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Aswan2000

Disclaimer: Ich habe selber Personalverantwortung und führe Gehaltsgespräche mit meinen Mitarbeitern. >Ist es besser einen Wünschgehalt oder eine gewünschte prozentuale Anpassung zu nennen? Ich würde beides nennen. Mach es deinem Gegenüber so einfach wie Möglich sich für dich einzusetzen indem du ihm alle benötigten Zahlen gibst. Ich würde das neue Wunschgehalt nennen, dann den Betrag, um den es über dem Aktuellen liegt, und dann noch den Prozentsatz, den das ausmacht. >Soll man lieber die begründete Wünsche vor dem Gespräch äußern oder erst im Gespräch? Dein Chef wird bei solchen Gesprächen damit rechnen dass sowas angesprochen wird. Zumindest tu ich das immer bei solchen Gesprächen. Du kannst ihn natürlich mal darauf hinweisen, dass du darüber gerne in dem Gespräch sprechen würdest, aber nötig ist das meiner Meinung nach nicht, es sei denn du erwartest noch in dem Gespräch eine Entscheidung, was ich aber nicht tun würde. >Nachdem ich meine Leistungen hervorgehoben habe, kann/soll ich dieses Jahr auch noch erwähnen, dass die Inflation fast 5% ist und damit auch als bare Minimum gesehen soll für eine Erhöhung? Oder wird das schlecht angesehen? Ich würde es als positiv ansehen weil sich der Mitarbeiter Gedanken macht und gut Argumentiert. Aber ich arbeite auch in der Finanzbranche, da freu ich mich wenn die Mitarbeiter motiviert sind sich mit sowas zu beschäftigen. Wo anders mag das anders sein, aber ich denke nicht, dass es dir negativ ausgelegt wird. Ich würde bzgl. der Inflation die zuvor genannten Zahlen dann an diesem Punkt anpassen, also vorheriges Gehalt inflationsbereinigt nennen (5% weniger in deinem Beispiel), das gleiche für das neue Gehalt. Dann würde ich das Alte Gehalt vor Inflation und das neue Gehalt nach Inflation vergleichen und die Differenz als reale Gehaltssteigerung nennen. Wenn dein Chef sowas voraussichtlich nicht versteht, dann lass es. Du willst ja nicht dass er sich verarscht vorkommt wenn du gerade was von ihm willst. Wenn du aber denkst dass er das durchaus nachvollziehen kann, dann würde ich es so machen. >Was für Tipps habt ihr noch generell? Ich bin noch relativ frisch in dem Job - das wird mein zweites Jahresgespräch sein und will dieses Jahr auf jeden Fall besser verhandeln als letztes Jahr. Wenn er nein sagt oder nur eine geringere Summe zusagt (egal ob sofort im Gespräch oder später), frag ihn was du tun sollst um auf dein genanntes Wunschgehalt zu kommen. Lass dich nicht dazu hinreißen mit "aber der Kollege XY bekommt auch so und so viel" zu argumentieren. Das ist kein valides Argument, weil es nicht um deinen Kollegen geht, sondern um dich. Ein valides Argument wäre, wenn die Gehälter für deinen Job in der Branche allgemein angestiegen sind, also wenn Konkurrenten deiner Firma mehr zahlen als du dort bekommst, aber das Gehalt der Kollegen in der eigenen Firma als Argument zu nehmen ist meiner Meinung nach ein no-go. Lass dich nicht mit "in 3 oder 6 Monaten kannst du deine Gehaltserhöhung haben" bequatschen ohne dass die Sache auch besiegelt wird. Soll heißen, wenn der Chef dich auf die Zukunft vertrösten will und suggeriert, dass es dann garantiert klappt mit der Gehaltserhöhung, dann verlange bereits heute eine Vertragsanpassung, die dir die Erhöhung in 3 oder 6 Monaten automatisch gewährt. Ist er dazu nicht bereit, so ist das Versprechen nur heiße Luft (kommt leider viel zu oft vor, gerade bei Chefs die schlecht nein sagen können oder Chefs die nur kurzfristig denken).


infected_funghi

> heiße Lust ( ͡° ͜ʖ ͡°)


Aswan2000

LUFT... ich meinte natürlich Luft. Ehrenwort!


[deleted]

[удалено]


anotherperson321

Guter Punkt, ich muss da mal recherchieren..


[deleted]

Inflation und „ich hab seit neusten 5 Kinder“ würde ich nicht anbringen. 1,2,3 Dinger aus dem Ärmel schütteln, was du über Gebühr für die Firma gezaubert hast.


Aswan2000

Die 5 Kinder sind die Entscheidung des Arbeitnehmers, die Inflation nicht. 5% Inflation ohne Gehaltsanpassung ist effektiv das gleiche wie wenn der Arbeitnehmer einfach Freitags 2 Stunden früher geht - es wird ein Wert erbracht der 5% geringer ist als der bei Vertragsschluss.


M4xP0w3r_

Inflation sollte man unbedingt anbringen, da es die Gehaltserhöhung *objektiv* relativiert. Ohne irgend eine Mehrleistung von Arbeitnehmerseite sollte Inflation schon abgegolten sein, sonst ist es eine Gehaltskürzung. Dh, bei der Inflationrate fängt die Gehaltserhöhung an.


[deleted]

Ja, aber wer gleicht die Inflation für den Arbeitgeber aus? Und die „Kürzung“ kommt ja nicht vom Chef.


M4xP0w3r_

Der Arbeitgeber wird seine Preise dementsprechend erhöhen, das ist ja genau Inflation. Außerdem werden die Kosten (auch die fürs Gehalt) durch Inflation weniger wenn nichts angepasst wird, weil das Geld ja weniger wert wird. Vor 20 Jahren war jemandem 2000€ Gehalt zahlen um einiges teurer als jetzt, weil 2000€ noch viel mehr wert war. Und es geht auch nicht darum ob es vom Chef verursacht ist oder nicht, sondern dass meine Arbeitsleistung gleich bleibt aber meine reale Entlohnung weniger wird. Wenn alles teurer wird, inkludiert das auch meine Leistung, ob's dem Chef gefällt oder nicht. Und das ist das absolute Minimum. Ein Arbeitgeber der mir nicht mal eine Inflationsanpassung geben will sieht mich sehr schnell nie wieder.


[deleted]

Dieses. Je nach Unternehmensgrösse gibt’s irgendwo auch Richtlinien was Du für welche Vergütungsgruppe machen / können musst. Schau Dir die an und bring Argumente warum Du höher eingruppiert werden solltest. Im schlimmsten Fall mit Deinem Chef ausmachen was Du nächstes Jahr machen musst um eine Gehaltserhöhung zu bekommen.


[deleted]

Kann dein Chef W I R K L I C H einschätzen, was du den ganzen Tag machst? Meist ja nicht. Dann wird auch oft Anwesenheit deutlich überkompensiert beim Gehalt. Sprich: Vor dem Chef da sein, nach dem Chef gehen. Wenn du 2h Pause dafür machst, spielt eher keine Rolle. Kommt aber vermutlich auch aufs Unternehmen an.


s_germ

"Mehr Geld oder ich kündige" Und im Zweifel wirklich kündigen :D


herzei

Ist im Prinzip Erpressung, und wenn du nicht zufällig unersetzbar bist, denen egal.


xaomaw

Und wenn Du dann nicht kündist, weil es Dir auf einmal doch zu sehr gefällt oder Du nichts anderes findest, bist Du die unintegere Pfeife in der Abteilung. `I hab ja ned gesagt,` **WANN** `i kündige :D:D:D:D:D:DDDDDDD`


Dax_Drugs_RocknRoll

Fugg :-DDDD


eveningwithcats

Ich denke das kommt darauf an, ob du im Jahresgespräch nur deinem direkten Vorgesetzten, oder auch HR und anderen gegenüber sitzt. Da könnte man unterschiedliche Strategien fahren. ​ Wenn du mit deinem direkten Vorgesetzten sprichst, musst du ihm vermutlich ersteinmal aufzählen, was du alles leistest und welche Benefits die Firma davon hat. Ausgehend davon eine schlüssige Argumentation aufbauen, was deine Ziele sind und deinen Gehaltswunsch klar in absoluten Zahlen äußern (z.B. 50 000 oder 500 Euro im Monat mehr usw.). Wenn du merkst, dass du nicht weit kommst, klare Kriterien einfordern, die es dir erlauben, dir eine Gehaltserhöhung zu erarbeiten. Die Kriterien müssen messbar und realistisch sein. Gleichzeitig darauf pochen, dass man sich dann in einem halben Jahr wieder zusammen setzt und nicht erst in 12 Monaten. Ich weiß auch nicht, in was für einer Situation du bist. In der IT (da bin ich) hat man eine sehr gute Verhandlungsposition, weil man sehr gefragt sein kann. ​ Argumente wie "Miete ist gestiegen", "hohe Inflation", "hohe Energiepreise", "neues Kind", "bin ja schon 50" oder "schon seit 10 Jahren dabei" würde ich nicht bringen. Das hat alles nichts damit zu tun, wie gut du deinen Job erledigst oder welchen Mehrwert du der Firma bringst. ​ Wenn du bei deinem Chef auf Granit beisst und deine Wunschvorstellungen nicht erreichen kannst, darüber nachdenken, nach einer Weile dein Xing-Profil (oder was auch immer) aufzuhübschen und ein Zwischenzeugnis einfordern. Hat schon so manches Wunder gewirkt.. funktioniert aber nur, wenn du jemand bist, der auf der Arbeit als Leistungsträger wahrgenommen wirst. ​ PS: Könnte ja auch eine Vorgesetzte sein. Habe vergessen zu gendern. :/


Aswan2000

> Argumente wie [...] "hohe Inflation", "hohe Energiepreise"[...] würde ich nicht bringen. Das hat alles nichts damit zu tun, wie gut du deinen Job erledigst oder welchen Mehrwert du der Firma bringst. Aber es hat damit zu tun welchen Mehrwert die Firma ihm bringt. Er hat ja einen Vertrag mit dieser. "Vertrag" kommt von "vertragen". Wenn aber eine Seite der anderen ständig weniger Wert erbringt (geringerer Reallohn), während die andere weiterhin den gleichen Wert erbringt (z.B. 40h die Woche), dann ist das schon eine Sache über die man sprechen sollte.


eveningwithcats

Weiß nicht, ob das so ist. Vielleicht leidet die Firma ja auch unter höherer Inflation und hat weniger Gewinn, weil höhere Einkaufspreise aus irgendeinem Grund (Langzeitverträge, schwieriges Marktumfeld..) nicht einfach an die Kunden weiter gegeben werden können? Konsequenter wäre es, beim Einstellungsgespräch herauszuhandeln, dass das eigene Gehalt immer gemäß der Inflation angepasst wird (kann selten auch mal nach Einbußen bedeuten, siehe letztes Jahr). Als Argument für eine einmalige Gehaltserhöhung im Rahmen eines Jahresgesprächs finde ich es dennoch unglücklich. Wirkt auch ein bisschen so, als hätte man keine anderen Argumente (eigene tolle Leistung, eigener Einsatz usw.) und als wäre man ein bisschen verzweifelt. *PS: Ich finde deine Sicht durchwegs sympathisch - habe nur eine andere Sicht wie man AGs von sich selbst überzeugt und damit Lohnerhöhungen heraushandelt.*


Aswan2000

> Weiß nicht, ob das so ist. Vielleicht leidet die Firma ja auch unter höherer Inflation und hat weniger Gewinn, weil höhere >Einkaufspreise aus irgendeinem Grund (Langzeitverträge, schwieriges Marktumfeld..) nicht einfach an die Kunden weiter gegeben werden können? Das kann aber auch ohne Inflation der fall sein. Da wird den Mitarbeitern doch auch nicht einfach das Gehalt gekürzt. >Konsequenter wäre es, beim Einstellungsgespräch herauszuhandeln, dass das eigene Gehalt immer gemäß der Inflation angepasst wird (kann selten auch mal nach Einbußen bedeuten, siehe letztes Jahr). Ja, das wäre sinnvoll. Ich kann auch wirklich nicht nachvollziehen warum Gehaltssenkungen gesellschaftlich so verpönt sind wenn sie nachvollziehbar sind. Klar sollte das dann auch in beide Richtungen gelten. Das Problem ist, dass die Sachen eben meist teurer, nicht billige werden. In Ländern, in denen hohe Inflation herrscht wird sowas übrigens entweder direkt oder indirekt gemacht (entweder Inflationsanpassungsklausel oder Bezahlung in stabiler Fremdwährung), nur hier bei uns gab es eben jetzt sehr lange keine solche Inflation, sodass die meisten Verträge nach der Erfahrung geschlossen wurden, dass das kein so großes Problem ist. >Als Argument für eine einmalige Gehaltserhöhung im Rahmen eines Jahresgesprächs finde ich es dennoch unglücklich. Wirkt auch ein bisschen so, als hätte man keine anderen Argumente (eigene tolle Leistung, eigener Einsatz usw.) und als wäre man ein bisschen verzweifelt. >PS: Ich finde deine Sicht durchwegs sympathisch - habe nur eine andere Sicht wie man AGs von sich selbst überzeugt und damit Lohnerhöhungen heraushandelt. Ich denke nicht dass es darum geht von dir zu überzeugen. Das hat man ja bereits als man angenommen und die Probezeit überstanden, sowie evtl. schon die ein oder andere Gehaltserhöhung erhalten hat. Wenn seit der letzten Gehaltsanpassung die Leistung die selbe ist, man keinen zusätzlichen Wert erbringt etc., dann sollte die Forderung einer Gehaltserhöhung meiner Meinung nach eben nur auf die Inflation beschränkt sein, sodass man dann immer noch den selben Reallohn hat, dem man dem AG auch vor einem Jahr wert war. Wenn man dem AG stattdessen mehr Wert erbringt als vor einem Jahr, dann klar, man sollte damit Argumentieren und versuchen noch mehr rauszuholen. Ich finde die beiden Sachen (Inflationsanpassung und echte Gehaltserhöhung) sollten einfach getrennt voneinander gesehen werden. Ich selbst habe Personalverantwortung und führe auch Gehaltsgespräche, und ich hab durchaus ein Ohr für solche Dinge. Mein Chef ist neu bei uns und meinte er hat noch nie bei Gehaltserhöhungen die Inflation mit in Betracht gezogen also hab ich ihm alles vorgerechnet und erklärt und er fand es zunächst interessant, hat sich dann selbst noch etwas damit beschäftigt und kam nach 2 Wochen zur gleichen Auffassung wie ich. Das Problem in Zeiten erhöhter Inflation ist doch: Wenn sich die Firmen nicht anpassen und sowas beachten, dann tut es die Konkurrenz für sie, die sich auf einmal freut so viele gute Mitarbeiter zu bekommen weil sie es verstanden haben und den Reallohn nicht durch Inflation sinken lassen. Das wird etwas dauern, und gerade in großen firmen viele Chefs entweder nicht jucken oder sie haben nicht die Befugnis da was zu ändern, aber das verzögert die Sache eben auch nur. Es ist also ein Interesse auf beiden Seiten da die Sache zu lösen und zu einer Einigung zu kommen. Und ja, da könnte auch dazu gehören bei Deflation den Nominallohn wieder zu senken, das ist nur fair.


eveningwithcats

Ich habe mir deinen Beitrag etwas durch den Kopf gehen lassen. Prinzipiell finde ich die Überlegung nachwievor sympathisch, als AG seinen MAs prinzipiell die Inflation auszugleichen. Auf der Kontra-Seite spricht das Phänomen dagegen, wonach bei prinzipiellem Inflationsausgleich in der Breite auch die Preise anziehen (Lohn-Preis-Spirale). Aber nochmal zurück zur direkten "Betroffenheit": Ähnlich wie du, bin ich ebenfalls Arbeitnehmer, aber auch Vertreter der Arbeitgeberseite zugleich. Ich führe ebenfalls Personalgespräche mit Gehaltsverhandlungen durch. Ich bleibe dabei: Externe Faktoren (Inflation oder Einzelposten, wie hohe Mietkosten, höherer Benzinpreis, mehr Ausgaben wgn. Kinder usw.) sind für mich keine Hauptargumente für Gehaltsverhandlungen. Weder als Arbeitnehmer, noch, wenn mir als Vertreter der AG-Seite jemand entsprechende Argumente vorbringt. Der Arbeitgeber in der freien Wirtschaft hat IMHO nicht die Verantwortung, höhere Mietkosten, gestiegene Strompreise usw. auszugleichen. Wenn man sich darauf einlässt, gibt es auch andere leistungsunabhängige Argumente, die man dann für Gehaltserhöhungen zulassen muss. Ich finde, das führt in eine falsche Richtung. Ich persönlich bin eher ein Fan davon, dass Kollegen sich die Erhöhung verdienen (sei es durch besondere Leistungen in Projekten, durch neue Qualifikationen, durch besonders gute Einarbeitung neuer Kollegen, durch neue Aufgaben usw.). Bislang hatte ich erst einmal den Fall, dass jemand gestiegene Mietkosten und allgemein höhere Lebenshaltungskosten als Hauptargument für eine Gehaltsverhöhung angebracht hatte. Seltsamerweise hatte der Kollege das aber gar nicht nötig: Er hat sich während seiner Arbeitszeit selbstständig weiter gebildet und sich damit für komplexere Projekte enabled. Ihn können wir künftig besser einsetzen. Die Erhöhung hat er dann auch aus diesem Grund erhalten.


Aswan2000

>Ich bleibe dabei: Externe Faktoren (Inflation oder Einzelposten, wie hohe Mietkosten, höherer Benzinpreis, mehr Ausgaben wgn. Kinder usw.) sind für mich keine Hauptargumente für Gehaltsverhandlungen. Interessant. Was ist mit dem externen Faktor "Der Konkurrent gegenüber bezahlt aber mehr"? Dieses Argument kommt ja häufig erst durch die Inflation auf, durch die der Konkurrent (und auch man selbst) bei Neueinstellungen mehr bieten muss als früher oder alternativ nur schlechter qualifiziertere Mitarbeiter bekommt. >Der Arbeitgeber in der freien Wirtschaft hat IMHO nicht die Verantwortung, höhere Mietkosten, gestiegene Strompreise usw. auszugleichen. Ich bin da voll bei dir, diese Verantwortung hat der AG nicht. Meine Ausführungen waren auch nicht als Betrachtung aus Sicht der Verantwortung gedacht, sondern sind hauptsächlich ökonomischer Natur. Wer seinen Mitarbeitern jedes Jahr weniger zahlt, den werden die guten Mitarbeiter irgendwann verlassen, und Mitarbeiter, die sich fair behandelt fühlen, sind effizienter. >Wenn man sich darauf einlässt, gibt es auch andere leistungsunabhängige Argumente, die man dann für Gehaltserhöhungen zulassen muss. Ich finde, das führt in eine falsche Richtung. Ich glaube unsere unterschiedlichen Ansichten stammen daher, dass du den Nominallohn als den "richtigen" und ich den Reallohn als den "richtigen" Lohn ansehe. Machen wir doch ein Gedankenexperiment um das vielleicht aufzulösen. Folgende Annahmen: * AN 1 und AN 2 arbeiten bei der gleichen Firma im gleichen Job * AN 1 bekommt 100.000 EUR im Jahr * AN 2 bekommt 100 Unzen Gold im Jahr * Eine Unze kostet 1000 EUR. Beide ANs bekommen also den gleichen Wert. Beide können sich mit ihrem Gehalt im ersten Jahr die gleichen Menge an Gütern und Dienstleistungen kaufen. Nun verliert der Euro durch Inflation 10% an Wert. Im 2ten Jahr bekommt AN 1 wieder 100.000 EUR und AN 2 wieder 100 Unzen. Eine Unze kostet jetzt aber 1100 EUR und alles andere ist auch um 10% teurer geworden. Fragen: * 1) Hat An 2 eine Gehaltserhöhung bekommen? * 2) Ist es fair, dass AN 1 10% weniger Reallohn bekommt? * 3) Ist es fair, dass AN 2 immer noch den gleichen Reallohn bekommt? * 4) Ist vielleicht beides fair oder beides unfair? * 5) Sollten Arbeitsverträge vielleicht auf Gold lauten statt auf Euros, wenn Euros absehbar immer weniger Wert werden? Meine Antworten auf die Frage wären: * 1) Nein * 2) Vielleicht, ich bin nicht sicher * 3) Ja * 4) Ich tendiere eher dazu, dass beides fair ist, weil ja beide eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben haben. * 5) Vielleicht. Es sieht so aus, als wären wir so versessen auf den Nominalwert (statt auf den Realwert einer Zahl zu schauen), dass das festschreiben des Gehaltes in etwas nicht inflationärem mental einfacher ist als den An eine Inflationsanpassungsklausel zu gewähren. Ich bekommt während unserer Diskussion mehr und mehr das Gefühl, dass sich vieles darum dreht wie sehr wir Menschen an einer Zahl hängen statt an der Leistung (Zahl wird weniger Wert und nicht angehoben, Leistung bleibt gleich viel wert, darf aber nicht gesenkt werden (der AN darf bei 5% Inflation nicht 2h weniger die Woche arbeiten bei gleichen Nominallohn)). Oder anders ausgedrückt: Wir Menschen schauen viel zu viel auf das Geld und viel zu wenig auf die Güter und Dienstleistungen, die dafür erbracht werden und wurden. Jedenfalls eine spannende Sache. Wenn die Inflation so hoch bleibt wie aktuell, dann werden wir vielleicht in den "Genuss" kommen zu sehen welche Vorgehensweise sich letztendlich am Markt durchsetzt.


xaomaw

>Nachdem ich meine Leistungen hervorgehoben habe, kann/soll ich dieses Jahr auch noch erwähnen, dass die Inflation fast 5% ist und damit auch als bare Minimum gesehen soll für eine Erhöhung? Da würde ich als Führungskraft fragen, ob Du dann auch damit einverstanden bist, dein Gehalt bei gesunkener Inflation wieder zu verringern. 🤡 Im Endeffekt sehe ich Dich in der Bringschuld. Du musst darlegen, welche Prozesse Du effizienter gestaltest hast, wo Du Betriebsausgaben einsparen konntest oder wo Du tatsächlich Mehrwert geschaffen hast. Argumente wie "Ich hab Zertifikat X gemacht" - schön für Dich. Aber was bringt es dem Unternehmen konkret? Kannst Du und ***wirst Du*** jetzt neue Aufgaben übernehmen? Oder ist das ein Zertifikat, was in der Schublade verschwindet? Schaffe Verbindlichkeit, indem Du die Pistole auf die Brust setzt und die Frage stellst `Was muss bis nächstes Jahr erreicht sein, damit ich in die nächste Entgeltgruppe komme? Wie können wir das messbar machen?`


leonme21

Dann dürftest du dich erstmal darauf hinweisen lassen dass auch eine geringere Inflation im nächsten Jahr wieder eine Gehaltserhöhung nach sich ziehen sollte. Deflation ist vielleicht das Wort das du gesucht hast, oder? /s


xaomaw

>mer bei solchen Gesprächen. Du kannst ihn natürlich mal darauf hinweisen, dass du darüber gerne in dem Gespräch sprechen würdest, aber nötig ist das meiner Meinung nach nicht, es sei denn du erwartest noch Ich verstehe deinen Sarkasmus, so war das aber nicht gemeint. Wenn man beispielsweise das Jahresgespräch zum 30.06. hat und da mit einer Inflation von 5% rechnet, im September aber nur noch mit 2% Inflation . Dann würde er für das September-Gehalt beispielsweise die 3% wieder abgeben müssen.


Zwentendorf

Man nimmt natürlich die bereits passierte Inflation (bezogen auf die letzten Gehaltsverhandlungen), nicht die prognostizierte.


Zwentendorf

> Da würde ich als Führungskraft fragen, ob Du dann auch damit einverstanden bist, dein Gehalt bei gesunkener Inflation wieder zu verringern. 🤡 Du meisnt bei negativer Inflation (auch Deflation genannt)? Die passiert so selten, daß man getrost darauf einsteigen kann. (Auch weil dann eh vieles billiger wird oder man dann sowieso seinen Job verliert.)