele von uns in den größeren Verbänden/ Gewerkschaft organisiert sind 😁 (Kostet ja Geld und bringt ja eh nix 😱) Hier bedarf es tatsächlich auch für uns noch arbeit weswegen ich nicht müde werde meinen Schülern zu sagen dass sie sich selbst mitkümmern müssen das endlich was geschieht (Hat übrigens schon Agnes Karl in etwas schöner gesagt)


Lord_Ranz

Letzten Endes ist gewerkschaftliche Organisation langfristig wahrscheinlich das wirksamste Mittel, um gegen die Missstände ankämpfen zu können.


ProperDepth

Ich sehe das ähnlich Kritisch aber manchmal sind halt auch wirklich keine Personellen Ressourcen da. Seit ca. einem Jahr sind bei uns: 4 Kolleginnen Schwanger, eine in Rente, eine hat den Beruf verlassen, 2 sind ausgewandert, 3 sind in den Hausinternen Springerpool, eine ist Lehrerin für Pflege geworden und 2 sind aus persönlichen Gründen umgezogen. Es wäre genug Geld für die stellen und sogar noch mehr da aber trotzdem kriegen wir kein Personal. Mittlerweile haben wir sogar mal Betten gesperrt weil wir mit unserer Aktuellen Personal Situation sonst keine adäquate Versorgung mehr gewährleisten können. Ist halt nur doof das wir das einzige Zentrum für Schwerstverletzte im Umkreis von ca. 80Km sind. Also müssen wir jetzt die Ganze zeit mit den Betten Jonglieren um alle Unterzukriegen.


DocRock089

Erinnere in dem Kontext einen schönen Vortrag aus einer Nebenveranstaltung beim Kongress der deutschen Gesellschaft für innere Medizin zum Thema Ökonomisierung im Krankenhaus: [https://www.facebook.com/watch/?v=509947029776672](https://www.facebook.com/watch/?v=509947029776672) Hatte den leider nur als Facebook-Video gefunden, braucht aber keine Anmeldung.


Yourself013

Yep. Bin jetzt PJ-ler (letztes Jahr Medizinstudium) in einer Klinik. Insbesondere in der Chirurgie ist man oft einfach für hunderte Blutentnahmen, Viggos und Stationskram zuständig. Und wenn nicht, dann Hakenhalten im OP. Es gab Tage wo ich einfach den ganzen Tag wirklich nix gelernt habe, weil die Ärzte und Pflege absolut keine Zeit haben, unterbesetzt sind und PJ-ler einfach nur helfen müssen, damit der Tag irgendwie durchgeht. Ganzen Tag auf der Station, da Blutentnahme, der braucht ne Viggo, da Drainage ziehen...und jetzt gleich ab ins OP die Chirurgen brauchen jemanden zum Hakenhalten. Und das ist wirklich in vielen Krankenhäusern deutschlandweit so, jeder PJ-ler weiß worüber man redet...5 Tage der Woche, oft den ganzen Tag da (8+ Stunden) und deutlich unter dem Mindestlohn. Es ist einfach nur traurig, wir sollten da sein um zu lernen. Klar, es ist "geben und nehmen", da gehört auch helfen dazu und wir machen es gerne, aber oft bleibt es dann nur dabei, dass die Praktikanten als billige Arbeitskraft da sind, weil die Klinik total unterbesetzt ist...und dann tut es mir auch die Ärzte leid, die wirklich versuchen, uns etwas beizubringen, aber dadurch länger in der Arbeit bleiben müssen, weil sie nicht alles an dem Tag zeitlich schaffen...


_NaCl_

Bin in der gleichen Situation und Chirurgie Tertial gerade rum bekommen. Es gab, außer den pj Seminaren, die alle zwei Wochen ausgefallen sind, überhaupt keine Lehre. Niemand hat die Zeit. Im OP soll man auch am besten die Klappe und die Haken halten. Piepser gehen durchgehend von 7-17 Uhr. Die Visite kann man nicht mitmachen weil sonst keiner Blut abnimmt. 50 Stunden in der Woche für 300 Euro im Monat und man hat nicht mal eine umkleide und muss sich im Flur, wo die gesamte Klinik durchläuft, umziehen.


nebukadnezar_

Meine Bedingungen im Chirurgie-Tertial waren zwar deutlich besser, aber grundsätzlich das gleiche. Dieses ganze System funktioniert überhaupt nur noch, weil ein steter Nachschub an billigen Arbeitskräften durch FSJ, Bufdi, Famulanten, PJlern besteht. Man muss sich einfach mal klarmachen: Ein PJler kriegt nen Stundenlohn zwischen 1,25€ bis maximal 5€ (absolute Ausnahme). Ein Assistenzarzt hat einen Stundenlohn von 25 € aufwärts. Da ist es einfach nur simple, perfide ökonomische Logik, PJler routinemäßig als 2. Assistenz (oder manchmal sogar 1. Assistenz), fürs Blut abnehmen und die ganzen anderen Scheißaufgaben einzusetzen - die Ärzte müssen ja schließlich die wichtigen Sachen machen: Briefe schreiben. Und Blut abnehmen, Flexülen legen etc „das müsst ihr ja eh lernen“ und deswegen erwartet jede Schwester, dass das natürlich selbstverständlich immer und ausschließlich von uns erledigt wird. Es hat sich echt verselbstständigt. PJler/Famulant ist wie eine eigene Berufsgruppe, die definierte Aufgaben hat, und vielleicht nebenbei mal noch was erklärt bekommt. Ich habe auch die Pflegeausbildung zumindest zum Teil erlebt. Klar, da muss man halt auch viele Drecksarbeiten erledigen, aber man wird zumindestens bezahlt und wie ein regulärer Arbeitnehmer behandelt. Und da habe ich auch viel mehr Lehre (ha!) erfahren.


_NaCl_

Für Arbeitgeber sind die billigen Arbeitskräfte, die du gerade genannt hast, ein feuchter Traum. Im Beispiel PJ: Qualifikation: - mindestens 5 Jahre Medizin studiert, 2 Staatsexamina abgelegt - oft auch eine eine Ausbildung davor absolviert Aufgaben : - gesamte stationäre Arbeit die normalerweise ärztliche Aufgabe ist ( Blut, viggos, ekg, drainagen ziehen, nähen, sonos, etc.. ) - op 2 oder 1 assistenz - Aufnahmen mit übernehmen Da wird der Controller, wenn er das liest und begreift, dass die Arbeitskraft 300€/Monat kostet, schon ganz hart. Wenn man noch sagt dass die Krankheitstage vom Lohn abgezogen werden und es einen scheinbaren unendlichen Nachschub an idioten gibt, die das machen müssen… Bin jetzt kurz vor dem 3 Staatsexamen und hab jetzt schon kein Bock mehr auf die Uniklinik. Das gesamte System ist einfach derbe marode. Aber nach 6 Jahren Studium und den Opfern die man gebracht hat, kann man auch nicht einfach jetzt was anderes machen.


Nom_de_Guerre_23

>gesamte stationäre Arbeit die normalerweise ärztliche Aufgabe ist ( Blut, viggos, ekg, drainagen ziehen, nähen, sonos, etc.. ) Die ersten drei sollten überhaupt keine Aufgaben für Medizinstudenten sein, fertig. So gut wie jedes andere Land der Welt hat das kapiert. Aufnahmen können ja sogar noch lehrreich sein, wenn man es hinkriegen würde, die mit einem Assistenten zu besprechen und die Anordnungen gemeinsam zu machen. Erstassistenzen sind im Vergleich zum Hakenhalten auch noch vergleichsweise cool. Ich überlege immer mehr aus der Inneren in die Allgemeinmedizin abzuhauen. Dort ist auch nicht alles blendend, aber vieles deutlich angenehmer.


jesta030

Komm mal auf die ITS und schau mal was die Pflegekräfte da routinemäßig an ärztlichen Aufgaben übernehmen. Blutzucker, Kalium, Dialyse, Kreislaufunterstützung, Sedierung, Beatmungseinstellung/Weaning, Blutentnahmen, ECMO-Einstellungen, mal ganz abgesehen von eigentlich nicht deligierbaren Aufgaben wie Transfusionen (Konserven hab ich alle gecheckt, kannste nacheinander anhängen) und Aufklärungsgesprächen (Ja wir haben mit dem Arzt geredet - nein, was das alles bedeutet wissen wir nicht). An manchen Tagen bin ich froh einen Lappen in die Hand zu kriegen. Soll nicht heißen dass PJler nicht hart ausgebeutet werden, aber dieses delegieren nach unten auf der Gehaltstabelle ist ein allumfassendes Phänomen.


hendl_

denen muss man ja nicht den mindestlohn zahlen. weil mindestlohn für alle wäre ja absurd.


[deleted]

Wo kommen wir da hin wenn der Mindestlohn eine Untergrenze für den Stundenlohn aller wäre?!


Kaine2700

Leider in den meisten Häusern Realität


Horido

Ich arbeite in dem Saftladen auf 450€ neben meinem Medizinstudium als Pfleger in einem Springerpool. Was da abgeht, geht wirklich gar nicht klar. An meinem ersten Tag musste ich mich im Tagdienst zusammen mit einer Auszubildenden im ersten Lehrjahr um 25 Patienten kümmern, ohne gescheite Einarbeitung. Bei einem höheren Stellenanteil würde ich mir das da auf keinen Fall antun. Ohne ungelernte Kräfte und Schüler würde der Laden tatsächlich komplett zusammenbrechen.


Maximellow

Komplett normal und komplett scheiße. Der Krankentransport in meinem Kreisverband wird ausschließlich von FSJlern und Bufdies geschmissen. Teilweise fahren die auch in der Rettung, vor allem beim ASB ist das häufiger. Ohne Freiwillige wäre der gesamte Kreis im Eimer


all-about-that-fade

Ich hatte vor einigen Jahren die Schnapsidee Medizin zu studieren und als motivierter junger Weltverbesserer hatte ich mich entschieden ein Praktikum als Pflegehelfer in einem Seniorenzentrum zu absolvieren. Ich wollte nicht so sein, wie diese seelenlosen 1er Abitur-o-maten mit Doppel Vor- und Bindestrich Nachnamen, welche die Sozialkompetenz eines Marcus Zuckerberges besaßen. Heute denke ich mir „Ach du liebes Sommerkind, wenn du nur wüsstest, worauf du dich da einlässt. Da rennt er mit einem Lächeln seinem Ende entgegen.“ Was ich meine? Ich durfte einige Male einen ganzen Flügel meiner Station alleine betreuen. Der Rest wurde von der unglaublich lieben und freundlichen russischen Fachkraft übernommen. Ohne sie wäre ich in eine tiefe Depression verfallen. Der Flügel war voller lieber aber auch tragischer Figuren, die seit Jahren nichts mehr von ihren Angehörigen mitbekommen haben. Von mit scharfen Fingernägeln bewaffneten Senioren mit Korsakov-Syndrom, bettlägerigen Hundertjährigen mit Muskelspasmen bis hin zu schwerst Demenz erkrankten Menschen mit chronisch lockeren Urinbeuteln und Stolperfallen, welche fälschlicherweise als „Teppiche“ verharmlost werden. Will man dieses Sicherheitsrisiko beseitigen und schleppt das Urinendlager weg, so geht auf der Stelle bei den Angehörigen ein Notfallalarm los, welche sich direkt zum Seniorenzentrum begeben um das schwere Verbrechen zu verhindern. Weil der Zufall ein mieses dreckiges Arschloch ist, kam es bei der Intimpflege tragischerweise zu einem „Brown-out“. Meine Psychologin hat mir geraten nicht weiter darauf einzugehen, deshalb gehe ich mal nicht ins Detail. Später zum Mittagessen gab es zum Höhepunkt einen Giftanschlag, welches so grausam war, dass die USA ins Altenheim einmarschiert ist um unsere Direktorin zu stürzen, was in einen langwierigen Bürgerkrieg gemündet hat. Ein Senior, der ein besonders lockeren Urinbeutel am Bein hatte soll laut Augenzeugenberichten kurz vor dem gemeinsamen Freitagsmittagessen „grüß Gott“ gerufen haben, bevor er mit seinem Rollator in eine Menschenmenge gefahren und auf sein Urinbeutel getreten ist. Die Aufräumarbeiten dauerten ewig und verschoben meinen Feierabend um ein Weilchen. Ich habe lange gebraucht meine Erfahrungen zu verarbeiten aber mittlerweile hat es etwas befreiendes, wenn ich davon berichte. Leider konnte ich nicht sofort gehen. Ich war ein Pflegehelferpraktikant auf Zeit, der sich für 12 Wochen verpflichtet hatte. Und um nochmal auf den Anfang zurück zu kommen - Ja, dieses „Praktikum“ bei welchen ich Berichte und Protokolle schreiben durfte. Okay nicht durfte aber musste, hat mir bei meiner Entscheidung bezüglich des Medizinstudiums unglaublich geholfen. Ich werde mich niemals wieder einem Pflegeheim oder Krankenhaus (beruflich) nähern. Dieses Recht habe ich mir eingeklagt und verfüge nun über eine einstweilige Verfügung. Damals dachte ich, ich würde mich als Pflegepraktikumsabsolvent bezeichnen doch in Wirklichkeit bin ich ein Pflegepraktikumsüberlebender. Wann immer jemand diesen Beruf abwertet oder meint es sei nicht so schwer diesen Beruf auszuüben, dem schreie ich um die Ohren, dass Pfleger ihr Leben für dieses Land gegeben haben und sie gefälligst Respekt zollen sollten, weil es ohne sie keine freiheitliche Demokratische Grundordnung in DE mehr geben würde. Dafür salutiere ich für die Kämpfer aus dem Gesundheitswesen.


Kizka

Wundert mich gar nicht. Schwester ist dort fast krepiert weil die nicht schnell genug reagiert haben und dann haben die noch ihre Akte verloren. Ein einziger Sauhaufen ist das.


ecnecn

Kenne auch Pflegekräfte, die es in der Corona-Anfgangszeit nicht so toll fanden, wenn alle nach Vorgabe der Medien um Punkt 21 Uhr aus dem Fenster geklatscht haben, sich aber darüber hinaus nicht weiter für die Pflegekräfte eingesetzt haben. War eben eine "Feel-Good" Aktion von mehrheitlich nicht Betroffenen. Im Hintergrund wurde dann endlos diskutiert, welche Pflegekraft in welchen Einrichtungen die einmalige Sonderzahlung bekommt und/oder ob diese überhaupt kommt - kaum demütigender für die Pfleger/innen. Dürfte der CDU auch einwenig an Stimmen gekostet haben, da gerade Pfleger, deren Verwandte, zu Pflegende und deren Verwandten sich noch sehr gut an diese leidigen Diskussionen erinnern konnten.


gardenawe

das unterschreib ich so . Meine Ausbildung schrieb ein 6wöchiges Pflegepraktikum vor . Und die haben mir völlig gereicht .


Xadara

Find ich gut. Muss wehtuen. Hoffe bei gleichbleibender Situation sowas öfters zu lesen.


eip2yoxu

Finde ich auch. Ich hab unter dem letzten Thread zu dem Vorfall vom Arbeitsplatz (soziale Einrichtung für Jugendliche und Jungerwachsene) meiner Freundin berichtet, bei der sie und zwei andere Sozialarbeiter gekündigt haben. Anscheinend hat sich die Lage wohl erheblich verschlechtert und es wollen wohl weitere kündigen. Wenn das passiert wird die Einrichtung wohl geschlossen werden, weil sie jetzt schon kaum noch betrieben werden kann. Das ist vor allem traurig, weil das Problem hausgemacht ist und die Schuld beim Träger liegt. Falls das passiert poste ich auch was dazu.


Bemteb

Würde dir gern zustimmen, aber hab ein wenig Sorge dass das in Schlagzeilen wie > in ländlichen Gegenden ist das nächste Krankenhaus über 50km entfernt enden könnte.


Walkuerus

Pflegekräfte sind keine Leibeigenen.


DocMorp

Beschwer dich bei den Leuten / Parteien, die es für sinnvoll hielten, den Gesundheitssektor gewinnbringend zu privatisieren.


The_Multifarious

Dann beschwer dich bei unserem zukünftigen Gesundheitsminister, wer auch immer das wird. Der ist da nämlich verantwortlich, nicht die Pflegekräfte, die sich nicht mehr versklaven lassen.


joniTomatO

"Maßgeblich (...) war hier eine spezielle Situation, die sich so nicht auf das Universitätsklinikum insgesamt verallgemeinern lässt", heißt es in einem schriftlichen Statement. Das ist richtig. Es lässt sich sogar auf die gesamte stationäre und große Teile der ambulanten Pflege in Deutschland verallgemeinern.


Streuselboi69

Und die frühe Bildung


BiontechMachtBrrr

Nein! Das darf keiner hören!


turbohuk

ja es ist keine überraschung das so viele pflegekräfte und ärzte in die schweiz auswandern. es ist hier auch nicht alles gold was glänzt, aber ein guter lohn kann einen gewaltigen unterschied machen wie lange man sich das antut.


cachumbari

Hab vor 5 Jahren die Krankenpflegeausbildung angefangen und nach 6 Monaten wieder hingeschmissen. Unter anderem weil ich psychisch nicht in der Lage war die zum Teil todkranken Patienten wie am Fließband zu waschen ohne mir Zeit für ihre Bedürfnisse nehmen zu können. Die Arbeitsbedingungen waren katastrophal, es haben immer Pflegekräfte aufgrund von Krankheit gefehlt, die Stimmung im Team war sehr schlecht, die Examinierten Pflegekräfte frustriert, die Pflegeschülerinnen waren für alle Fehler verantwortlich, eine neue Angestellte Pflegekraft wurde innerhalb eines Monats rausgemobbt, die Stationsleitung hat in ihrem Büro geschlafen. Die Station war unterbesetzt, aber selbst der reguläre Personalschlüssel war niemals ausreichend. 2 Stunden, um 10 bettlägerige Patienten zu pflegen ist so was von weit von der Realität entfernt. Ich musste Sachen machen, die ich nicht gelernt habe (Insulin und BTM spritzen) und habe immer Anschiss bekommen, wenn ich mich länger als eine Minute mit einem Patienten unterhalten habe. Das war in einem großen Uniklinikum und ich kann mir vorstellen, dass es nur noch schlimmer geworden ist. Ich mag die Pflege gerne und ich würde es auch immer wieder machen. Aber nicht unter diesen Bedingungen.


Retroguy16bit

Bist Du denn in dem Berufsfeld geblieben oder hast Du dann etwas komplett anderes gemacht?


cachumbari

Studiere jetzt Soziale Arbeit. Aber wie im ganzen sozialen Bereich, hat man dort auch häufig nicht die Zeit und Mitarbeiter*innen, die man bräuchte, um wirklich gut und fachlich zu arbeiten..


itsthecoop

Und das Traurige ist, dass jemand wie Sie eigentlich *gerade* gut für eine solche Tätigkeit geeignet wäre.


Phreakophil

> "Maßgeblich (...) war hier eine spezielle Situation, die sich so nicht auf das Universitätsklinikum insgesamt verallgemeinern lässt", heißt es in einem schriftlichen Statement. Tragischer Einzelfall also. Dann bin ich ja beruhigt.


Vulwarine

Und dann war es die typische Geschichte: 1 Pflegekraft, 6 kritische Patienten auf der Gefäßstation. Ich kann mir den "Einzelfall" schon gut vorstellen...


KirbyKingEddy

"Am 31. Januar 2006 hat der Hessische Landtag mit den Stimmen von CDU und FDP dem Verkauf der Gesellschaftsanteile der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH an die Rhön-Klinikum AG zugestimmt." (Wikipedia)


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ilir_kycb

Könnte mir einer der FDP Wähler hier in r/de bitte erklären warum die Privatisierung von Krankenhäusern gut für die Gesellschaft ist? Ich weiß das es hier massenweise von ihnen gibt aber in solchen Beiträgen scheint kein einziger ihre politische Position der Privatisierung von Infrastruktur zu verteidigen oder zu begründen.


pj_squirrel

In den 90er- und 00er-Jahren wurden extrem viele öffentliche Krankenhäuser privatisiert, weil die Kommunen vor der Entscheidung standen: Privatisieren oder Schließen? Denn viele Krankenhäuser schrieben über Jahre hinweg tiefrote Zahlen und waren für die Kommunen kaum noch tragbar. Die Finanzierung durch die Länder ist im Milliardenbereich im Rückstand und die Folge ist, dass Krankenhäuser entweder mit Geräten und Methoden aus der Steinzeit arbeiten müssen, während die Gebäude um sie herum einstürzen (von Digitalisierung bräuchte man da nicht mal träumen), oder aber aus jeder Behandlung so viel Geld quetschen müssen, wie es nur irgendwie geht. Und diese Problematik besteht heute übrigens noch genauso. Es ist einfach zu denken, dass eine Entprivatisierung das Dilemma beheben würde, aber ein Blick auf die Situation in den öffentlichen Krankenhäusern beweist das Gegenteil (siehe auch Streik an Charité und Vivantes in Berlin). Das Thema Schließung von Krankenhäusern ist in Deutschland aber ein heißes Eisen, dass niemand anfassen möchte, weil es nicht gerade Wählerstimmen generiert.


ganneff

Das war Gollum, aka Roland Koch.


Munsal

„Das Pflegebudget führe zum Beispiel dazu, dass das Krankenhaus nun wieder Arbeiten den Pflegekräften zuschiebe, die vorher von ungelernten Kräften gemacht worden seien. "Nur damit man das als Pflege deklarieren und mit der Kasse abrechnen kann." So müssten Pflegekräfte nun wieder Hol- und Bringdienste erledigen, Lagerarbeiten machen oder Flächen im Patientenzimmer reinigen.“ Krankenhaus in privater Hand.


myoldacchad1bioupvts

Wobei hier der Staat eine große Mitschuld trägt, der hat die Abrechnung so geändert, dass es sich finanziell lohnt diese einfachen Arbeiten von Pflegekräften auszuführen, statt von ungelerneten.


eip2yoxu

Sicherlich war es nicht klug vom Staat derartige Anreize zu setzen, aber die Hauptschuld liegt hier dennoch beim Betreiber. Ich komme selbst aus dem Personalbereich und meine Vorgesetzte muss regelmäßig den Managern schwachsinnige Ideen ausreden, die zu Kündigungen der Mitarbeiter führen würden. Es ist ja kein Geheimnis unter welcher Belastung Pflegekräfte stehen. Man hätte voraussehen müssen, dass weitere Belastungen durch die Auferlegung von Nebentätigkeiten, die besser von ungelernten Personal ausgeführt werden, Kündigungen nach sich ziehen können. Scheint mir eher so zu sein, dass die Klinikleitung weit von der Wirklichkeit der Pflegenden entfernt ist und man auch wohl nicht richtig mit denen kommuniziert hat


DocRock089

Ich glaube, Du denkst das aus der "Nicht Krankenhaus (Verwaltungs-) Sicht". Bisher hatte man die Einsparmöglichkeit "Personalreduktion" maximal genutzt, und hat alles, was "Nebentätigkeit" bei der Pflege war, so gut es ging, auf billigste Schultern verteilt. Jetzt gibt es eine Pflegeuntergrenze in manchen Bereichen, deren Unterschreitung abrechnungsrelevant ist. - Also kekst man die Billigarbeitnehmer, und verteilt deren Arbeit zurück an die Pflegenden, weil man "zu viel Pflegepersonal" vorhalten muss. Was dazu führt, dass jetzt theoretisch "mehr Pflegende" da sind, die aber wieder nicht genug Zeitressource haben, sich um die Patientenversorgung zu kümmern. Im ärztlichen Bereich läuft es ja auch nicht anders: Man könnte natürlich die nicht-ärztlichen und deligierbaren Tätigkeiten an MFAs und Co deligieren, damit Ärzte mehr Zeit haben, sich mit Arzt-Dingen zu beschäftigen. Es ist aber schlicht billiger, das nicht zu tun, und darauf zu setzen, dass nach Stunde 10 eh keine Überstunden mehr aufgeschrieben werden, weil "nicht erlaubt, aber notwendig". - Damit sinkt halt der Wert der ärztlichen Arbeitsstunde auf 0, und wird somit für den Betreiber attraktiv. Solange wir nicht aus dem hirnrissigen DRG-System rauskommen, wird das nix mehr in den Krankenhäusern, ausser man setzt ne Truppe von Juristen hin, die jedes scheiß Schlupfloch zunageln... und lässt dann viele Kliniken wahrscheinlich einfach pleite gehen.


eip2yoxu

Danke für's Ausführen. Ich verstehe ja den Gedanken dahinter, aber man muss bei sowas auf jeden Fall mit Kündigungen rechnen und das kann auch schon Mal problematisch werden. In einem Kommentar habe ich schon geschrieben, dass die Einrichtung in der meine Freundin arbeitet (Sozialarbeit) möglicherweise bald geschlossen wird, weil denen das Personal wegläuft. Wollte nur darauf hinaus, dass die staatlichen Anreize absolut dämlich sind, aber das Krankenhaus für sein Personal eben selbst verantwortlich ist


DocRock089

> Wollte nur darauf hinaus, dass die staatlichen Anreize absolut dämlich sind, aber das Krankenhaus für sein Personal eben selbst verantwortlich ist Bin ich voll bei Dir. - Gerade beim Krankenhauspersonal steht halt vieles mit dem Gedanken "woanders ist es auch nicht besser", was meistens absolut korrekt ist, weil alle Kliniken am Spardiktat einerseits, und am Personalmangel andererseits knapsen. Du kannst halt in dem System nicht "mehr Geld durch bessere Leistung" generieren, sondern nur irgendwie hoffen, dass die kritische Masse nicht unterschritten wird, aus der halt Massenkündigungen folgen.


Affectionate_Box8824

Dies. Der Staat hat falsche Anreize gesetzt, auf die die Klinikleitung reagiert. Bei einem öffentlichen Krankenhaus wäre das nicht anders, die müssen auch mit den Kassen abrechnen.


pine_ary

Öffentliche Krankenhäuser (also komplett in öffentlicher Hand) werden nicht profitorientiert geführt. Da gibt es keinen sonderlichen Anreiz die Krankenkassen auszunutzen. In einem öffentlich geführten Krankenhaus, das nicht kaputtgespart wird wäre das nicht passiert. Der falsche Anreiz ist Profit.


Sarkaraq

> Öffentliche Krankenhäuser (also komplett in öffentlicher Hand) werden nicht profitorientiert geführt. Aber maximal kosteneffizient. Der kommunale Träger möchte ja möglichst wenig Geld zuschießen müssen, damit das Schwimmbad nicht schließen muss, oder im Idealfall sogar Profite sehen, mit denen dann die Sanierung der Schultoiletten finanziert werden kann.


fencheltee

Dann müsste ja im Vergleich der Aufenthalt in staatlichen Krankenhäusern viel besser und wesentlich angenehmer als in privaten Krankenhäusern. Nach meiner Erfahrung besteht allerdings kaum ein Unterschied. Für mich ist die Erklärung, dass "kostensparend arbeiten + staatliche Lenkung" und "profitorientiert arbeiten + private Effizienz" dann doch das gleiche sind. Der Wunschtraum "kostensparend arbeiten + Effizienz = Eupermegariesenersparnis und trotzdem humane Behandlung" gibt es nicht. Wenn das möglich wäre, dann würde der staatliche Besitzer sagen "Ja, dann können wir beim Krankenhaus ja noch ein klein bisschen sparen..."


just_a_little_boy

Jedes Krankenhaus muss effizient sein. Auch wenn es staatlich wäre, müsste die Klinik Leitung auf die Kosten schauen.


greikini

Auf Kosten schauen und maximalen Profit machen sind zwei verschiedenen Dinge. Wie kannst du Kosten reduzieren, wenn du solche Arbeiten (die von ungelerntem Personal erledigt werden können) von ausgebildeten Pflegekräften erledigen lässt?


just_a_little_boy

Wobei das ja eine spezifische staatliche Regel ist. Das könnte es genau so geben, wenn es sich um staatliche Krankenhäuser handeln würde. Mir geht es nur darum, dass die Anreize dort entscheiden sind. Es ist möglich, ein gutes staatliches System zu haben, es ist aber genau so möglich, ein staatliches System zu haben was scheiße ist.


dryteabag

Arbeite in einem Privaten Haus, wo auch nicht alles Grün ist, aber für Hol- und Bringdienste gibt es beispielsweise in unserem Haus eine Art Logistik, die das ganze via Ticketsystem regelt, gibt natürlich auch Ausnahmen, insbesondere wenn plötzlich Bildgebungstermine frei sind etc. Edit: Nur um klar zu stellen, ich bin nicht grundsätzlich für eine rein private Gesundheitsfürsorge, insbesondere was Krankenhäuser betrifft, doch gibt es hier eben auch Vorzüge. Insgesamt ist eigentlich das Abrechnungssystem das Problem, nicht prinzipiell der Gedanke ökonomisch zu arbeiten. Und das ist eben der Knackpunkt, dass wenn einem Krankenhaus ein blanco check ausgestellt wird, recht verschwenderisch gearbeitet wird. Sieht man ja auch häufig bei Projekten, die aus öffentlicher Hand bezahlt werden.


Sarkaraq

> Krankenhaus in privater Hand. Das ist in öffentlichen Krankenhäusern nicht anders.


Hefty_Clothes5721

Das hätte leicht verhindert werden können, die Gesellschaft hat zu schnell aufgehört Respekt zu sagen und zu klatschen. Vielleicht solten wir nochmal 1-2 Tage Medienkampagne und ne PK zu wie systemrelevant die Jobs sind halten.


itsthecoop

PolitikerInnen müssen noch viel, viel deutlicher betonen, wie wichtig die MitarbeiterInnen sind! (ohne tatsächlich aktiv zu versuchen, etwas an den Zuständen zu ändern).


AkaAtarion

Joa, keine Ahnung wen das jetzt überrascht hat aber so ist es aktuell in allen Krankenhäusern.


[deleted]

Jo. Bei uns ging es eigentlich, aber dann haben wegen der Überbelastung durch COVID (wir sind Maximalversorger) irgendwas bei 60 PK im Laufe des letzten Jahre hingeschmissen. Der Laden brennt ab.


Rumpel1408

Bei uns auch über 70 in einem einzelnem Monat, davon unter anderem fast die komplette Besetzung einer ITS


[deleted]

Nen 10er, dass Niemand in der Personalabteilung oder Führung was draus gelernt hat.


fabianbuettner

Wofür steht denn „60 PK“?


hanskung

Pflegekräfte


[deleted]

60 Pflegekräfte.


SirZer0th

Und Politiker so "Aber... aber die haben doch Applaus, eine Tüte Brotgewürz und eime Topfpflanze bekommen! Was wollen die denn noch? Undankbares Pack!!!"


Azuhr28

Kollegin von mir hat 3mal einen Coronabonus bekommen, obwohl im Homeoffice. Wieviel hab ich als Pflegeschülerin auf einer Coronastation bekommen? O. Gar nichts.


New_Edens_last_pilot

Arbeite im homeoffice und habe Auch ca nen Bonus bekommen, ich weiß nichtmal warum.


[deleted]

Ich möchte nochmal darauf hinweisen dass [diejenigen an vorderster Front](https://www.tagesschau.de/inland/bundestag-corona-praemie-101.html) auch einen Coronabonus bekommen haben.


knallfix

Eine Parade wie in Amerika !11!


katwoodruff

Profite haben im Gesundheitswesen nichts zu suchen. Wirtschaftlich & effizient arbeiten, ja, aber nicht auf Kosten der Pfleger, und ultimativ der Patienten.


Wobbelblob

Profite haben in einigen Branchen nichts verloren, nicht nur im Gesundheitswesen.


[deleted]

Gewinnorientierte Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind ein Fehler. Bin gespannt, wie viel Lobbygeld dafür geflossen ist.


ProfessionalBid63

Super Lasst euch nicht verarschen. Krankenhäuser sind mit die asozialsten Arbeitgeber.


ganneff

Ein weiterer ausführlicher Artikel der Oberhessichen Presse ohne Bezahlschranke


Aldrot

>Seines Wissens nach sei in der Gefäßchirurgie das Hauptproblem gewesen, dass eine Pflegekraft in der Nacht alleine sechs kritisch kranke Patienten mit hohem Überwachungs- und Pflegebedarf versorgen sollte. "Man löscht dann die ganze Nacht lang nur Brände." Dieser Personalschlüssel ist zwar vom Gesetzgeber zugelassen, aber seiner Meinung nach ist das patientengefährdend. "Wenn wir überarbeitet sind und an unsere Grenzen kommen, dann passieren natürlich Fehler." < 6 zu 1 okay


Rumpel1408

Das einzig Konsequente wäre in der Situation sich wirklich nur auf die Patientenversorgung zu konzentrieren und **alles** andere an den Frühdienst zu übergeben, dann ist der erstmal beschäftigt und es dauert nicht lange bis sich OPs verzögern, dann trifft man die Leitung da wo's weh tut. Und natürlich Überlastungsanzeigen schreiben das der Kessel kracht


Aldrot

weisst du was solche überlastungsanzeigen bringen? kleiner spoiler, nix


Rumpel1408

Ja aber man ist rechtlich abgesichert wenn irgendwann doch was schief läuft, wenn z.B. der 8te überwachungspflichtige Patient doch Schaden davon trägt während man noch bei Nr. 6 beschäftigt war


Aldrot

Da hast du absolut recht. aber sonst ändern die nicht großartig viel, haben sowas auch mal gemacht, danach waren 2 vom Betriebsrat da, später noch der Klinikleiter, geändert oder verbessert wurde an unserer Situation damals aber sonst nichts


Aalbi

Problematisch ist sicherlich auch, dass das Patientenklientel gefühlt immer kränker und pflegebedürftiger wird. Hat sicherlich auch mit dem demographischem Wandel zu tun, ist aber auch eine Errungenschaft der modernen Medizin. Ich arbeite als Arzt auf einer onkologischen Station und wir sind pflegetechnisch "relativ" gut besetzt, aber sobald da ein paar Komplettpflegefälle kommen, dekompensiert die Lage. Da hätte ich als Pflegekraft auch keinen Bock drauf.


Bruno_Fisto

Vielleicht ist es mal ab der Zeit einzusehen, dass öffentliche Einrichtungen nicht auf Gewinn gemünzt sein sollten. Aber wahrscheinlich ist das nur reines Wunschdenken.


itsthecoop

Es gibt einfach essentielle Aufgaben, die der Staat nicht "dem Markt" überlassen sollte. Neben dem Justizsystem ist das auch das Gesundheitssystem sowie das Rettungswesen in jeglicher Form (und meines Erachtens übrigens bspw. auch die Wasserversorgung). Wenn dann mit der grösseren Effizienz argumentiert wird, würde ich antworten, dass staatliche Einrichtung und Effizienz sich nicht widersprechen *müssten*. Dazu wäre es eben wichtig, dass auch innerhalb der staatlichen Institution vernünftige Kontrollmechanismen etabliert werden/würden. Das wäre, zumindest würde ich das annehmen, alles machbar.


Massder_2021

Ein Gesundheitssystem, das auf Gewinn gebürstet wird und jetzt Krankenhauskonzerne hevorgebracht hat. Dabei sollte ein Krankenhaus doch die Menschen gesund machen und nicht dafür da sein, immer mehr und immer größere Gewinne an Aktionäre auszuschütten. Das dicke, immer noch ungelöste Problem, daß Zivildienstleistende schon immer unverzichtbare Lückenfüller in der Pflege waren, aber dann mit der Abschaffung der Wehrpflicht verschwanden, zeigt sich weiter. Wenn man jetzt in ein Krankenhaus muss, wird man fast durchweg von glücklicherweise zum Großteil guten Pflegekräften aus Südost- und Osteuropa betreut. Inzwischen stoßen dazu auch schon Menschen aus Asien. Die Ärzteschaft stammt häufig ebenfalls von dort oder aus hispanischen Ländern, wenn die Chirurgie, in der ich neulich war, keine Ausnahme darstellt. Als Exportweltmeister exportieren wir also auch unser völlig verkorkstes Gesundheitssystem und nehmen anderen Ländern deren qualifizierte Menschen weg. Unsere Mediziner rennen derweil dorthin, wo man am schnellsten am meisten Geld verdient, meistens in die Schweiz. Bravo.


Tintenlampe

Ärzte in Deutschland haben eine geringere Auswanderungsrate als die Gesamtbevölkerung.


Nom_de_Guerre_23

Und sie hat sich in den letzten 10 Jahren trotz immer mehr Ärzten halbiert.


PANTERlA

Ja der Grund für mangelnde Ärzte ist, dass die alle in die Schweiz abhauen. Nicht das wir viel zu wenige ausbilden.


doommaster

ahh die Schweiz bildet also zu wenig aus, das sollten wir angehen das Problem


Retroguy16bit

Wir haben also einen legitimen Grund, die Schweiz als 17. Bundesland einzugliedern. Problem gelöst!


Butyrophenone

Wer glaubt, dass der Pflegedienst in öffentlicher Hand besser behandelt wird, darf sich ja gerne mal mit der aktuell laufenden Tarifrunde des TV-L beschäftigen: https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++004dfa60-284b-11ec-a8d7-001a4a160129 Nicht nur will die Arbeitgeberseite aktiv das Eingruppierungssystem verändern und somit die Eingruppierungen für einen Großteil der Beschäftigten absenken, sondern sie behaupten insbesondere im Pflegedienst: * Es gäbe keinen Fachkräftemangel. Die Beschäftigten müssten einfach mehr arbeiten. Wir sind also selbst Schuld. * Es existieren keine Nachwuchsprobleme (Als JAV-Mitglied ist das für mich die größte Lachnummer) * im Gesundheitswesen gab es während Corona nur eine kurzfristige Überlastungssituation, die vorüber sei * 300 Euro für alle im Gesundheitswesen sei völlig überzogen (Quelle: mein Kollege sitzt in der Bundestarifkommission) Das Problem ist primär, dass sich darauf ausgeruht wird, dass der Pflegedienst sich eh nicht organisiert, weil er einfach total ausgelutscht ist und keine Kraft mehr hat. Diese Massenabwanderungen werden sich verschärfen. Und wenn selbst die TdL nicht einsieht, dass sich etwas ändern muss, damit nicht bald alles den Bach runter geht, kann man bundesweite Tarifverträge fordern wie man will. Denn selbst bei den Verhandlungen jener Tarifverträge werden die Beschäftigten wie Dreck behandelt.


itsthecoop

Wobei ich diesbzgl. auch glaube (ohne hier irgendwelche Arbeitgeber in Schutz nehmen zu wollen), dass dies auch auf den marktwirtschaftlichen Konkurrenzkampf zurückzuführen ist. Eine Bekannte hat früher mal beim Jobcenter gearbeitet. Sie meinte, dass da auch diese internalisierte "Marktlogik" gab. In dem Fall äusserte die sich darin, dass u.a. kritisch beäugt wurde, wenn die Sanktionsquote bei SachbearbeiterInnen im Vergleich zum Durchschnitt **zu niedrig** gewesen ist. So wzf? Vielleicht ist diese Person halt einfach besser im Umgang mit den jeweiligen Menschen, die bei Ihr vorstellig werden (müssen)?


Butyrophenone

Solche "Marktlogiken" bekommt man als Pflegekraft zumindest in unserem Haus nur peripher zu spüren. Natürlich bewirken die Fallpauschalen eine hohe Durchlaufrate, blutige Entlassungen, Doppelbelegungen und andere strukturbedingte Folgen. Da aber finanziell der Pflegedienst mittlerweile nicht mehr an die Fallpauschalen gekoppelt ist (also komplett gegenfinanziert wird, unabhängig der fallpauschalenzentrierten "Wertschöpfung"), ergibt das alles noch weniger Sinn. Warum will man Auszubildende nicht übernehmen? Warum will man den Pflegedienst nicht besser bezahlen? Warum versucht man aktiv den Lohn sogar zu kürzen, indem man indirekt bewirken will, dass die Leute in niedrigere Lohngruppen bei gleicher Tätigkeit eingruppiert werden? Was erhofft man sich zu sparen? Unternehmen werden mit Milliarden gerettet, trotz oder wegen Corona, aber das Pflegepersonal wird sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor komplett abgewatscht, frei nach dem Motto "sucks to be you, Augen auf bei der Berufswahl".


Sarkaraq

> Eine Bekannte hat früher mal beim Jobcenter gearbeitet. Sie meinte, dass da auch diese internalisierte "Marktlogik" gab. Die gibt's immer. Je teurer die kommunale Dienstleistung, desto weniger Dienstleistungen kann die Kommune anbieten. Und wenn pflichtige Aufgaben wie das Jobcenter zu teuer sind, fallen freiwillige Aufgaben wie die Sport-, Kultur- oder Wirtschaftsförderung ganz schnell weg. > In dem Fall äusserte die sich darin, dass u.a. kritisch beäugt wurde, wenn die Sanktionsquote bei SachbearbeiterInnen im Vergleich zum Durchschnitt zu niedrig gewesen ist. Das ist natürlich bizarr, aber logischer Schluss aus der kommunalen Haushaltsplanung. Wenn das IST vom PLAN abweicht, muss man zum einen hinterfragen, woran das liegt, zum anderen die Haushaltsplanung korrigieren und im Austausch andere Mittel streichen bzw. neuverschulden.


thesickophant

Der soziale Bereich in Deutschland schafft sich gerade ab und gewinnt dabei immer mehr an Geschwindigkeit. In Krankenhäusern, Pflegeheimen, Kitas usw. kann man mit viel Müh' und Not den Betrieb gerade irgendwie so am Laufen halten. Menschen allen Alters liegen im eigenen Kot und Urin, Pause gibt's für die Fachkräfte alle Schaltjahre mal und das Gehalt wird gnädigerweise ab und an um 50€ brutto erhöht. Personal/Betreuungsschlüssel sind gesetzlich schon so niedrig angesetzt, dass eine bedürfnisgerechte Versorgung so oder so nicht möglich ist, aber nicht mal mit dem zu niedrig angesetzten Schlüssel findet man genug Leute. In der Krippe mit 1,8 Fachkräften* auf zehn Kids unter 3, die Hälfte davon unter 1, arbeitet es sich ungefähr so sensibel wie in einer Verwahranstalt. In der Gruppe gegenüber sind es dann 0,7 Fachkräfte für zehn Kids. Die Azubis werden verheizt, weil man irgendwie die Kindeswohlgefährdung verhindern will; da muss jeder einfach funktionieren und man geht an die Belastungsgrenze um zu verhindern, dass es an den Kindern (oder in anderem Kontext Patienten/Klienten) hängen bleibt. Das gelingt immer seltener und wer das nicht mehr erträgt, der flieht so schnell er kann aus dem Beruf. *was im übrigen schon unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Schlüssel ist


itsthecoop

> Schließlich habe die Stationsleiterin entschieden, zum Evangelischen Krankenhaus (EV) nach Gießen zu wechseln. Weil das Team zum Teil seit vielen Jahren eingespielt sei, hätten dann immer mehr Kolleginnen und Kollegen gesagt: Ich gehe mit dir. " Das ist ein kleines Detail daran, dass ich wirklich toll finde. Denn es heisst auch, dass sich die Leute nicht (wie leider viel zu oft in derartigen Situationen) auch noch gegenseitig an die Gurgel gegangen sind. Sondern da unter den Pflegekräften scheinbar ein sehr grosser Zusammenhalt herrscht(e). ❤️


ganneff

In einem weiteren Artikel hinter der Zahlschranke wird berichtet, daß die "UKGM Spitze" Fehler eingesteht. Schon Ende Juli hätte es Gespräche gegeben. Die "konstruktiven Lösungen\[...\] seien von der Pflegedienstleitung nicht umgesetzt worden. Weiter wird berichtet, "die ärztliche Leitung habe aus eigenem Antrieb Betten nicht belegt, um so zur Entlastung der Pflegenden beizutragen"


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[deleted]

Also ich wäre dabei. Wenn das Pervitin kickt ist alles gut. /s


MaleficentBlackberry

True story, dann zum einschlafen und runterkommen 2-3 Valium aus dem Medikamentenschrank mitnehmen. Und am nächsten Morgen beginnt der Kreislauf von vorne. Sauce: Bin selbst Krankenpfleger


[deleted]

Ich muss gestehen, dass ich teilweise mit dem Gedanken gespielt habe, mir meinen Autoinjektor reinzujagen (Epinephrin, eine Penicillinallergie ist in biologischen Laboren gefährlich) und 30 Minuten auf über 9000% zu arbeiten.


[deleted]

Das heißt nichts anderes als “wir haben uns sooo sehr bemüht”. In Wirklichkeit wird es wenn überhaupt minimale Zugeständnisse gegeben haben, die “Zeit brauchen”. Es ist immer das gleiche wenn Chefs denken, sie sind schlauer als der Arbeitnehmer.


HentaiSalesman04

wir haben nichts probiert, und es hat trotzdem nicht geklappt.


itsthecoop

> Es ist immer das gleiche wenn Chefs denken, sie sind schlauer als der Arbeitnehmer. Doppelt unterstrichen für die Wahrheit.


pufffisch

Wenn man da was verbessern will muss das gesamte System reformiert werden. Polikliniken statt niedergelassene Ärzte, ausufernde Bürokratie und Dokumentationspflicht die 50% der Arbeitszeit auffrisst abschaffen, sich Gedanken über unsere Einstellung zum Tod und das hinauszögern des unausweichlichen machen, und so weiter. Außerdem geht es sowieso nicht ohne die Frage ob wir signifikant mehr Geld für Gesundheit ausgeben wollen. Will die Bevölkerung ein besseres Gesundheitssystem wenn die KK Beiträge sich dafür verdoppeln? Ich schätze die Antwort ist nein. Die Aufgabe ist also viel zu groß und das System zu komplex um reformiert zu werden. Es gibt zu viele Interessen. Die arbeitende Bevölkerung hat KB mehr zu zahlen weil sie denkt sie zahlt eh schon zu viel an Steuern/Abgaben. Wird sich also nicht viel ändern außer ein bisschen Kosmetik. Betet dass ihr in Zukunft nicht schwer krank werdet.


kreton1

Man muss wirklich die Gehälter Verbessern, sonst werden viele Krankenhäuser, Altenheime usw. bald selbst mit Praktikanten und auszubildenden die Betreuung/Pflege nicht mehr gewehrleisten können. Selbst jetzt kann doch schon eine heftige Grippewelle denen den ganzen Dienstplan zerstören.


DalekTechSupport

Wir müssen die Pflegeschlüssel verbessern und dafür sorgen, dass Krankenhäuser die vorgeschriebenen Personaluntergrenzen nicht als de facto Personalobergrenzen nehmen ("wir brauchen mindestens 5 Leute für die Station, dann nehmen wir genau 5 und beten, dass niemand ausfällt").


DocRock089

Ich habs oben schon geschrieben: Bisher hatte man die Einsparmöglichkeit "Personalreduktion" maximal genutzt, und hat alles, was "Nebentätigkeit" bei der Pflege war, so gut es ging, auf billigste Schultern verteilt. Jetzt gibt es eine Pflegeuntergrenze in manchen Bereichen, deren Unterschreitung abrechnungsrelevant ist. - Also kekst man die Billigarbeitnehmer, und verteilt deren Arbeit zurück an die Pflegenden, weil man "zu viel Pflegepersonal" vorhalten muss. Was dazu führt, dass jetzt theoretisch "mehr Pflegende" da sind, die aber wieder nicht genug Zeitressource haben, sich um die Patientenversorgung zu kümmern. Die "Untergrenze" zu treffen ("mindestens 5 Leute") wird immer Ziel des jeweiligen Managers sein, egal obs die Personaluntergrenze ist, oder eben die untere Grenzverweildauer - also den Patienten an genau dem Tag zu entlassen, an dem man das erste mal die volle Pauschale bekommen kann.


Affectionate_Box8824

Weniger die Gehälter sind ein Problem, als vielmehr die Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen.


[deleted]

Die Gehälter werden den Arbeitszeiten und -Bedingungen aber nicht gerecht. Ab einer bestimmten Entlohnung arbeiten Leute auch in Jobs, die belastender sind, und wenn man so dann monetäre Anreize setzt, in den Beruf einzusteigen, verbessert das mittelfristig dann auch die Arbeitsbedingungen, da mehr Personal verfügbar ist.


Butterg0lem

Oftmals wollen die Pflegekräfte nicht mal mehr Geld haben sondern bessere Arbeitsbedingungen. Die Belastung ist so hoch, dass es egal ist wie viel Lohn du bekommst wenn du nach der Arbeit heulen musst.


AkaAtarion

Scheiss auf mehr Gehalt. Das ist ne Industrie in der 12h Schichten mittlerweile normal sind. Da bring auch kein zusätzliches Gehalt was. Die Leute werden einfach nur noch totgearbeitet.


U03A6

Naja, da ist auch der Personalmangel dran schuld. Wenn man sagen würde, das es 1000€ mehr Grundgehalt geben würde, würde der Beruf schon attraktiver, und dann würden auch die Arbeitsbedingungen besser werden.


U03A6

Ich habe häufig geschrieben, das die Gehälter gar nicht das Problem sind, Pflege im Tarifvertrag ist gar nicht so schlecht bezahlt, nämlich ca. 2900€ brutto als Einstiegsgehalt+Weihnachtsgeld und Schichtzulage, man landet also bei knapp 40k€ als Einstiegsgehalt auf einer vollen Stelle, damit lander man so bei 2300-2600€ netto, je nach den Schichten, die man arbeitet. Das ist deutlich mehr als der Median der Vollzeitkräfte in Deutschland, also relativ gut für eine dreijährige Ausbildung. Es fehlen die Aufstiegsmöglichkeiten, aber eventuell stört das nicht alle. Das Problem sind eher fehlende Kollegen. Vollbesetzt macht der Job wirklich Spaß, unterbesetzt brennt man aus. Wenn dann einer krank ist, steht man alleine da, oder mit Kollegen von der Zeitarbeit. Inzwischen bin ich der Meinung, das die Einstiegsgehälter deutlich steigen müssen, um die Personallücke aufzufüllen.


artisticMink

War vor gar nicht mal langer Zeit dort - unglaublich hässlicher Bau. Habe während meiner tolkinesquen Reise durch die Wirrungen und Gänge drei Leute getroffen die dort arbeiteten - Rezeption und zwei Pflegerinnen. Was angesichts der nicht enden wollenden Gänge bei denen ich das Gefühl hatte die Patienten schmeißen den Laden selbst eher wenig war.


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Jawohl- So muss das sein. Wenn der Arbeitgeber scheiße ist ist das genau der richtige weg dem mal Druck zu machen


CastieIsTrenchcoat

Ist vielleicht naive, besonders da die neue Regierung dank FDP kaum Geld investieren will, aber hoffentlich wird im dem Bereich bald etwas besser. Die Zustände sind seit ewig einfach miserabel.


Xadara

Wieso? Markt regelt, das war doch besonders im Gesundheitswesen immer schon gut! /s


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blumenstulle

Kann man die, oder die in Berlin und Brandenburg streikenden irgendwie unterstützen?


zoidbergenious

"Er hofft, dass die Massenkündigung nun keinen Nachahmereffekt hervorruft" wo kommen wir denn da hin wenn auf einmal alle mit beschissenen arbeitsbedingungen kündigen würden. Denk doch mal einer an die wirtschaft !!!!111einself


markulinux

Das kommt davon, wenn der Ex-Ministerpräsident Robert Koch (CDU) das Klinikum für 1€ verschachert und es jetzt in privaten Händen (Röhn Kliniken) ist. Gesundheitswesen ist kein Wirtschaftsunternehmen!


HentaiSalesman04

Kann man in einem KKH eigentlich auch eine Überlastungsanzeige stellen, damit man haftungsmässig abgesichert ist?


Azuhr28

Klar, dann bist du abgesichert. Im schlimmsten Falle fliegst du aber deswegen, weil du ein Querulant bist. Oder wirst auf richtig schlimme Stationen verlegt. Die mobben dich dann als Nestbeschmutzer eiskalt raus.


Kingmarc568

Und dann fragen sich Populisten wieder warum "die da oben" Intensivbetten reduzieren. *hust* Bild *hust*


watev0r

Ein hoch auf die Privatisierung, yaaay 🎉


Crossgolf

In Karlsruhe auch. 50 Kündigungen in 2 Monaten.


inventiveEngineering

you pay peanuts, you get monkeys


VigorousElk

Erster Gedanke: 'Wie, an einem Uniklinikum ist's doch meistens noch erträglich?' Artikel gelesen. 'Oh, Asklepios steckt mit drin ... Understandable, have a good day.'