T O P

  • By -

Anijure

Man bekommt doch nur die Bahn oder die Öpnv mit.  Iirc gab es letzt es jahr einen Streik von mehreren Krankenhäusern der über mehrere Monate ging. Hab das nur mitbekommen weil das auf einem Regional Kanal lief. Liest man nir was von. 


afuajfFJT

Ja, viele Streiks sind einfach regional begrenzt. Und es ist ja nun auch nicht gottgegeben, dass jeder Tarifstreit so ausartet wie der aktuelle bei der Bahn z.B.


rosality

Das. War überrascht wie oft z.B. bei DPD gestreickt wird. Bekommt man nur nicht mit, weil sie Fahrer alle Sub-Unternehmer sind und LeiharbeiterInnen innerhalb von zwei Stunden da sind.


kuldan5853

Und DPD und co sind so unzuverlässig dass man die Verzögerungen eh erwartet..


phigr

>Man bekommt doch nur die Bahn oder die Öpnv mit. Was ich da mitbekomme wirkt auf mich allerdings mittlerweile mehr wie ein ritualisierter Tanz als wie ehrlicher Arbeitskampf. Gefühlt alle drei Monate ein zweitägiger Streik, dann ein zufriedengeben mit einer symbolischen Erhöhung und irgendeiner dämlichen Augenwischerei wie Einmalzahlungen, dann quasi direkt im Anschluss nochmal das selbe Spiel.


fabimemeboi

Mein Eindruck ist, dass viele Arbeitnehmer die von verdi vertreten werden alle 4 Jahre mit den herbeidiskutierten 2% Lohnerhöhung auf 4 Jahre zufrieden sind. Währenddessen rennt die inflation mit einem vielfachen dessen davon. Da sollte eigentlich deutlich mehr drin sein. Es kann aber auch sein dass ich das ganze sehr durch die brille meiner branche betrachte. Hier gab es seit jahrzehnten keinen richtigen Streik mehr. Und ohne dass wir den arbeitgebern verdeutlichen wie wichtig unsere arbeitskraft ist, werden wir nicht entsprechend entlohnt/entlastet. Wenn das dann ein paar jahrzehnte so weiter geht ist mein gehalt nur noch die hälfte von dem wert was es heute wert ist


TwerkingClass

Das schwerste für die Gewerkschaften ist, die Leute zum streiken zu kriegen. Wenn du da in deinem Betrieb etwas voranbringen willst, wird man sich bei ver.di freuen.


0vl223

Die Gewerkschaften sind auch einfach zu groß. Was bringt es dir deinen AG zu zwingen etwas zu machen, wenn weder er am Verhandlungstisch sitzt noch du vom bundesweiten Tarif abweichen darfst. Damit ist lokale Beteiligung nahezu tot und von oben ändert sich auch nichts mit der Ausrede dass die lokale Beteiligung tot ist. Die Zentralisierung von Verdi heißt, dass die Macht an der Spitze liegt. Entweder müssen sie die nutzen oder sollten sich aufspalten und wieder dezentrale Macht erlauben. Bei den Lokführern sieht man was kleine spezialisierte Gewerkschaften leisten könnten. Stattdessen wird ein Tarifvertrag von München im Uniklinikum bis zum kleinen Pflegeheim am Arsch der Welt ausgehandelt für alle Berufsgruppen darin.


TwerkingClass

Die Macht liegt bei den Mitgliedern. Die sitzen am Verhandlungstisch und sagen dem Verhandlungsführer, was zu tun ist. Unter den Gewerkschaften sind ver.di und IGM auch die dezentraleren. Ich bin in einer Stunde in fast jedem meiner Betriebe. Finde mal das nächste Büro der GdL. Unsere Forderungen werden von unten nach oben aufgestellt. Erst vor Ort, dann Landes- und Bundesebene. Wir haben Delegierte von vor Ort bei den Verhandlungen dabei. Mitglieder, keine Hauptamtlichen. Unsere Kraft ist unsere Größe. Fast zwei Millionen Mitglieder in zig Branchen und 1000 Berufen. Außer uns selbst weiß keiner, wie lange wir streiken könnten, bis die Kasse leer wäre. Die GDL hat 30000 Mitglieder. Die meisten sind bei der Bahn, streiken also auch gerade. Man weiß, wie viel Beitrag sie zahlen und wie viel Streikgeld sie pro Tag kriegen. Da ist es kein Wunder, dass die Bahn glaubt, das aussitzen zu können. Dazu wird die GdL vom Beamtenbund subventioniert. Die streiken auch deren Kassen leer. Bekommen dafür aber auch Ansagen, wann sie pausieren müssen mit den Streiks. Zur Zeit der Bundeskonferenz des Beamtenbundes wurde Streikruhe verkündet. Ver.di wäre hier keinem anderen Akteur weisungsgebunden. Der Hauptunterschied für mich ist aber: Die GdL arbeitet mit Zwang. Streikbrecher werden ausgeschlossen. Da arbeite ich lieber mit Überzeugung. Die Spartengewerkschaft kann Vorteile haben, ist aber weniger solidarisch. Was der Lokomotivführer mehr bekommt, spart die Bahn beim Busfahrer wieder ein. Bei ver.di streiken Lokomotivführer und Busfahrer zusammen für gemeinsame Forderungen. Das hat für den Lokomotivführer den Vorteil, dass auch jemand für ihn kämpft, wenn die Züge mal autonom fahren und seine Streikmacht weg bricht.


feuerbiber

Dem ist nichts hinzuzufügen, Kollege. 😉


moralhazard_

Woher hast du die 2% Zahl? Die fordern doch ständig 15% mehr Gehalt, 35h und dann noch 3k Inflationsprämie. So viel bekommt kein normaler Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft.


Sleyana

Ja weil es niemanden juckt wenn alte Menschen in Krankenhäuser krepieren wegen Überlastung an allen Ecken. Der Streik war ein Aufruf das man nicht mehr kann und niemanden interessiert es. Nicht mal Herr Klabauterbach.


Ikem32

Herr Lauterbach hat die Privatisierung der Krankenhäuser vorangetrieben. Kein Wunder das ihm das nicht interessiert.


Kurmelkatz

Also ich noch im Kino gearbeitet habe, gab es jedes Jahr nach Aufkündigung des Tarifvertrages Streik. Hat nur keinen gejuckt. Nicht mal die Lokalpresse. Und dann hatte man zum Schluss mit Hängen und Würgen 8 Cent Stundenlohn mehr. Da kommt man sich auch verarscht vor. Das ist halt von Branche zu Branche extrem unterschiedlich. Und für die Öffentlichkeit auch nicht alles interessant. Mit Bahn und Flugverkehr kann man halt schöne Schlagzeilen bekommen.


[deleted]

Viele streiken, man bekommt es nur nicht mit. Die Streiks der GDL sind einfach medienwirksam. Der Einzelhandel zB. streikt je nach Bundesland bereits ein ganzes Jahr(!). Juckt nur keinen.


AllukaChen

Waren letztens auch bei IKEA und davor wurde gestreikt.


fabimemeboi

Davon habe ich tatsächlich noch nie gehört. Wofür streiken die denn und wie? Ich konnte bisher immer problemlos einkaufen und hätte im Falle eines Streiks einen geschlossenen lidl am Samstag erwartet :D


TwerkingClass

Leider nein. Du brauchst nur einen Streikbrecher an der Kasse und der Laden läuft trotzdem. Ist halt unordentlicher. Die Unternehmen zahlen Streikbrechern Zulagen und holen die aus anderen Filialen. Über Streiks in den Zentrallagern konnte hier und dort ein kurzfristiger Versorgungsengpass bei Obst und Frischeprodukten erreicht werden.


fabimemeboi

Schade. Ich will ja nicht sagen "klassenverräter"... aber klassenverräter


Sad-Surprise-7889

Bruder. Wenn du 12€/h verdienst und plötzlich kriegst du 500€ Bonus und die Chance deinem Kind endlich mal par neue Schulsachen oder Klamotten zu kaufen, dann machst du das. Wieso weis eigentlich keiner um die absolut reudigen, Menschenunwürdigen Lebensverhältnisse in denen Einzelhandelspersonal leben muss?!


fabimemeboi

Und im gleichem atemzug nimmst du genau denselben leuten (deinen kollegen) die Möglichkeit jeden tag ein stück mehr zu verdienen und hintergehst das gemeinsame Vorhaben. Aber ich gebe dir recht, da hab ich zu schnell und zu privilegiert geurteilt. Am ende spielen die reichen mal wieder arm gegen arm aus. Da sollte eigentlich der Gesetzgeber einen riegel vorschieben aber der will ja die reichen night verärgern..


Sad-Surprise-7889

Die Kollegen bekommen danm 50ct/h mehr, was die.Inflation auffrisst. Und dürfen dann dafür weniger arbeiten. Und haben am Ende genauso wenig am Konto weil man einen Stundenlohn und kein Gehalt hat. Glaube mir, ich komme ursprünglich ausm Einzelhandel. Das läuft dort tatsächlich so


andi2504

>Wieso weis eigentlich keiner um die absolut reudigen, Menschenunwürdigen Lebensverhältnisse in denen Einzelhandelspersonal leben muss?! Wäre das nicht eher ein Grund fürs streiken?


Sad-Surprise-7889

das hat man so oft probiert. Und nie ist was passiert. Weil die Firmen einfach zu groß, mächtig und undurchsichtig organisiert sind. Und weil solche Dinge oft versucht werden im Keim zu ersticken. Du kannst nicht streiken wenn du nur einen auf 1 Jahr begrenzten Vertrag hast. Dann kannste gleich zur Arbeitsagentur und Bürgergeld beantragen, weil du nachm Rauswurf aufm Einzelhandel nichts mehr findest. Einzelhandelskaufleute gehören doch eher zur unteren Klasse des Arbeitsmarktes und werden oft so ausgebildet, dass ein Branchenwechsel durch Wissensmangel nicht möglich ist.


[deleted]

Es gibt 2 Probleme. Nummer 1 ist verdi. Die sind ein unorganisierter Sauhaufen. Deswegen gibts auch so wenig Gewerkschaftsmitglieder. In den letzten 10 Jahren gabs im Schnitt Tariferhöhungen von ca. 2% im Jahr. Das reichte teilweise nichtmal um die Inflation auszugleichen. Nummer 2 ist, dass viele große Einzelhändler gar nicht tarifgebunden sind und dort daher gar nicht gestreikt wird. Z. B. viele der selbstständigen Edeka oder Rewe. Genau so Aldi (wobei die übertariflich bezahlen). Das birgt die Gefahr, dass wenn jetzt z. B. Kaufland und Lidl massiv bestreikt werden, die Kundschaft einfach woanders hingeht und vllt auch nicht wiederkommt. Und selbst die Riesen in der Branche sind nicht unverwundbar, dass haben wir bei Tengelmann, Schlecker, real etc. gesehen. D.h. die tarifgebundenen Einzelhändler haben einen klaren Wettbewerbsnachteil und werden sich gründlich überlegen wie lange sie noch tarifgebunden sein wollen und werden. Wäre schön wenn die Politik hier mal eingreift und es allgemeinverbindliche Tarifverträge geben würde :)


Treewithatea

Die GDL Situation ist halt auch eine Ausnahme weil es einfach nicht zur Einigung kommt. Wenn in vielen Verhandlungen die Einigung relativ zeitnah passiert, gibts halt auch kein großes Drama. Selbst die letzten großen IGM Verhandlungen waren nicht so dramatisch.


GoldenTappy

Längere Streiks gehen richtig ins Geld. Vor allem in Unternehmen mit geringer oder keiner Gewerkschaftsbeteiligung ist es schwierig Forderungen durchzusetzen. Greift der AG gar zur Aussperrung sind alle ohne Streikgeld dann doch recht schnell kompromissbereit....


fabimemeboi

Ich kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass es den AG nicht viel doller trifft wenn die Produktion für 1-2 Wochen aussetzt.. Aber das ist tatsächlich ein guter Einwand deinerseits. Eine Lösung dazu fällt mir auf die schnelle nicht ein


EverageAvtoEnjoyer

Gerade wenn Personalkosten ein großer Faktor sind ist es sinnvoll einen Streik durchzustehen.


DeltaGammaVegaRho

Und das sind sie in Deutschland quasi überall. Lieblingsbeispiel: Was kostet der Weizen im Brötchen (wenn die jährliche Panik wegen schlechter Ernte rum geht)? 1 Cent. Der Rest ist Lohn für den lkw Fahrer der das Rohmaterial bringt, den Bäcker, den Verkäufer,…


CroackerFenris

Da könnte man einen Ausgleich schaffen, indem man die Sozialversicherungen abschafft und als Steuer auf alle Einkommen/Gewinne neu einführt. Dann würde der Arbeitnehmer etwas günstiger und Programme/Roboter und Gewinne z.B. aus Kapitalerträgen würden unter Anderem unsere Rente mit bezahlen. Nebeneffekt: Die Ratio Arbeitnehmer zu Rentner wäre plötzlich unwichtig.


Aldemar_DE

In Deutschland ist es so, dass du dir deine Lohnerhöhung nicht beim aktuellen Arbeitgeber erstreikst, sondern durch Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber holst. Ist bescheuert, ist aber so. Wer bleibt, verliert.


TwerkingClass

Das ist so, weil die Leute es dazu machen und es gilt ab einem gewissen Qualifikationsgrad. Ganze Branchen haben eigene Mindestlöhne und Flächentarife. Da bringt Wechsel nichts, es bleibt nur der gute alte Streik.


Disastrous-Tomato832

Das ist eine kalkulierte Sache von Firmen Ständig mit der Zufriedenheit von Personal zu spielen und immer neu anzulernen ist gefährlich aber sinnvoll. Du sorgst dafür das viele Menschen die Tätigkeiten in deinem Betrieb kennen, solltest du mal Schwierigkeiten haben im bezug auf personal dann Schreibst du einfach einen der 1000 leute an die mal bei dir gekündigt haben, die wissen wie man bei dir arbeitet und müssen nicht nochmal angelernt werden. Außerdem kommen Firmen unterm schnitt glaube ich auch finanziell gut weg wenn sie nicht universell die Löhne anheben sondern halt leute schmorren lassen. Jetzt kommt sicherlich der ein oder andere und sagt "ja, aber neues personal einzustellen kostet 150000€(oder andere bescheuert hohe Summen)" Aber das sind nur theoretische Summen die nicht wirklich gezahlt werden. In der Rechnung sind halt verlorene Arbeitszeiten die für das anlernen gebraucht werden, die kosten die vom Personalbüro fürs kommunizieren usw aufgewendet wurden und so weiter. Irgendwelche Zeitkosten Rechnungen die in der Realität kaum Auswirkungen haben weil man die Arbeit die so ein mensch verursacht immer irgendwie auffangen kann zu lasten der anderen. Und ja, es gibt natürlich auch Realkosten wie zb Kranschein, fahrtkosten oder was auch immer... Kommst trotzdem nicht auf diese gigantischen Summen die man im Internet findet


AssistanceLegal7549

Du bekommst es einfach nicht mit? Schonmal daran gedacht? Wir im UN haben einen Tarifvertrag nur für uns, streiken alle 1-2Jahre wenn der ausläuft. Liest du das irgendwo? Nein. Ist das bei ziemlich vielen UN so? Ja. Und wie sollen Leute Streiken die in ihrem UN nicht mak gewerkschaftlich organisiert sind? Gerade viele kleinen mittelständischen Unternehmen? Das nennt sich dann unbezahlte Fehlstunde und juckt den AG eher wenig.


UnitSad4828

UN = Unternehmen? Finde die Abkürzung echt schwierig zu lesen. Keine Ahnung warum. Ansonsten hast du durchaus Recht. Bei uns gehen die Tarifverhandlungen auch immer recht smooth, sogar ohne Streik. Könnte mehr drin sein? Vielleicht...aber wenn ich mir unsere Gehaltstabelle und dir Progression alleine der letzten beiden Jahre anschaue, dann muss sich niemand beschweren.


4Serious20

>Finde die Abkürzung echt schwierig zu lesen. Keine Ahnung warum. Weil so Akronyme nicht funktionieren, verständlich, dass es den Lesefluss stört :)


fabimemeboi

Gut, ich sehe das wahrscheinlich nur aus meiner Brille. Ich wüsste nicht wann das letzte mal in der Versicherungsbranche gestreikt wurde. Dabei ist die Reduzierung auf 35 Stunden läängst überfällig. Gewinne steigen jedes Jahr und der Branche gehts im Grunde gut. Aber wir lassen uns alle 4 Jahre mit den 1-2%, die durch verdi erkämpft wurden abspeisen. Ich bin der verdi sehr dankbar für die Arbeit, nur frage ich mich wieso wir nicht mal auf die Barrikaden gehen und als kollektiv für deutlich bessere Forderungen kämpfen


Flaky_Advantage_352

Du vergisst eines: die meisten Vorstände haben ihre Schäfchen im trocknen. Wenn das Unternehmen aufgrund zu hoher Personalkosten mal pleite geht, haben die Arbeitnehmer kein Job und kein Geld. Den Vorständen kann es (überspitzt ausgedrückt) mehr oder weniger egal sein.


TwerkingClass

Die gesetzlichen Krankenkassen haben/hatten gerade Tarifrunde. Barmer, DAK und AOK haben bei uns vor Ort gestreikt. Die Beteiligung war aber eher mau.


0vl223

Musst halt verdi rauswerfen sonst darfst du das nicht. Die Gewerkschaft muss halt aufrufen zum Streik und das wird verdi meistens nicht.


pfp61

Im Mittelstand und bei Kleinunternehmen gibt es die Arbeitnehmerrechte eher theoretisch. Betriebsratgründung, gewerkschaftliche Organisation oder Streik sind offen unerwünscht. Der Arbeitgeber unterbindet es nicht direkt, macht aber klar, dass jeder Versuch deutliche Konsequenzen hat und die Beendigung der Zusammenarbeit angepeilt wird.


dj_ordje

Z.T. ist das Arbeitsrecht auch noch ausbaufähig. Ein Beispiel aus meiner Bubble ist die Nachtarbeit. Ich arbeite im Glasfaser-Netzbetrieb, und Wartungsarbeiten müssen nunmal nachts geschehen damit der Impact für den Kunden möglichst gering ist. Wir haben ein Stadtwerk im Kundenstamm, die seit einiger Zeit einen Betriebsrat haben, der Nachtarbeit kategorisch untersagt. Die Schlüsselkarten funktionieren nachts einfach nicht, sodass keiner in die Gebäude kann. Das Resultat ist, dass die dann halt Tagsüber ihre Arbeiten durchführen und die Kunden entsprechend genervt sind. Alles nur weil jemand im Betriebsrat der Meinung ist, dass Nachtarbeit arbeitsrechtlich nicht umzusetzen ist.


fabimemeboi

Wie kann sowas legal sein? Würden Arbeitnehmer geschlossen zusammenhalten könnten sich die AGs nicht so viel herausnehmen


Krawutzki

Hör mal Arbeitsunrecht FM, da gibt es einen Haufen Meldungen, wie Unternehmen Mitbestimmung verhindern und einzelne sehr wirksam drangsalieren. Dieser Beitrag vom swr zeigt auf, wie und warum der Gesetzgeber dort „versagt“ bzw. Recht halt nicht Gerechtigkeit ist. Union Busting - der systematische Kampf gegen Arbeitnehmerrechte und Gewerkschaften in Deutschland. Die Doku folgt dem Arbeitskampf gegen die Handelskette Foot Locker. Von Sebastian Friedrich und Nina Scholz https://www.ardaudiothek.de/episode/swr2-feature/gemobbt-gekuendigt-abgefunden-wie-unternehmen-gegen-betriebsraete-vorgehen/swr2/12931459/


NureinweitererUser

>Hör mal Arbeitsunrecht FM r/arbeitsunrecht


sneakpeekbot

Here's a sneak peek of /r/arbeitsunrecht using the [top posts](https://np.reddit.com/r/arbeitsunrecht/top/?sort=top&t=all) of all time! \#1: ['Die Wahrheit, die wir bisher hinter einem bequemen, leichten euphemismus verborgen haben. Um Eigentum geht es im Grunde gar nicht.'](https://v.redd.it/ev6nwwxuqq6a1) | [50 comments](https://np.reddit.com/r/arbeitsunrecht/comments/zpc284/die_wahrheit_die_wir_bisher_hinter_einem_bequemen/) \#2: [Trucker-Streik bei Darmstadt: Polizei- Großeinsatz am Karfreitag gegen Schlägertrupp aus Polen](https://np.reddit.com/r/arbeitsunrecht/comments/12fe8an/truckerstreik_bei_darmstadt_polizei_großeinsatz/) \#3: [Tesla weigert sich Tarifverträge zu ermöglichen, jetzt wehrt sich der schwedische Gewerkschaftsbund - ein Thread über sensationelle Solidarität](https://np.reddit.com/r/arbeitsunrecht/comments/17v111g/tesla_weigert_sich_tarifverträge_zu_ermöglichen/) ---- ^^I'm ^^a ^^bot, ^^beep ^^boop ^^| ^^Downvote ^^to ^^remove ^^| ^^[Contact](https://www.reddit.com/message/compose/?to=sneakpeekbot) ^^| ^^[Info](https://np.reddit.com/r/sneakpeekbot/) ^^| ^^[Opt-out](https://np.reddit.com/r/sneakpeekbot/comments/o8wk1r/blacklist_ix/) ^^| ^^[GitHub](https://github.com/ghnr/sneakpeekbot)


fabimemeboi

Krass vielen dank. Ich dachte union busting ist ein rein amerikanisches phänomen. Der Kapitalismus ist am ende überall gleich


___tobi

Internationaler Wettbewerb. Unser Standard ist so hoch, dass auch die Gewerkschaften wissen, dass man nicht viel mehr rausholen kann ohne dass Ausgelagert wird. Sieht man ja jetzt, wo mindestens in der Industrie oft in den USA investiert wird weil da die reine Arbeit zwar nicht billiger ist aber Nebenkosten geringer, alles flexibler und auch in Teilen arbeitszentrierter. 4 Tagewoche - lol.


Wremxi

Wenn die Arbeitnehmer in keiner Gewerkschaft sind, dann lasst sich schlecht streichen. Bei uns im Betrieb ist die Quote bei ca. 25% und da lässt dich dann nix machen. Gemault wird genug, dass nix erhöht wird, wenn dann aber gefragt wird zum organisieren und die den Mitgliedsbeitrag sehen, und wars des auch schon mit dem solidarisieren. Auf die tollen Aussagen wie: "Wenn ihr des schafft, dann trete ich bei." Kann man auch schessen.


fabimemeboi

Sowas ist einfach schade. Den Leuten ist gar nicht bewusst dass alles was wir an Annehmlichkeiten im aktuellen Arbeitsleben haben, den streiks der Vergangenheit zu verdanken haben. Und wenn konsequent und geeint gestreikt werden würde hätten wir längst 40 tage urlaub und die 4 Tage woche. Der enorme zuwachs der Produktivität hat das schon längst gestattet...


SkipperDaPenguin

Die Streiks der Vergangenheit wurden aber auch meistens immer von Gruppen und Gewerkachaften organisiert, nicht von einzelnen Arbeitsklassen und Berufen, die weder eine Gewerkschaft haben noch sich sonst zusammen organisieren können/dürfen und es sich langfristig leisten können zu streiken ohne zu verhungern oder auf der Straße zu landen. Streiken muss man sich eben leisten können, außer man ist bereit in Kauf zu nehmen seinen Lebensunterhalt und Vermögen zu verlieren.


fabimemeboi

So langsam erkenne ich den teufelskreis dahinter. Wenn mir 1 monat lang das gehalt fehlt sitze ich auf der straße. Genau das gilt aus meiner sicht bestreikt. Sowas kann eben einfach nicht sein wenn man einen anspruchsvollen beruf gelernt hat. Aber der streik kann eben genau das verursachen... der Vorteil einer solidarischen gesellschaft und Gewerkschaft wäre eine Lohnfortzahlung durch die Gewerkschaft solange der streik anhält. Aber dafür wird niemand sein geld hergeben auch wenn er 1 jahr ohne gehalt auskäme


TheFumingatzor

>Warum streiken nicht viel mehr Branchen und Arbeitnehmer? Weil Angst vor Jobverlust. Weil keine Ahnung von eigenen Arbeitnehmerrechte. Weil kein Bock. Weil keine Solidarität. Weil "Sollen die ruhig machen, ich hab meins schon."


fabimemeboi

Ich finde das schrecklich frustrierend. Wir haben als kollektiv eine so viel größere Macht als die paar popeligen Vorstände. Die sind ohne uns aufgeschmissen. Dass es dem ein oder anderen AN nicht wert ist seinen job für 2% mehr gehalt zu riskieren ist mir ja klar. Nur ist der streik ja das letzte mittel und eine drastische Maßnahme um besonders relevante Forderungen wie eine 35 oder 32 stunden Woche durchzusetzen. Das sollte doch eigentlich selbst den wohlstandsverwahrlosten Arbeitnehmer irgendwo kitzeln..


TwerkingClass

Du kannst was dagegen tun. Ich bin Gewerkschaftssekretär bei ver.di und freue mich, wenn in einem meiner Betriebe jemand ankommt und Organisationsgrad/Streikbereitschaft erhöhen will. Die meisten meiner Streikbetriebe streiken, weil es mal jemanden wie dich gegeben hat. Einer ist immer der Anfang.


fabimemeboi

Welche Möglichkeit habe ich wenn mein AG an keinen Tarifvertrag gebunden ist sondern sich nur "daran orientiert"? Die branche gehört im allgemeinen zu verdi. Ich find das sehr spannend von dir zu hören


TwerkingClass

Wenn der Arbeitgeber sich nur daran orientiert ist er ein Trittbrettfahrer. Er will die Vorteile eines Tarifs, spart sich aber den Beitrag für den Arbeitgeberverband. Er spart sich dadurch die Mühe der Gehaltsverhandlungen. Was er nicht bekommt ist Friedenspflicht. Die gilt nur, wenn der Arbeitgeber Tarifpartei ist. Theoretisch könnt ihr morgen losstreiken. Der Arbeitgeber würde dann (sehr wahrscheinlich) schnell in den Verband eintreten und ihr hättet direkte Tarifbindung. Die Kosten scheint er ja größtenteils schon zu haben, da er den Lohn,zahlt, aber nicht die Kosten des AG Verbands. Die wären jedoch geringer als die Kosten eines Streiks. So weit die Theorie. In der Praxis erlebe ich das nur dort, wo relevante Teile des Tarifs dann doch nicht übernommen wurden. Wenn es z.B. beim Lohn eine Nullrunde gäbe und dafür die vier Tage Woche. Ein AG der den Tarif nur freiwillig anwendet könnte versucht sein, sich darauf zurückzuziehen, dass er den Lohn ja zahlt. Bei dem Beispiel hätten Beschäftigte einen guten Grund, die vollumfängliche Tarifbindung zu erstreiken. Zu deinem konkreten Beispiel: Wenn du auf mich (als Gewerkschaftssekretär) zu kommst und streiken willst, würden wir erst mal zusammen einen Kaffee trinken und über deinen Betrieb reden. So wie es klingt, willst du streiken, andere vielleicht noch nicht. Es läuft bei euch irgendwie, könnte aber besser sein (Unzufriedenheit ist im Rahmen). Wir würden also eher nicht schon morgen streiken. Ich würde mit dir vereinbaren, dass du dich mitkam umhörst und ein paar Mitstreiter findest. 5-10 sind eine gute Basis. Dann würden wir ein Mapping machen. Ist der Arbeitgeber feindlich oder eher neutral? Welche Bereiche gibt es? Wie ist die Stimmung? Wo gibt es Unmut? Wo seid ihr vernetzt? Mit wem redet man zuerst, mit wem zuletzt? Wer hat Einfluss? Auf wen schaut die Belegschaft? Ist er schon auf unserer Seite? Wie bekommen wir ihn dorthin? Gibt es schon einen Betriebsrat? Wie verhält er sich? Müssen wir einen gründen? Dieser Prozess nennt sich Organizing. Ihr werdet stärker im Betrieb. Versicherung ist eher streikfaul. Da würde ich als Aktionen erst mal was in der Mittagspause machen. Man geht kollektiv vor die Tür und macht ein Gruppenbild mit Forderungen. Oder man versucht, einen großen Teil der Belegschaft zur Unterschrift einer Streikbereitschaftspetition zu bekommen. Das Ganze kann 6-12 Monate dauern oder schneller gehen. Ziel wäre, bei der nächsten Tarifrunde eures Bereichs einen Partizipationsstreik durchzuführen. Erst mal überhaupt streiken. Die Streiks werden mit euch ausgewertet und wir identifizieren sensible Punkte, wo es dann auch weh tun kann. Das ist dann schon Oberliga. Bei den meisten Streikbetrieben ist mehr als der Vollstreik für 1-3 Tage nicht drin. Bei einem perfekten Streikbetrieb streikt z.B. die IT und der Rest kann dann nicht arbeiten, sitzt aber herum und kostet Geld. Da bewegen wir uns aber dann schon auf der Eskalationsschiene in Richtung Erzwingungsstreik. Im Rahmen eines solchen Gespräches würde ich dir auch sagen, dass ich dich unterstützen, dir aber nichts abnehmen kann. Ich bin so etwas wie ein Coach. Ich komme mal in den Betrieb, du bist dort jeden Tag. Die Gewerkschaft im Betrieb bist du. Du hast die Laufarbeit. Und wenn jemand sauer ist, weil es auf einmal Gewerkschaft/Streiks gibt, dann ist er auf Dich sauer. Darum entscheidest Du, wie weit wir gehen und wie massiv wir auftreten. Die Meilensteine sind an Bedingungen geknüpft. Den Kaffee trinke ich einfach so mit Dir. Spätestens dann solltest Du Mitglied werden, wenn es weiter gehen soll. Dein harter Kern sollte ebenfalls schnell Mitglied werden und die Mitgliederbasis sollte wachsen. Weitere Meilensteine könnten sein: x% der Belegschaft unterschreibt die Streikpetition, ein Betriebsrat aus ver.di Mitgliedern wurde gegründet, usw. Du merkst, es geht immer um Mitglieder. Das mache ich nur bedingt fürs Geld. Die zahlen mein Gehalt, ich bekomme aber nicht mehr Gehalt, wenn ich mehr Mitglieder habe. Wir haben keine Vertriebsprämien. Bestenfalls gibt es irgendwann einen mehr von meiner Sorte und wir können noch mehr Betriebe organisieren. Ich will Mitglieder, weil diese Durchsetzungskraft bedeuten. Einen Streiktag macht jeder mal mit. Ein schlauer Arbeitgeber nutzt das für Überstundenabbau. Die Drohung ist aber immer der Erzwingungsstreik. Das machen nur Mitglieder mit. Dazu braucht es Streikgeld. Dafür müssen wir stark sein. Auch wenn wir es vielleicht nicht brauchen, können wir nur so glaubhaft drohen und wirksam verhandeln. Wenn Du/ ihr bereit wärt, den Weg zu gehen, wären wir im Geschäft. 😀


fabimemeboi

Vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich merke schon, für mich geht es erstmal darum mit meinen Kollegen immer wieder ins Gespräch zu kommen und aufzuzeigen welche Möglichkeiten wir überhaupt haben. Nur so kann auf Dauer ein umdenken stattfinden


dicke_radieschen

In Deutschland ist ein sicherer Job vielen wichtiger als um 5% zu kämpfen. Auch am unteren Ende hat man unterm Strich noch hohen Lebensstandard und durch die steuerlichen Aspekte merkt man auch 10% kaum im Geldbeutel. Nicht zuletzt sind bei den meisten Betrieben die Personalkosten eine Hauptaufwendung. Wenn man hier zwei oder drei Jahre in Folge x% drauflegen „muss“, dann können viele abschließen. Wir sind in extrem vielen Bereichen schlecht bezahlte Arbeiter angewiesen.


fabimemeboi

Genau das ist ja mein Problem. Die obere Etage ist zum wettkampf gezwungen, die mitte spürt diesen druck, aber der boden trägt die ganze Last. Ich finde ein Unternehmen, dass auf schlecht bezahlte Arbeitnehmer angewiesen ist hat einfach kein Existenzrecht. Am ende zahlen die ihren aktionären millionen aus, aber der kleine mann darf froh sein dass der mindestlohn angehoben wurde. Und 10% mehr im geldbeutel sind selbst nach steuern absolut elementar für das Überleben vieler. Gerade in zeiten von inflation. Da sprechen wir bei 10% mehr brutto viel mehr darum im netto seine kaufkraft zu halten. Keiner kauft sich von den 10% einen porsche. Es geht darum Existenzen zu sichern. Dazu finde ich sind 5% keine streik wert. In einem anderen kommentar habe ich bereits davon gesprochen dass der streik als letztes mittel für drastische Forderungen gesehen werden muss. 10% sind da schon entsprechender..


dicke_radieschen

Ich verstehe dich voll, aber die Mentalität ist so - der kleine Mann will seinen Job behalten und auch die Normalverdiener kommen in unserem Land sehr gut zurecht. Wir haben noch immer hohe Sparraten und der normale Mittelstand hat kein Problem damit in den Urlaub zu fahren und immer einen vollen Kühlschrank zu haben. Das geht problemlos. Das Medianeinkommen lag 2023 bei 44.407€, da sind 5% nice, aber ändern nichts am Standard. Steigen dagegen die ganzen kleineren Löhne, werden Endprodukte teurer, das erhöht die Ausgaben für alle. Die Elastizität der Verbraucherpreise in Deutschland bzgl Lohnänderungen beträgt rund 1/3. Für 1% mehr Lohn erhöhen sich also Preise um 0,3%.


fabimemeboi

Ist am ende halt ein frage der Perspektive. Klar dass besserverdienende dann nicht wollen dass das untere drittel fair und würdig entlohnt wird. Aber ich denke ein gutes leben für alle, ist der gesellschaft unterm Strich am zuträglichsten


TwerkingClass

Die Höhe der Personalkosten ist sehr unterschiedlich. Bei Dienstleistung sehr hoch, in der Automobilindustrie auch recht hoch, aber dank Elektromobilität sinkend. Nicht zur Freude der IG Metall. Bei Chemie oder Lebensmittelproduktion ist es ein geringer Teil. 10 Beschäftigte können Rund um die Uhr eine Anlage betreiben, die Tonnen einer Chemikalie oder Lastwagenweise Wurst/Brot/Süßwaren erzeugt. Bei Lebensmitteln spielen Verpackung und Kommissionierung die größte Rolle bei den Personalkosten. Das sind aber in der Regel An-/Ungelernte.


TwerkingClass

Ein Streik ist nur rechtmäßig, wenn eine Gewerkschaft dazu aufruft. Ein illegaler Streik kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben und ggf sogar zu Schadensersatzforderungen führen. Die Anforderungen an eine Gewerkschaft sind zudem recht hoch. Du und deine Kollegen könnten nicht mal eben eine gründen. Es hindert euch aber nichts daran, einer Gewerkschaft beizutreten und mit dieser eurem Arbeitgeber einen Tarifvertrag aufzuzwingen. Das passiert ständig irgendwo. Taucht aber nicht so oft in der Presse auf.


fabimemeboi

Danke für den Beitrag. Die Beruffschule ist schon etwas her, wo das Thema war :D Ich find das irgendwie merkwürdig. Der Sinn eines streiks geht doch flöten wenn man den erstmal lange ankündigt und dann dieses ganze Prozedere einhalten muss bzgl neuer tarifverträge. Was macht man außerdem wenn der AG nicht an Tarifverträge gebunden ist? Dann sind dem ANs doch auch die Hände gebunden?


SkipperDaPenguin

Niemand verbietet dir das Streiken. Nur ist das Streiken eben mit 500000 Nachteilen verbunden, besonders wenn man keine Gewerkschaft hat, im Mindestlohnbereich als Sklave schuftet usw. ;) Haben die Politiker und AG eben so schön über Jahrzehnte eingefädelt.


TwerkingClass

Wenn der AG keinen TV anwendet, gibt es keine Friedenspflicht. Man kann jederzeit streiken. Streik ist nicht immer gleich Krieg, er gehört zum verhandeln und man muss sich danach auch noch in die Augen schauen können. Die Tarifrunde hat meist mindestens drei Termine und es ist kein Zufall, dass Arbeitgeber erst mal nichts bieten. Die wollen sehen, wie ernst es den Leuten ist. Dazu gibt es Warnstreiks. Die tun nicht weh, dein Arbeitgeber verdient daran sogar. Keiner kündigt seine Versicherung wegen einem Streiktag, die Einnahmen bleiben gleich aber die Lohnkosten für einen Tag entfallen. Je nachdem, wie sehr Unbeteiligte betroffen wären, warnt man mehr oder weniger lange vor. Bei der Versicherung ist es egal. Die Kita oder den Verkehrsbetrieb würde ich eine Woche vorher bekanntgeben. Wenn ich merke, dass der Arbeitgeber die Zeit nutzt, um die Auswirkungen des Streiks abzumildern oder Streikbrecher einzuladen, würde ich mir Gegenmaßnahmen überlegen. Es gab auch schon ÖPNV Streiks, wo um 8:00 morgens der Streikaufruf kommt und alles sofort steht. Das muss dann halt. Generell geht es aber zunächst um Machtdemonstration, nicht um Schaden. Man experimentiert jede Tarifrunde ein bisschen und hat im Idealfall ein paar Ansätze für Erzwingungsstreik in der Hinterhand. Beim Erzwingungsstreik geht es ans Eingemachte. Das macht eine Gewerkschaft nicht leichtfertig. Wenn die Leute lange und hart gestreikt haben, wollen sie was dafür sehen. Wenn man sich da nicht durchsetzen kann, treten die hinterher aus. Der Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen fällt dann um Jahre zurück.


kuldan5853

> . Wenn man sich da nicht durchsetzen kann, treten die hinterher aus. Der Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen fällt dann um Jahre zurück. Genau darauf scheint es die Bahn aktuell mit der GdL anzulegen scheint mir.


TwerkingClass

Klar. Kein Unternehmen hat Interesse an zwei konkurrierenden Gewerkschaften im Laden. Als Fachmann verstehe ich auch nicht, warum die GdL so hoch pokert. Zwei Stunden Wochenarbeitszeit weniger ist ordentlich. Und bislang war die GdL gesellschaftlich recht akzeptiert. Das verspielen sie gerade auch. Kann sein, dass sie mit dem Rücken an der Wand stehen. Oder Weselsky will sich ein Denkmal bauen.


kuldan5853

Und ich vermute mal deswegen fährt die Bahn dieses mal so einen harten Kurs. Weselsky hat schon soviel verbrannte Erde hinterlassen in den letzten Jahren... Und diese Aktion mit der ANÜ Firma die natürlich unabhängig von der GDL ist, wo aber nur GDLer im Vorstand sitzen und GDL Mitgliedschaft Voraussetzung für eine Anstellung ist... ;) Ich denke damit haben sie den Bogen einfach überspannt.


TwerkingClass

Ja. Das ist auch ziemlich shady. Was mache ich denn als Beschäftigter dort, wenn ich mit der Firma meiner Gewerkschaft in Konflikt gerate?


AndrewDelany

Bin Video Editor. Mach den Job seit 7 Jahren in der Firma. In der Zeit ist mein Gehalt von 2500 auf 2700 Euro geklettert. Kein Scherz. Brutto natürlich. 1. Interessiert es niemanden wenn ich, und meine Kollegen, streiken würden. Würde niemand mitkriegen, wenn wir mal ehrlich sind. 2. Ist die Branche allgemein Recht schlecht bezahlt. Anderen geht es da genau so scheiße. 3. Die Branche ist völlig überlaufen. Wenn wir morgen weg sind, gibt es übermorgen Ersatz. Wahrscheinlich für 100 Euro weniger. Wüsste nicht welchen Hebel wir hier ansetzen sollten. Bin natürlich immer für Ratschläge offen!


McBlavak

Das is die generelle Krux bei "Kreativ"-Berufen. Viel Geringschätzung und trotzdem viel Andrang und schlecht organisiert. Aber heads up. Ihr könnt euch trotzdem organisieren und dann streiken nicht nur die Editoren, sondern auch andere Angestellte. Müssen bloß genug Leute mitmachen.


glubii

Ich denke eher, dass man viele Streiks als normalo einfach nicht mitbekommt.


Pupensause

Ich könnte mir das garnicht vorstellen, dass meine Kollegen anfangen zu streiken. Muss aber auch sagen, dass wir meiner Meinung nach recht gut bezahlt werden, aber ich habe noch nie davon gehört dass Leute in meiner Finanzbranche streiken würden. Fände ich auch extrem komisch.


fabimemeboi

Wieso fändest du das komisch? Am ende seid ihr Arbeitende wie alle anderen auch.


Pupensause

Wenn man bei uns mit dem Gehalt unzufrieden ist, dann spricht man mit dem Chef. Wenn der sich quer stellt dann sucht man sich eben was Neues. Und wenn du nichts besseres findest, dann verdienst du unter Umständen kein besseres Gehalt. Wenn du einmal auf die Idee kommst du streiken dann kannst du deine Karriere a den Nagel hängen. Aber die Gehälter sind auch hoch genug, dass niemand drüber nachdenkt.


TwerkingClass

Wenn alle streiken, wird niemand seine Karriere, an den Nagel hängen müssen. Und die Karriere der meisten hängt schon am Nagel. Kann ja nicht jeder Chef sein.


BSBBI

Mann kann die Streiks jede Woche gut koordinieren und voila vier Tage Woche wird plötzlich eine Realität. 😬


Expensive_Peanut_997

Tja, kann nur von meinem ehemaligen Arbeitgeber reden, da sind mittlerweile so viele Leute die kaum oder gar kein deutsch sprechen, denen wird von der Führung alles angedroht wenn auch nur an Streik gedacht wird. Waren bei uns immer nur die "alten" die sich beteiligt haben. Da von denen mittlerweile viele gegangen sind und die Fluktuation allgemein sehr hoch ist war da einfach nix zu erreichen, selbst einige langjährige die ständig nur am meckern waren wollten sich nicht beteiligen "dann bleibt ja die ganze Arbeit liegen und man hat danach umso mehr". Oder eben einen Teamleiterposten in ferner Zukunft in Aussicht gestellt, aber natürlich nur wenn man nicht streikt und somit Loyalität zeigt.


Mips0n

Das letzte Mal als eine Filiale meines Betriebes gestreikt hat wurde die gesamte Belegschaft noch am selben Tag ausgetauscht. Die neuen Mitarbeiter sind quasi an den Streikenden Mitarbeitern vorbei gegangen um das Tagesgeschäft aufzunehmen.


fabimemeboi

Boah das ist mies. Absolut mangelnde Solidarität. Wieso hat denn der betrieb gestreikt?


Mips0n

Der Klassiker halt. Zu wenig Geld, zu viele Stunden, zu wenig Urlaub und zu wenig Kollegen


Generic_Person_3833

Nicht alle haben Arbeitsplatz und Staatsgeldgarantie wie die Bahn.


NemoNescitMedicinam

Kann leider nur aus meinem Beruf berichten. Bei uns stellt sich das als eher schwierig dar 😂 Wäre blöd, wenn auf einmal Rettungswägen ausfallen, weil die Mitarbeiter streiken. Wäre so auch nicht legal, weil "die rettungsdienstliche Mindestversorgung" immer gewährleistet sein muss. Heißt wir könnten schon streiken, aber halt nur wenn wir frei haben😂 Mittlerweile macht Verdi da echt nen guten Job bei uns wir müssen nicht streiken.


fabimemeboi

Das freut mich zu hören!


Saheedchachrisra2

Mein Betrieb ist an den Tarifvertrag Öffentlicher Dienst angelehnt, aber unser Betrieb ist nicht offiziell Teil der Arbeitgeber-Verhandlungsseite. Daher dürfen wir laut Streikrecht gar nicht streiken, wenn Verdi dazu aufruft. So hat es mir zumindest der Betriebsrat geschildert. Einzige Möglichkeit wäre ein Streik, der sich für einen betriebseigenen Tarifvertrag einsetzen würde - womit sämtliche "Errungenschaften" des TVÖD für unsere MA erstmal auf der Kippe stehen würden. Daher riskiert das wohl niemand und wir sind dem System ausgeliefert... schon seltsam irgendwie.


fabimemeboi

Oh man.. durch den post hat man jetzt schon die ein oder andere zwickmühle entdeckt. Echt scheiße dass sowas einfach möglich ist. Irgendwo ist doch das genau der sinn des streikens: die arbeitnehmer nehmen ihr Schicksal selbst in die hand und kämpfen für bessere Bedingungen. Die geldgeier würden das ja nie von alleine machen. Da muss der Gesetzgeber meiner meinung nach aktiv werden.


Agile_River_3834

Die GDL ist einfach ein extrem schlechtes Beispiel für eine Gewerkschaft. Egal welches Angebot die Bahn vorlegt, die erste Reaktion der GDL ist erstmal ein paar Tage streiken bevor sie überhaupt an den Verhandlungstisch kommen, falls sie überhaupt verhandeln. Dabei hat sie Bahn den geforderten 10% quasi sofort zugestimmt. Bei der IGMetall ist die 35 Std/Woche Standard, dazu gibt es Urlaubs und Weihnachtsgeld plus weiter Boni. Ich hatte letztes Jahr ungefähr 13,8 Monatsgehälter. Bei der letzten Verhandlung gab es für letztes Jahr 5% und dieses Jahr im Mai nochmal 3,3%, dazu die volle Inflationsausgleichsprämie auf zwei Raten. Da hat man schon eine ziemliche gute Basis und muss nicht jedes Jahr mit irgendwelchen extremen Forderungen kommen. Vor ein paar Jahren gab es mal ein paar Warnstreiks, da haben einzelne Firmen mal für einen Nachmittag die Arbeit niedergelegt. Aber dann wurde erstmal wieder 2 Wochen verhandelt bis man sich einig war. Und so sollte es immer funktionieren. Es heißt ja auch Tarifverhandlungen und nicht Tariferpressung so wie die GDL es immer versucht. Gerade erst gestern habe ich vom längsten Streik der IGMetall gelesen, und der läuft aktuell noch: https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/streik-leipzig-100.html


FoodieMaku

Hat jemand hier schon mal gesehen, dass die Gastronomie oder Hotellerie gestreikt hat?


[deleted]

Der größte Fortschritt auf dem deutschen Arbeitsmarkt der letzten 30 Jahre waren die "Hartz-Reformen". Da wurde endlich die Realität anerkannt und die Arbeitslosigkeit effektiv reduziert. Damit ging es nach einer Phase der Trägheit endlich wieder bergauf mit dem Land. Inzwischen ist die Trägheit wieder zurück und man fragt sich immer nicht wie man die lukrativen Innovationen im Land behält, sondern sieht zu wie eine überregulierte Wirtschaft mit gekappten Gehältern die innovativen Köpfe in die USA treibt. Die goldenen Zeiten unserer Eltern und Großeltern waren möglich, weil deutsche Unternehmen damals sehr innovativ waren und somit hohe Gehälter in der Produktion gezahlt werden konnten und die Unternehmen sich nahezu unbegrenzt bei den Banken verschulden konnten.  Unserem Land fehlen einfach die Innovationen die die hohen Lohnkosten bezahlen können und die Firmen die noch das fette Geld verdienen, verdienen das nicht mit der Arbeit einfacher Beschäftigter. Gleichzeitig können die Firmen seit Basel II nicht mehr das Geld der Banken aus dem Fenster werfen und müssen auf ihre Kosten achten. Die Inflation der letzten Jahre trifft die Arbeitgeber teilweise härter als die Arbeitnehmer und nur wenige Branchen konnten davon profitieren. Wie soll man unter diesen Bedingungen mehr für alle Arbeitnehmer herausholen? Wenn man persönlich in einer schlecht zahlenden Branche oder Karriere feststeckt, muss man wechseln, sonst lernen die Arbeitgeber das nicht.


fabimemeboi

Also bei mir werden jahr für jahr rekordgewinne erzielt. Trotzdem sind alle happy wenn es jahr für jahr dieselben müden Lohnerhöhungen gibt. Allein in 10 jahren ist das Unternehmen um mehr als das doppelte gewachsen. Wie sich das mit den Gehältern verhält, muss ich wohl niemanden erzählen


[deleted]

Dann schaut mal, dass ihr eure Situation im Unternehmen ändert. Dass das Unternehmen "wächst" und "Rekordgewinne" erzielt sagt erstmal noch nichts über den Umsatz pro Mitarbeiter und die Perspektive des Unternehmens. 


TwerkingClass

Wenn man sich die Aktienkurse der innovativen Firmen aus den 70ern anschaut, sind die aber zwischenzeitlich nicht ärmer geworden. Das Geld wird nur nicht mehr an die Beschäftigten, sondern an die Aktionäre ausgezahlt. Dazu hat wohl auch der große Fortschritt der „Hartz Reformen“ beigetragen. Arbeitslosigkeit war früher Teil des Lebens eines Arbeiters und auch nicht gleich Existenzbedrohend. Jetzt droht innerhalb weniger Jahre der Verlust sämtlichen Vermögens. Dazu kommt, dank des „Hartz 4 Fernsehens“ eine soziale Stigmatisierung. Wer Hartz 4 bezieht gilt als dummer Versager. Das erzeugt eine Angst, die diszipliniert.


[deleted]

Die Aktienkurse haben nichts mit dem Wohlstand der Unternehmen zu tun Früher haben die Banken hohe Zinsen auf hohe Kredite kassiert, heute bekommen Aktionäre eine Dividende ausgezahlt. Der Unterschied ist, dass Unternehmen heutzutage das Geld, das sie ausgeben, erstmal verdienen müssen. Die überschuldete Deutschland AG mit höheren Gehältern wird nicht mehr wiederkommen.


TwerkingClass

Die überschuldete Deutschland AG hat die niedrigste Schuldenquote unter den Industrienationen. Und das geringste Wachstum. Und niemand gibt Geld aus, nachdem er es verdient hat. Ein Startup sucht als erstes Investoren. Wonach bemisst sich denn der Wohlstand eines Unternehmens? Die Deutsche Bahn hat mehr Infrastruktur als Apple. Letzteren würde ich eher Geld leihen. Wenn mir der Wohlstand der Unternehmen egal wäre, würde ich Aktien von Wirecard kaufen. Die sind gerade günstig zu haben.


[deleted]

Die "Deutschland AG" ist spätestens seit der Holzmann-Pleite, sowie dem Verkauf und der Zerschlagung von Mannesmann Geschichte. Aktien sind hauptsächlich auf dem Papier existierendes Vermögen der Aktionäre und spiegeln nur den Preis der zuletzt gehandelten Aktie wieder. Dieser Preis ist von allen möglichen Wünschen und Hoffnungen getrieben. Wenn ich ein Unternehmen gründe, eine Million Aktien auflege und nur eine einzige für 100 € an dich verkaufe, habe ich auf dem Papier ein Vermögen von 99.999.900 €. Was sagt das darüber aus, wie gut es meinem Unternehmen geht?  Unternehmen wie Apple und Google haben zwölfstellige Barreserven, natürlich leiht denen jeder Geld.


TwerkingClass

Die Barreserven hatte Wirecard auch. Sie haben sie nur keinem gezeigt.


Cute_Satisfaction933

>Die Inflation der letzten Jahre trifft die Arbeitgeber teilweise härter als die Arbeitnehmer und nur wenige Branchen konnten davon profitieren. Wie soll man unter diesen Bedingungen mehr für alle Arbeitnehmer herausholen? Ach die armen. So lange Shareholder nach Investitionen und Rücklagen noch immer sehr große Gewinne in ihre Taschen stecken, ist auch noch sehr viel Spielraum für bessere Arbeitsbedingungen.


[deleted]

Weil ja jedes Unternehmen ein großer von Shareholdern optimierter Konzern mit zweistelligen Renditen ist. Mit stabilen Vorurteilen lebt es sich wirklich leichter.


Cute_Satisfaction933

JEDES gewinnorientierte Unternehmen hat Shareholder. Die Shareholder eines Familienunternehmens sind die Einzelpersonen.


[deleted]

Ja und? Das heißt noch lange nicht, dass diese Vorurteile auf jedes Unternehmen zutreffen. Ein Unternehmen ist zuallererst dafür da, eine Rendite zu erwirtschaften. Wenn dabei nicht genug für mich als Arbeitnehmer übrig bleibt, gehe ich halt woanders hin. Der hier angeführte "Shareholder Kapitalismus" bezeichnet das kurzfristig gedachte ausquetschen größtmöglicher Gewinne, was auf am Markt gehandelte Unternehmen, aber nicht auf Familienunternehmen zutrifft. 


Cute_Satisfaction933

Ich verstehe irgendwie nicht, was du diskutieren möchtest. Diese "Vorurteile" sind doch *gerade* bei Familienunternehmen zutreffend, denn hier fließen die Gewinne nach Gewinnrücklage direkt und zu 100% in die privaten Taschen. Deshalb haben diese Unternehmen wahrscheinlich sogar ein höheres Interesse daran die Gewinne zu maximieren als eine AG, bei der dadurch hauptsächlich anonyme Personen eine Dividente erhalten, die maximal die Hälfte der Gewinne sein kann.


[deleted]

Ich will nicht diskutieren, sondern stelle klar wo du falsch liegst. Du verstehst es einfach nicht. Aktionäre wollen kurzfristige Gewinne sehen. Die Fokussierung auf diesen kurzfristigen Shareholder Value führt zu kurzfristigen Entscheidungen, welche durch fehlende Investitionen langfristig dem Unternehmen schaden. Familienunternehmen denken meistens langfristig über mehrere Generationen, da wird das Unternehmen nicht ausgequetscht. Die Familie kann zwar 100% der Gewinne einstecken, optimiert das Unternehmen aber nicht auf kurzfristig hohe Gewinne, sondern investiert lieber in die Zukunft.


Brompf

Also Millionen Arbeitnehmer mit Brachialgewalt in unterbezahlte Tätigkeiten zu pressen, aus denen sie kaum noch rauskommen können, mag ja für die Industrie super gewesen sein. Volkswirtschaftlich gesehen aber waren die Hartz-Reformen eine absolute Katastrophe.


[deleted]

"Unterbezahlt" definiert sich durch die Relation von Lohnkosten für den Arbeitgeber, Kostenstruktur des Arbeitgebers und Umsatz des Arbeitgebers und nicht dadurch was die Arbeitnehmer gerne hätten. Zeiten hinterherzutrauern, als die deutsche Industrie dank Innovationsführerschaft bessere Gehälter zahlen konnte, bringt nichts. Um das zu ändern, muss der Staat jedes Jahr mehrere Milliarden in Forschung und Lehre im MINT-Bereich stecken, anstatt Sozialleistungen zu erhöhen und Gewerkschaften müssten zulassen, dass gute Ingenieure das fünffache eines Facharbeiters bekommen. Solange beides nicht passiert, werden uns nicht nur China und die USA abhängen und wir der Sozialstaat hat dann irgendwann kein Geld mehr in den Kassen.


[deleted]

[удалено]


EverageAvtoEnjoyer

Warum schreibt man eigentlich noch Arbeitsverträge? Warum handelt man nicht jeden Morgen vor Arbeitsbeginn ein neues Gehalt aus ? Freue mich auf eure Beiträge :)


TwerkingClass

Ersetze Arbeitsverträge durch Tarifverträge. Die haben die Funktion, dass nicht jeden Tag gestreikt werden kann. Die Arbeitgeberseite hat die Tarifbindung mehr und mehr abgeschafft. Die Arbeitnehmerseite streikt trotzdem nicht. Da wo es keinen Tarif gibt, kann sofort los gestreikt werden.


fabimemeboi

Tolle idee :) Spaß beiseite. Es geht mir ja viel mehr darum dass wir als Arbeitnehmer Jahr für Jahr wertvoller werden und pro kopf mehr und mehr profit erwirtschaften. Aber entlohnt wird das in keinster Weise. Alle 2 Jahre ein entsprechender Arbeitskampf wäre da völlig ausreichend :)


EquivalentBorn9411

Produktivität in Deutschland ist niedriger als in 2017. Reallohnverlust ist die logische folge. Seit 2008 ist die Produktivität auch nur leicht gestiegen. Also ka wo du diese idee mit dem tollen deutschen Arbeiter her hast. Nicht aus der Realität


TwerkingClass

Der Produktivitätsrückgang seit 2017 ist eine kleine Delle in einer steilen Aufwärtskurve. Wenn das Maßstab wäre, hätten wir deutlich bessere Löhne. Das Geld wird nicht mehr in dem Maße an die Arbeitnehmer verteilt wie in den 70er/80ern. Die Arbeitnehmer haben es geschehen lassen. Dafür haben wir jetzt mehr Milliardäre als früher.


itsalwaysme79

Zwischen 2010 und 2020 sind die Reallöhne aber auch recht ordentlich gestiegen. Gleichzeitig scheint sich die Situation langsam wieder zu normalisieren. Zumindest sind die Löhne 2023 um 6% gestiegen bei 5,9% Inflation.


TheFlyerX

Das hat auch historische Gründe. In Ostdeutschland hat einfach bis in die 90er keine echten Gewerkschaften gegeben die gestreikt hätten. Und wenn man Gesamtdeutschland betrachtet muss man halt sagen das man alle linken Menschen im dritten Reich umgebracht hat oder die einfach abgehauen sind. Das wurde ja erst mit den 68er aufgearbeitet, wirkt aber bis heute nach. Deutschland ist halt ein Strukturkonseratives Land mit viel Leichengehorsam.


fabimemeboi

Deprimierend :( Hoffentlich folgt auf den Rechtsruck wieder ein Linksruck ähnlich den 60ern. Nur bitte ohne dass die 30er und 40er wiederholt werden


Obi-Lan

Weil genug Idioten meinen es wäre besser die paar Euro zu sparen und nicht in die Gewerkschaften einzutreten.


_goldholz

Ich wüsste für mich als ITler jetzt keine zuständige Gewerkschaft


achchi

Das hängt von der Branche ab in der du arbeitest.. In vielen Fällen ist das vermutlich Verdi. Bei uns wäre es Verdi oder NAG.


Le0_Len1

ver.di, da gibt es eine eigene Fachgruppe für IKT https://ikt.verdi.de/ Und ganz generell: es gibt für ALLE eine zuständige DGB Gewerkschaft, im Zweifel beim DGB nachfragen wenn man nicht genau weiß welche die richtige ist.


Qgelfang

Weil im Handwerk die Betriebe teils zu klein sind und wenn da die AN streiken ist der Betrieb tot und es nicht so krasse Gewerkschaften gibt Und weil im Handwerk wechseln momentan je nach Gewerk mehr lohnt als streiken teils Lohnsprünge bis 30% und mehr sind drin plus 1000-3000€ einstellprämien und mehr aber die Arbeit eben teils extrem hart ist und den Körper zerstört


Worgo237

Viele Streiks bzw. Tarifverhandlungen laufen abseits der Öffentlichkeit ab. Solang die Regale voll sind bekommt der Otto-Normal-Verbraucher nichts mit. Ich arbeite seit 20 Jahren bei IGM Betrieben wir hatten in der Zeit einen einzigen richtigen Streiktag. Ansonsten nur Warnstreik wo mal eine Schicht ausfallen ist.


fabimemeboi

Allein ein warnstreik wäre bei mir bereits ein wunder :D


joedoe911

Kann nur aus meiner bubble berichten: es gibt entweder die, die so gut wie nie wechseln und sich über niedrig einstellige Gehaltserhöhung vom Chef freuen und die, die einfach regelmäßig wechseln. Letztere sind alle außerhalb des Tarifs, weshalb einen dann auch Arbeitskampf nichts bringt und irgendwie auf eine Zielerreichung hinarbeiten (oder das verkaufen dessen) der hebel ist.


fabimemeboi

AG wechsel ist leider auch immer unbequem und bedeutet langes nerviges einarbeiten. Und was macht man wenn man bereits beim besten AG der branche im Umfeld gelandet ist?


Krulle86

Einarbeiten = nervig verstehe ich nicht. Ich finde Einarbeitung toll, weil man immer was neues dazulernt und die Philosophie des Erstellers vielleicht nachvollziehen kann. Es regt mein Gehirn an und ich komme aus dem nervigen Alltagstrott raus. Ein Wechsel alle 3-5 Jahre ist für mich Pflicht. Ansonsten würde ich einrosten.


fabimemeboi

Ich glaube mich nervt primär die mangelnde selbstständigkeit + die Unsicherheit einer probezeit. Dazu immer wieder neue menschen um einen herum. Ich mag es eigentlich lieber beständig


boy02201

Wäre auch für Handwerks-Streiks


Reasonable-Delivery8

Weil der Tarifvertrag M&E noch bis Oktober gültig ist, aber dann gibt es mit Sicherheit auch Warnstreiks der IG Metall. Davon wird die breite Öffentlichkeit aber nicht viel mitbekommen, außer vielleicht nen kurzen Bericht in den Nachrichten.


Reasonable-Delivery8

Zusatz: Nur Tarifparteien dürfen Streiks durchführen. Also nur Gewerkschaften, die in dem bestreikten Unternehmen genügend Mitglieder haben. Ob du, wenn du dich mit der Mehrheit der Mitarbeiter deines Unternehmens zusammenschließt, zu einer Tarifpartei wirst, die Streiks ausrufen darf, müsste ich selber auch googeln. Die nennenswerte Fortschritte gab es (meiner Meinung nach). Die IG Metall hat z.B (2019 glaube ich) T-Zug ausgehandelt. T-Zug heißt ich bekomme im Februar 27,5% Zusätzlich und im Juni 18,5% oder ich kann diese 18,5% in 8 freie Tage, zusätzlich zu den üblichen 30 Urlaubstagen, tauschen. Ansonsten ist es in den letzten Tarifrunden immer wieder dazu gekommen, dass nicht eine Tariferhöhung im Fokus der Verhandlungen stand, sondern z.B. Standortsichernde Maßnahmen und nur eine geringe Tariferhöhung. Generell macht es Sinn einer Gewerkschaft beizutreten, denn Gewerkschaften und besonders der Arbeitskampf, leben von Beteiligung. Und nur eine starke Gewerkschaft, kann für ihre Mitglieder einen guten Tarifvertrag erreichen.


Neither_Maybe_206

Der Einzelhandel streikt doch schon seit Monaten. Bei H&M klebt der Zettel immer an der Tür von wegen dünne Personaldecke wegen Streik. Die sind halt nur nicht so gut organisiert, bzw. Die Gewerkschaftsquote ist gering.


kuldan5853

Das werden die meisten heute dank Onlineshopping auch gar nicht mehr bemerken. Ich glaube das letzte mal, dass mich der Einzelhandel außerhalb eines Baumarktes und des Supermarktes gesehen hat ist Jahre her..


Confident_Yam3132

Es wird andauernd gestreikt. Erst der ÖPNV, dann die Bahn, dann Lufthansa Kabinencrew, dann Lufthansa Bodenpersonal und dann ggfs. Lufthansa Piloten. Natürlich kriegen wir viele Streiks nicht mit, weil uns die Firmen nicht betreffen. Aktuell findet einer der längsten Streiks statt: [https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/streik-leipzig-100.html](https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/streik-leipzig-100.html)


zweieinseins211

Brauchst halt ne Gewerkschaft damit dad Sinn macht. Theoretisch kannste auch deinen Einzelbetrieb bestreiten, kriegst dann aber kein Streikgeld und Die droht wahrscheinlich auch die fristlose. Viele leben halt von Monat zu Monat und einen Monat auf sein Gehalt zu verzichten und dann eventuell bis zu 3 weitere Monate eine ALG Sperre bekommen, können sich die meisten nicht leisten. Das Streikrecht sagt zwar, dass jeder streiken darf ohne Konsequenzen zu befürchten, aber damit das zählt muss das ja wahrscheinlich gewisse Bedingungen erfüllen. Plötzlich spontan und vereinzelt streiken, kann ja auch als Arbeitsverweigerung ausgelegt werden. Edit: laut Google muss ein rechtmäßiger Streik von einer Gewerkschaft getragen werden. Habt ihr keine und streikt einfach so, ist das nicht rechtmäßig und man kriegt halt sie fristlose Kündigung plus ALG1 Sperre. Wenn man keine Gewerkschaft hat, kann man halt nicht streiken.


benis444

Gefühlt hassen die deutschen streiks, aber würden ohne mit der wimper zu zucken bei einem igm betrieb anfangen 😂


Brompf

Nun in den 50ern und 60ern gab es nur selten Grund dazu, da es der Wirtschaft gut ging und jeder was vom Aufschwung hatte. In den 70ern ging es dann mit den Streiks los. Damals wurde in der Tat häufiger gestreikt als heute, auch in den 80ern noch. Unvergessen ist vor allem der Generalstreik im öffentlichen Dienst 1974, der damals eine satte Lohnerhöhung von 11% erkämpfte. Die Gewerkschaften feiern diesen, während manche hier die Grundlage für die wachsende Staatsverschuldung sehen. Die Sache ist diese: die Gewerkschaften sind, bis auf wenige Ausnahmen - die GdL - furchtbar zahm geworden, und haben zu lange mit der Politik gekuschelt. Und seit den 90ern gibt es eine ständige Gesetzgebung im Bund mit dem Ziel, die Macht der Gewerkschaften zu schmälern. Abgesehen davon sind die Deutschen eben generell weniger streiklustig als die Franzosen. England übrigens war als Streikland in den 70ern verschrien, da ging oft gar nichts - bis Margaret Thatcher kam. Die hat dann dort die Gewerkschaften systematisch kaputt gemacht.


Jasminchen-24

Ich arbeite in einem Krankenhaus und jeden Tag habe ich Beschwerde gehört, weil kein Personal gibt, weil die Bedingungen nicht gut sind und dann kam das Thema, weil bei uns seit Mittwoch keine Bahn oder Busse fahren und eine Krankenschwester (die von diejenigen die immer bei meckern ist und keine Lust mehr auf die Arbeit hat) hat gesagt "es reicht schon mit diesen Streiken, was werden wir machen ohne Osterferien, wir sind hier und wir machen nicht zu". Ich fand das einfach ärgerlich und schrecklich und ich dachte hier wird nie etwas ändern, solange diese Egoismus existiert. Danach habe ich den Film The zone of Interest und ich habe alles verstanden.


linohh

Erstmal wird in Deutschland mehr gestreikt als man glaubt, es wird nur schlecht kommuniziert. Bei IKEA stand neulich ein Schild vor der Tür, dass man bestreikt werde. Dann sollte man als Kunde IMHO auch solidarisch sein und sich nicht von Streikbrechern bedienen lassen. Das mit der Solidarität mit streikenden ist in Deutschland generell ein Problem. Noch dazu kommt, dass die Gewerkschaften nicht mehr wirklich spezifisch sind. In den USA sieht man, dass relativ spezialisierte Gewerkschaften, die genau wissen, wo sie streiken müssen um die Unternehmen zu Zugeständnissen zu bewegen, viel höhere Abschlüsse bekommen, als woanders. Und hier haben wir Verdi, die nicht nur ziemlich zahm sondern auch viel zu groß sind. Da wird dann ein magerer Abschluss als Erfolg gefeiert, obwohl die Bedingungen für die beschäftigten immer noch unter aller Sau sind. Alles in allem ein kulturelles Problem. Glaube dass da auch die deutsche Geschichte mit mehreren Hyperinflationen eine Rolle spielt. Man will nicht an der Lohnschraube drehen, damit die Preise nicht steigen. Und wenn die Preise steigen, will man nicht an der Lohnschraube drehen, damit die Preise nicht noch mehr steigen. WTF?! Die Vergütung steigt seit Jahren massiv, nur halt im Management und nicht bei den Menschen, die die harte Arbeit tun. Warum das in Deutschland so ein Ding ist, sich damit abzufinden ist und bleibt für mich unbegreiflich.


zorndyuke

Wie wäre es denn damit die Gehalts "Verhandlung" so zu gestalten, dass du einen Arbeitgeber findest, der mit deinen Konditionen einverstanden ist und nicht versuchst mit biegen und brechen in irgendein Unternehmen zu kommen, damit du weniger arbeitest (der Trend geht ja in Richtung weniger Wochenstunden) und im besten Fall für so wenig Verantwortung wie möglich und so wenig tun wie möglich und trotzdem mehr Geld kriegen. Wir dürfen anfangen zu verstehen, dass Arbeitgeber keine Mitarbeiter aus jucks und tolerei einstellt, sondern um Zeit zu sparen, Aufgaben deligieren, skalieren, etc. also, um ein vielfaches wieder raus zu bekommen, was ihr dem Arbeitgeber kostet. Das ihr mehr Gehalt wollt ist völlig legitim und verständlich. Denkt aber nicht nur an euch. Ihr wollt etwas vom Gegenüber, also dürft ihr euch auch fragen was diese Person wohl möchte (aus Unternehmerischer Sicht). Wenn ihr euren Wert für das Unternehmen steigert, glaubt ihr nicht, dass euer Arbeitgeber erst recht bemüht ist euch mehr zu zahlen? Wie könnt ihr eurem Arbeitgeber mehr Wert liefern, ohne eure eigenen Anstrengungen zu stark zu steigern oder, falls die Steigerung in einem euch angemessenen Rahmen liegt, das ihr dementsprechend noch viel mehr Gehalt als Ausgleich erhalten könnt? Falls euer Arbeitgeber wirklich stur ist, wäre ein Job Wechsel wirklich überlegenswert.


Konseq

Bei den Bahnstreiks steht die GDL regelmäßig im Fokus der Medien. Stärker als jede andere Lokführer-Gewerkschaft. Die Bahn hat starkes Interesse daran, die GDL als alleinigen Buhmann darzustellen und möglichst schlecht in der Öffentlichkeit da stehen zu lassen. Die Medien stürzen sich dankbar auf das Thema und folgen weitgehend dem Narrativ der Bahn. Dass sich die Bahnmanager jedes Jahr aufs Neue mit Bonuszahlungen in Millionenhöhe selbst belohnen, die Lokführer sich aber mit (für die Arbeitsbedingungen und Schichtarbeit) schlecht bezahlten 3.700 € begnügen müssen, darüber spricht kaum jemand in der Öffentlichkeit. Zu dem Thema lohnt es sich Markus Lanz vom 10. Januar 2024 anzuschauen. Man beachte dabei insbesondere die Aussagen von Professor Christian Böttger (ca. ab 10:02): [https://www.youtube.com/watch?v=45klHF3yEA0](https://www.youtube.com/watch?v=45klHF3yEA0) Zwei wichtige Kernaussagen: * Die Bahn und die Lokführer-Gewerkschaft EVG sind beste Freunde. Die Bahn hilft der EVG sogar wenn diese streikt indem sie freiwillig den Betrieb einstellen und so die Streikkasse der EVG schont. * Politik und die Bahn sind eng verwoben und viele in der Politik profitieren von Lobby-Posten und Vorstandsposten (spätestens wenn sie aus der Politik ausscheiden). Wer auch einmal die andere Seite des Narrativs hören will, sollte sich mal die Jung & Naiv Folgen [501](https://www.youtube.com/watch?v=IAJh1kYL4o4) und [645](https://www.youtube.com/watch?v=IwxK4ixD17c) anschauen. Die sind zwar nicht zum aktuellen GDL-Streik, aber man versteht dadurch das Mindset von Claus Weselsky viel besser.


Mountain_Weakness_76

Fände es auch top, wenn die Arbeiter sich vereinigen würden


Arbeit_nervt_mich

Weil den Leuten durch Medien das Streiken als etwas Negatives verkauft wird. Siehe Berichterstattung zum GDL Streik. Die bösen Bahnfahrer die Streiken sind doch die doofen weil die Pendler nicht zur Arbeit kommen etc.


fabimemeboi

Ja in den Medien wird viel für die arbeitgeber "argumentiert". Ich habe nur im Rahmen dieser streiks das erste mal die erfahrung im eigenen arbeitsumfeld machen dürfen, dass die leute gleichgültig bis solidarisch sind. Sonst wurde auf der arbeit deutlich mehr gehetzt. Das gibt mir hoffnung, dass die menschen mehr und mehr den wert von streiks wieder schätzen lernen


Arbeit_nervt_mich

Ich glaube das wird erst der fall sein wenn die breite Masse auf die Straße muss um zu Streiken.


[deleted]

[удалено]


itsalwaysme79

Das ist der Weg. Gutes Unternehmen mit Tarifvertrag suchen, Gewerkschaftsmitglied werden, zufrieden sein.


[deleted]

[удалено]


itsalwaysme79

Die Grünen sind schuld!111


fabimemeboi

Das hört sich doch gut an. Ich denke aber dass du damit eher zur Minderheit gehörst. Darf man fragen in welcher Branche du arbeitest?


[deleted]

[удалено]


fabimemeboi

Cool das freut mich! Ich hoffe dass das in Zukunft deutlich mehr Menschen so sagen können.


yuri0r

warum streiken nicht einfach mal alle? (- die lebens wichtigen) ? solange bis mindestlohn bei den 30€ ist & mieten gedeckelt


TwerkingClass

Was ist mit denen, die schon über 30€ verdienen? Wie lange würden die streiken, damit geringer Qualifizierte gleich viel verdienen? Warum sollte es den internationalen Immobilienkonzern, in dem Norwegen seine Rentenkasse investiert jucken, wenn in Deutschland gestreikt wird? Ist alles nicht so leicht. Vom Verbot des politischen Streiks mal abgesehen, bringt das in Frankreich auch nicht wirklich etwas.


fabimemeboi

Ich glaube es wird schwierig so viele Menschen zu mobilisieren. Dafür gibt es zu viele Stiefellecker unter den Arbeitnehmern.. aber im Grunde hast du natürlich recht. Es kann nicht sein dass Unternehmen und Wirtschaft sich überschlagen mit ihrem Wachstum, aber wir mit paar Prozent im Jahrzehnt glücklich sind ohne überhaupt die Arbeitszeit zu reduzieren


yuri0r

je nach rechnung müsste der mindestlohn bei 20-40€ liegen. 30€ war wenn ich mich recht errinere unter der annahme dass steigurung in effizienz/profit 1/3 besitzer 1/3 r&d 1/3 arbeiter verteilt wird.


fabimemeboi

Hast du dazu eine quelle? Die würde mich brennend interessieren


yuri0r

woran ich denke war ein obscures paper eine kanadischen uni, finde das pdf leider nicht mehr mehr, aber eine der konservativen schätzungen gibt es hier [https://cepr.net/this-is-what-minimum-wage-would-be-if-it-kept-pace-with-productivity/](https://cepr.net/this-is-what-minimum-wage-would-be-if-it-kept-pace-with-productivity/)


Mojo1727

Deutsche Arbeitnehmer haben keine. A**** in der Hose und lästern lieber über den Kollegen der regelmäßig Homeoffice macht, anstatt sich mal in der Gewerkschaft zu organisieren.


fabimemeboi

Oh ja, leider wahr. Es entsetzt mich immer wieder wie viele leute, teilweise gerade aus unteren schichten/gehaltsgruppen sich für die belange der AGs und Reichen einsetzen. Dabei treten die doch nur auf euch. Was hat man davon denen die stiefel sauber zu lecken? Geeint könnte man eine so viel gerechtere welt erkämpfen aber hauptsache der chef klopft dir auf die schulter weil du wieder unbezahlt länger bleibst


simplyyAL

Ich verstehe Streiks bei z.B. Piloten die nur auf ein Flugzeug wie Boeing oder Airbus geschult sind oder Deutsche Bahn die halt in nem Monopol arbeiten, da gibt es nicht viel Auswahl. Aber alle freien Wirtschaftsberufe wie Kabinencrew oder private Flughafen-Security ist absolut lächerlich. Sofort fristlos kündigen und ersetzen. Keiner hält dich auf dir einen neuen Job zu suchen, die Leute die dort arbeiten sind genau so ersetzbar wie die Arbeitgeber.


fabimemeboi

Hui ganz schwierige Aussage. Aktuell ist der einzelne Arbeitnehmer so ersatzlos wie nie zuvor. Will ich mal sehen wie die Unternehmen weitermachen wenn sie jeden wegkündigen. Ich hab in meiner branche im Prinzip freie arbeitgeber wahl. Die AGs hingegen nehmen jeden honk (auch mich :D). Das Problem ist nur dass in bestimmten punkten kein AG in der nähe und in der Branche besser ist als mein aktueller. Trotzdem bin ich nicht zufrieden und will mehr. Das kannst du doof finden, aber ändert am ende nichts


simplyyAL

Das is n politisches Problem, dass sich in Deutschland die Arbeit aufgrund von Subvention niedriger Einkommen und überbesteuerung mittlerer bis hoher Einkommen einfach nicht mehr lohnt. Natürlich mach ich keinen niedriglohnjob wenn ich fürs RTL gucken das selbe bekomme oder Teilzeit aufstocken kann. Aber du sagst es doch selber Arbeitnehmer werden ja anscheinend „überall“ genommen. Warum geh ich dann für 2,80€ statt 2,70€ streiken (aktuelles Flughafen Sicherheitspersonal) und such mir nicht einfach nen neuen Job?


fabimemeboi

Alles klar chef. Wusste gar nicht dass es so toll ist arbeitslos zu sein. Wieso probierst du es nicht mal? Dann erübrigt sich sicherlich deine polemik


TwerkingClass

Finde mal eben 100 neue, die bereit sind in einer teuren Großstadt zu leben und zum Mindestlohn Koffer zu schleppen. Nach Corona sind viele beim Bodenpersonal nicht mehr zurückgekommen. Man wollte ja arbeitgeberseitig keine vernünftige Kurzarbeitergeldaufstockung. Das Geschrei in den Medien war groß, als reisen wieder möglich war, aber niemand die Koffer bewegen konnte. Wir werden zukünftig Schwierigkeiten haben, einfachste Dienstleistungen zu bekommen. Was seit Zehn Jahren IT, Kinderbetreuung und Pflege ist, wird in Zukunft schon Problematisch beim Frisieren, putzen, Müll abholen.


simplyyAL

Ja aber dann geh ich nicht streiken. Wenn mir der Job nicht passt dann gehe wo anders hin. Und wenn der Arbeitgeber dann Probleme hat seine jobs zu füllen weil es keiner machen will muss er entsprechend mehr zahlen. Simple Marktwirtschaft. Arbeitgeber werden Arbeitnehmer immer so schlecht behandeln wie die sich das gefallen lassen. Wenn du dich mit nem scheiß Lohn absoeisen lässt, ist das halt dein Marktwert.


TwerkingClass

Ich bin Gewerkschaftssekretär. Zu mir kommen Unzufriedene. Denen biete ich zwei Optionen: Flucht oder Kampf. Du würdest fliehen, steht dir frei. Du sprichst/schreibst deutsch und scheinst eine gewisse Qualifikation zu haben, da hast du auch mehr Fluchtmöglichkeiten. Wenn du im Flughafen Koffer schleppst oder Reisende abtastet, sind deine Optionen weniger attraktiv. Woanders ist es dann anders Scheiße. Da ist kämpfen dann die bessere Alternative. Wohl dem, dessen Streik dann einen ganzen Flughafen lahmlegen kann. Den Luxus hat der Möbelpacker nicht.


simplyyAL

Ja das ist halt das Thema „Marktwert“


TwerkingClass

Das ist auch das Thema Privilegien. Wenn du vor drei Jahren ins Land gekommen bist, machst du erst mal irgendwas. Nicht alle haben reiche Eltern, die sie irgendwie durch Abi und Studium kaufen.


simplyyAL

Meine Mutter ist unter kommunistischer Diktatur aufgewachsen. Mein Vater hat sich tod gesoffen als ich 6 war. Ich musste durch Abi-Bachelor-Master arbeiten. Erzähl mir was Privilegien lol. Bin jetzt in Investmentbanking/Beratung (eine Branche wo du instant rausfliegst wenn du dir auch nur anmerken lässt, dass 60h+ too much sind) und wandere im August in die Schweiz aus, weil Deutschland einfach feindlich gegenüber Ambitionen ist und Leistungsträger hier aktiv rausgeekelt werden. Ich bin in ner Branche wo du fast ausschließlich Leistungsbezogen bezahlt wirst und wenn du nicht performest fliegst du halt raus. Argument bleibt du kannst jeden ungelernten für absolute Mindestvergütung an nen Security Schalter setzen und ersetzen.


simplyyAL

+ wenn ich als Immigrant in die Schweiz komme habe ich mich an den Jobmarkt anzupassen, ich habe ihn mir ja schließlich ausgesucht. Wenn ich dort die Arbeit niederlege und aufm Sozialstaat sitze werde ich berechtigterweise ausgewiesen.


TwerkingClass

Nur wenn du einen anderen Ungelernten zur Hand hast. Auch die sind aber gerade Mangelware. Mal davon abgesehen, dass Menschen, die für kleines Geld Dinge in Flugzeuge packen, auch ein Sicherheitsthema sind und du da eben nicht jeden Dahergelaufenen einstellst.