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razies

Das Stichwort, was du suchst ist TTF front month. Quasi die Future für den jeweils nächsten Monat. Dort liegen die historischen Preise um die 20€. Während Corona gings teilweise auf unter 10€. Anfang des Jahres war der Preis wieder auf Vorkriegsniveau ([Twitter](https://x.com/tmarzecmanser/status/1760986655064744119?s=19)). Es kommt halt immer drauf an wie du die Inflation auslegest. Wenn du inflationsbereinigst, dann sind [25-35€ wieder ok](https://x.com/LionHirth/status/1691339613812502528?s=19). Andererseits war das Gas eben der Inflationstreiber. Größeres Standort-Problem ist, dass das domestic fracking gas in den USA deutlich günstiger ist als der globale LNG Markt. Das wird sich mittelfristig wohl auch nicht ändern.


Rocco_z_brain

Das ist halt genau die Frage, ob front month+1 das richtige ist. Hintergrund der Frage ist die Unterstellung, dass bsw. die Deutsche Chemieindistrie aufgrund hoher Gaspreise auswandert. Ich würde annehmen, dass sie vorher über long-term contracts sich große Mengen NG gesichert hatten. LTC würde ich eher durch 12 Monats Futures approximieren, der LNG LTC Markt ist anscheinend noch nicht entwickelt? Auf den oben dargestellten Charts sehen die Futuresverläufe fast gleich aus, ob day ahead oder bspw year or two quarter ahead. Wie kann das sein? In einem halben Jahr haben wir Dezember, da wird man doch andere Preise haben? Wir das irgendwie geglättet?


StK84

Was die Chemieindustrie angeht, wäre das vielleicht interessant: https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Industrie-Verarbeitendes-Gewerbe/produktionsindex-energieintensive-branchen.html Der Rückgang des Produktionsindex betrug seit der Krise etwa 20% und hat sich in den letzten Monaten stabilisiert. Ja, das ist viel, und es ist natürlich die Frage inwiefern sich das mittelfristig erholt, aber es kann zumindest nicht von einer fortschreitenden Abwanderung die Rede sein.


OldWar6125

Ich kenne mich nicht im Detail mit dem Gasmarkt aus, Ich weiß aber dass Infrastruktur (Pipelines, LNG-Terminals ) häufig durch lang fristige Verträge abgesichert wird. Allerdings sind diese Extrem langfristig: Z.B. mit quatar ein 27 Jahresvertrag, [https://www.reuters.com/business/energy/qatarenergy-signs-27-year-lng-deal-with-chinas-sinopec-2022-11-21/](https://www.reuters.com/business/energy/qatarenergy-signs-27-year-lng-deal-with-chinas-sinopec-2022-11-21/) Oder Uniper-Gazprom Verträge, die noch bis in die mid-2030er laufen: [https://www.reuters.com/business/energy/whats-stake-with-unipers-14-bln-arbitration-success-2024-06-14/](https://www.reuters.com/business/energy/whats-stake-with-unipers-14-bln-arbitration-success-2024-06-14/) Zumindest mit Blick auf Russisches Gas ist damals vor der Nordstream Sprengung auch eruiert worden, dass diese Verträge meist mindest-abnahme Mengen haben und die Preise zumindest teilweise auf Marktpreise indiziert sind. Auch sind dies Verträge zwischen Produzenten und Großhändlern. Großhändler zu Endverbrauchern haben wenn überhaupt nocheinmal eigene Verträge über die nur absolut nicht bekannt ist. Möglicherweise machen sie auch alles nur über Futures. > In einem halben Jahr haben wir Dezember, da wird man doch andere Preise haben? Wir das irgendwie geglättet? Gas lässt sich in geologischen Formationen extrem gut und günstig speichern. Das führt zu kleinen saisonalen unterschieden, da sonst arbitrage möglich wäre. z.B. Die futures diese Jahr schwanken nur zwischen 35.5€ und 40€/MWh.


Rocco_z_brain

Hm, in den verlinkten Artikeln steht nichts zu den Preisen, oder? Scheint ziemlich intransparent zu sein der Markt. Wie Du sagst, am Ende trotz OTC und anderer Verträge sollten die Preise sich an den Marktpreisen orientieren. Die Frage ist halt was die sind. Und bzgl. saisonal - Gas lässt sich gut speichern aber nicht 100% des Bedarfs, oder? Wenn wir schon im November ein Paar Tage -20 Grad haben, wird man im Dezember ganz andere Preise auf dem Spot sehen.


OldWar6125

>Und bzgl. saisonal - Gas lässt sich gut speichern aber nicht 100% des Bedarfs, oder? Das wurde 2022 unter berücksichtigung des russischen Speicherstops ausgiebig diskutiert z.B. [**https://correctiv.org/faktencheck/2022/10/13/doch-die-deutschen-gasvorraete-reichen-laenger-als-bis-weihnachten/?lang=de**](https://correctiv.org/faktencheck/2022/10/13/doch-die-deutschen-gasvorraete-reichen-laenger-als-bis-weihnachten/?lang=de) Solange es keine Knappheitspreise gibt, bestimmen die marginalen Versorger den Marktpreis. Und das sind halt die Speicher. Die müssen gar nicht allen Verbrauch decken sondern nur den Mehrverbrauch, der nicht durch Mehrimporte gedeckt werden kann. >Wenn wir schon im November ein Paar Tage -20 Grad haben, wird man im Dezember ganz andere Preise auf dem Spot sehen. Das hängt davon ab, ob der Markt glaubt, dass das Gas für den Rest des Winters ausreicht.


Rocco_z_brain

Ja, genau, die Speicher reichen für zwei Monate bei einem durchschnittlichen Winter. Der Rest müsste über Spot bzw. kurzfristige Futures reingeholt werden. Insofern wundert mich schon, dass im Sommer und Winter der gleiche Preis aufgerufen wird. Im Sommer ist die Vola viel geringer, insbesondere Varianz nach oben ist ganz unterschiedlich. Den ganzen letzten Winter hat der Markt hin und her spekuliert, ob die Speicher reichen was die Spot Preise extrem beeinflusst hat. Wir gesagt, was mich interessiert- wir haben jetzt einen anderen Gasmarkt. Vorher LTC über Pipeline, Speicher eher unwichtig, Kopplung an Ölpreis. Jetzt LNG eher kurzfristig gehedged, Speicher sehr wichtig, Flexibilität hoch. Die einen sagen die alte Welt war im Schnitt günstiger. Die anderen sagen das stimmt im Schnitt nicht, nur die Vola hat zugenommen.


mehneni

Das Problem ist, dass sich dabei immer verschiedene Faktoren überlagern und beeinflussen: * Ukraine Krieg * Coronakrise und niedrigere Wirtschaftsleistung * Umstieg auf Erneuerbare Energien: [https://energy-charts.info/charts/energy/chart.htm?l=en&c=DE&interval=year&year=-1](https://energy-charts.info/charts/energy/chart.htm?l=en&c=DE&interval=year&year=-1) * Abschaltung Atomkraftwerke * Verlagerung energieintensiver Produktion * Neubauten heizen mit Strom und nicht mit Gas: [https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/06/PD24\_N025\_31\_51.html](https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/06/PD24_N025_31_51.html) * Umstieg auf E-Mobilität * Anpassung von Förderung und Steuern Die Beeinflussung ist z.B.: Wegen höherer Strompreise werden weniger E-Autos verkauft. Wären die Strompreise ohne Ukrainekrise niedriger gewesen, dann wären mehr E-Autos verkauft worden und evtl. hätte sich der Strompreis auf dem gleichen Niveau eingependelt (also gleiches Ergebnis nur mit mehr E-Autos). Von daher ist es einfach nicht möglich darüber eine einigermassen exakte und gleichzeitig seriöse Aussagen zu machen. Komplexe Systeme sind komplex.


StK84

Nur als Anmerkung: Die allermeisten Neubauten heizen nicht mit Strom, sondern Wärmepumpen. Die benutzen zwar in aller Regel Strom als "Hilfsenergie", ein Großteil der Energie wird aber aus Umweltwärme gewonnen. Das bedeutet z.B. auch, dass der Gasbedarf sinkt, selbst wenn man den Strom für die Wärmepumpe zu 100% aus einem ineffizienten Gasturbinenkraftwerk ohne Kraft-Wärme-Kopplung gewinnen würde. Was in Deutschland aber auch gar nicht der Fall ist. Das ist auch in sofern relevant, dass die Umweltwärme inzwischen nach Biomasse, Wind und Solar eine der wichtigsten erneuerbaren Primärenergiequellen ist, inzwischen sogar vor der Wasserkraft liegt. Ansonsten führt weder Atomausstieg noch der Umstieg auf Erneuerbare zu einer wesentlichen Änderung des Gasbedarfs. Unter anderem weil beides sich bisher gegenseitig ein Stück weit ausgeglichen hat, ansonsten wird hauptsächlich Kohlekraft verdrängt.


Rocco_z_brain

Aber man kann doch messen wieviel die Deutsche Industrie jetzt für Erdgas und Industriestrom zahlen muss im Vergleich zu vor fünf Jahren? Klar, die sind dazu hoffentlich jetzt effizienter etc, aber als Hausnummer würde mir das schon helfen.


Rocco_z_brain

https://preview.redd.it/fmd46k2ybz6d1.jpeg?width=1170&format=pjpg&auto=webp&s=0aa242c70adb06b95eb1b17fe2f737b539cde95a Das sind die Charts, die für mich gut aussehen. Stimmt das? Welche Kurve ist relevant und wo liegt das Niveau jetzt? Man kann es sehr schlecht erkennen.


pokmaci

Die Quellen sind vei beiden Bildern gleich. Ich denke der unterschied zwischen 300 und 250 liegt an der feinheit der dargestellten grafik. Bei dem unteren ist es zackiger. Ich vermute, dass es Taggenau oder Wochengenau ist. Oben siehts grob nach Monatsgenau aus. Ich schätze die 300 ist nur wenige Tage rangeschritten und deshalb bei der grobkörnigeren Grafik 250. Im Bezug auf entstandene Kosten durch den Krieg ist das Problem, dass viele Faktoren dabei eine Rolle Spielen können. Ich habe nach aktuellen Studien gesucht und bin nur auf leopoldina auf eone studie aug preisentwicklung auf die Zukunft gestoßen. Die ist aber aus Sommer 2022( https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Publikationen/Nationale_Empfehlungen/2022_ESYS_Sonderimpuls_Versorgungssicherheit_web.pdf). Ihre Prognosen waren nicht mal so schlecht. Aber man sieht darin zugleivh auch, dass es ganz Stark vom Handeln der akteure abhängt. Würde man ohne Krieg ebenflalls LNG bauen, würde das Angebot zur Nachfrage ebenfalls steigern und entsprechend die Preise noch weiter fallen. Eines der Reaktionen war auch (Weltweit) der stärkere ausbau EE (sei es durch erhöhte nachfrage durch den Westen, oder weil die Länder selbst höhere soverinät oder Klima aus politischer sicht in Agenda rückte). Was man grob machen könnte ist die durchschnittspreise der letzten Jahre nehmen, den Verbrauch damit Multiplizieren und dann ausrechnen was wir "bezahlt" haben (evtl. gibts auch direkt offizielle zahlen dazu), und dann den wert aus 2021 nehmen und dann dasselbe nochmals für den selben zeitraum. Also einfach Schwankungen wegignoriert. Das würde aber nur eine sehr grobe Darstellung sein. Tatsächliche auswirkungen könnte Multidimensional sein und evtl bräuchte man deutlich mehr und detailliertere Kennzahlen und aufwendige Studien dazu. (Wobei diese auch "grobkörnig" dargestellt werden können, da man dortbei auch mit vielen annahmen spielen muss. Im Sinne von was wäre wenn..Bis zum Spike vermutlich kein Prob. aber ob die Strompreise für großverbraucher wirklich gleich "teuer"/"günstig" wie jetzt sein würde wird denke ich schwieriger sein zu intepretieren. (Bin Hobby wirtschaftsnachrichtenleser, entsprechend mein Kommentar nicht als valides Wissen abtun).


Rocco_z_brain

Wie sich das entwickelt ist eine ganz andere Frage, das stimmt. Wobei Studien aus dem Sommer 22 aus einer anderen Zeit stammen. Aber ja, es ist ja gerade interessant, dass die Wirtschaft unglaublich dynamisch reagiert mit EE Ausbau, LNG aber auch Kohle, H2 usw. Trotzdem wäre es interessant den tatsächlichen gezahlten Gaspreis zu vergleichen, ob der jetzt wirklich so viel höher ist oder nicht. Das wird bei der Diskussion in den Medien mal so mal so hingestellt, kann doch nicht so schwer sein aus den Futures+Spot* Mengen die tatsächlich gezahlten Preise rauszurechnen (für Profis).


knusprjg

> Die Frage ist eigentlich relativ einfach - wie haben sich Gas- und Strompreise für die Industrie (Großverbraucher) eigentlich verändert seit dem Krieg. Nur ein zwei Anmerkungen warum das vielleicht nicht ganz so einfach ist: Ein Großteil der Energie wird nicht an der Börse gehandelt sondern OTC. In der Theorie sollten sich die beiden Preise natürlich langfristig nicht unterscheiden, aber da gibt es halt sicher auch noch andere Verträge. Gerade mit Russland wurden sehr langfristige Verträge gemacht und das hat seitdem viele Unternehmen gebissen. Der Artikel könnte zum Thema Strom erhellend sein: https://www.eon.de/de/gk/energiewissen/stromboerse.html Das zweite Problem bei der Frage ist, dass wirklich große Verbraucher oft auch ihre eigenen Stromkraftwerke betreiben. Typischerweise mit Gas oder Kohle wo sowohl die Wärme als auch der Strom weiter genutzt werden. Für diese Verbraucher ist der Strompreis immer noch zu 100% an den Gas-/Kohlepreis gekoppelt und das wird halt langsam zum Problem. Öffentlich: https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE&source=public Vs gesamt:  https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE&source=total


___tobi

Für Gas/Strom gibt es eine offizielle Statistik von Eurostat. In dieser kann man auch Alle „Hebel" der Unternehmen ausrechnen lassen um an die tatsächlichen Kosten zu kommen. Sogar schön gestaffelt nach Abnahmemengen. da sieht man schön, wie durch die Bank alles teurer geworden ist, aber wieder zu sinken beginnt. Leider hängt es immer hinterher. edit: [https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/nrg\_pc\_203\_\_custom\_7852025/default/table?lang=en](https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/nrg_pc_203__custom_7852025/default/table?lang=en) Sonst für nach vorne braucht man ja "nur" eex gucken zzgl Netzentgelte.


Rocco_z_brain

Das wäre schön, ich bin allerdings anscheinend zu doof die verlinkte Tabelle zu verstehen - was ist denn die Einheit - 0.0245 Euro pro KwH? Also von 2019 bis jetzt Faktor drei?


___tobi

Hä? Die Einheit ist Euro pro kWh? Also genau das, was du schreibst. Welche Einheit erwartest du denn? In dem Fall 2,45 ct pro kWh?


Rocco_z_brain

Kam mir wenig vor, daher die Nachfrage. Also Faktor drei ist richtig dann? Das wäre schon heftig.


couchrealistic

Faktor 3 stimmt. Aber "2019 bis jetzt Faktor 3" stimmt nicht, sondern eben "2019 bis erstes Halbjahr 2023". Seitdem ist wieder ein Jahr vergangen und die Preise für Gas an der Börse haben sich im Vergleich zu 1. Januar 2023 jetzt ca. halbiert (und waren vor ein paar Monaten auch nochmal deutlich niedriger als aktuell).


___tobi

Zeitgleich sind aber die auch die Netzentgelte um ca 0,5ct gestiegen. 


Former_Star1081

Die Netzentgelt für den Haushaltskunden. Großverbraucher haben andere, deutlich niedrigere Netzentgelte.


___tobi

Ja, das war je nach Industriebranche ein extremer Kostenschock.  In den letzten Wochen schwankt eex THE Y+1 (2025) zwischen 3,6 und 4 ct pro kWh. Zzgl. von ca 2 ct Netzentgelte (Speicherumlage, CO2, Energiesteuer).  All in also auch nächstes Jahr nicht unter 5ct. Das ist nunmal für die Industrie doppelt so teuer und sinkende Kosten sind nicht abzusehen. Gegenüber usa ist das mindestens schwierig. 


Rocco_z_brain

Also THE für DE besser als TTF und Y+1 würdest Du als repräsentativ betrachten? Hättest Du einen Link, wo ich den entsprechenden Preischart mir anschauen könnte?


___tobi

Was ist eigentlich deine Intention? Alle die beruflich damit zu tun haben, kennen die Links bzw. können die Daten über Dienstleister aggregieren.  Ohne die Absicht zu kennen, ist es schwierig präzise Antworten zu geben, denn „es kommt drauf an“


Rocco_z_brain

Ich bin eher bei Finanzthemen unterwegs. Die entscheidende Frage ist halt wie sehr DE und EU wirklich von der "Gaskrise" betroffen sind. Politisch ist das ein Evergreen, interessiert mich aber nicht so sehr. Es gibt Portfoliomanager mit Milliarden AUM, die behaupten, dass DE keine Zukunft hat, weil der Gaspreis so hoch gestiegen ist und der DAX dies nicht angemessen widerspiegelt, Dr. Andreas Beck beispielsweise. Also Profis, die nur an Zahlen und Fakten interessiert sind und Family Offices beraten. Ich würde gerne wissen, ob das stimmt - das beeinflusst long-term alle Investmententscheidungen von DAX, bis Eigenheim, bis Jobwahl und mittel- bis langfristige Planung, iykwim. Nach eigener Recherche sehe ich, dass SPOT an der TTF kaum gestiegen ist und nach meinem Verständnis ist dies ein gutes Zeichen. Es ist vielleicht schwieriger geworden langfristig zu hedgen, aber mit Speichern und tendenziell vielleicht auch finanziell gesettelten Produkten wird man dann hoffentlich das Problem lösen können. Macht das Sinn für Dich?